Waldrettung Baumpaten in Thüringen starten Aufforstung für Rennsteig-Wälder
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06. April 2024, 11:49 Uhr
Aus dem Ladekasten am Traktor recken sich Bündel von Setzlingen: 2.000 kleine Lärchen hat ein Unternehmen gekauft - bei den "Baumpaten Thüringen", einem Team von jungen Leuten, die etwas tun wollen gegen die zunehmenden Kahlflächen in Thüringens Wäldern.
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Er wird im Jahr von mehr als 100.000 Wanderern besucht, ist ohne Zweifel der bekannteste Wanderweg Thüringens: der Rennsteig. Als Touristenziel leidet er aber längst unter den Auswirkungen von jahrelanger Trockenheit, folgendem Borkenkäferbefall und zunehmenden Stürmen. Deshalb wollen sie etwas tun gegen die Kahlflächen rechts und links des 170 Kilometer langen Kammweges, sagen die Baumpaten Thüringen.
"Bis 2030 sollen dort 500.000 neue Bäume gesetzt werden. Das heißt in jedem Jahr etwa 70.000 Setzlinge!", sagt Curtis Schüßler. Er hat 2021 gemeinsam mit Martin Zink in Gotha die Baumpaten Thüringen als Start-up gegründet. Beide sagen aber auf Nachfrage, dass sie beruflich ganz anders unterwegs sind, ihre eigenen Einkommen also anders verdienen.
Großes Echo auf Online-Angebot
Martin Zink erklärt, dass sie sich keine Gehälter aus der Baumpaten-Unternehmung zahlen. "Jeder Cent kann deshalb genutzt werden, um unsere Projekte für die Aufforstung umzusetzen. Und um neue innovative Lösungen dafür zu finden." Die Grundidee war überraschend einfach: Per Onlineshop bieten sie an, Setzlinge zu kaufen und für Aufforstungen in Thüringen zu spendieren. Da kann jeder mitmachen, "schon ab 14,99 Euro pro Setzling", erläutert Curtis Schüßler. Je mehr Bäume man nimmt, umso günstiger wird der einzelne.
Offenbar wird im großen Stil für den guten Zweck eingekauft. Nur so wurde es möglich: Für die Walderneuerung in vier Landkreisen in Nordthüringen wachsen inzwischen auf 26 Flächen die ersten 5.000 neuen Gehölze der Baumpaten heran. In Westthüringen wurden bisher über 12.000 Setzlinge in den Boden gebracht. In Mittel-, Süd- und Ostthüringen konnten über 13.000 junge Bäume gepflanzt werden. Und nun das Projekt "Rennsteig 2030".
Allein mit privaten Spendern wäre das alles kaum zu schaffen, bestätigt Martin Zink. "Wir haben inzwischen viele Thüringer Unternehmen, die ich vorher tatsächlich gar nicht gekannt habe, engagieren können, in den Wald zu gehen. Teilweise machen sie es als Teamevent, um gewissermaßen ihren eigenen Firmenwald aufzubauen. Somit lebt die Idee. Und lebt immer weiter auf."
Hilfe für private Waldbesitzer
Karsten Rose ist der Chef im Forstamt in Gehren. Er ist froh über die Baumpaten und ihre Hilfe. Denn sie haben besonders die Kahlflächen im Blick, die in privatem Grundbesitz sind. Auf solch einer Fläche bei Meuselbach erklärt er das Problem: "Konkret hier haben wir so einen besonderen Fall. Eine Parzelle, die einen Hektar groß ist, also ungefähr wie ein Fußballplatz. Hier gibt es zehn im Grundbuch eingetragene Waldbesitzer. Aber die Hälfte ist für uns nicht mehr ermittelbar."
Schon als es um das Abholzen der vom Borkenkäfer zerstörten Bäume ging, musste die Stadt Schwarzatal dafür ins Boot geholt werden. Jetzt, zwei Jahre später geht es ums Aufforsten. Die anderen privaten Waldbesitzer dieser Parzelle bekommen nun Unterstützung durch die Baumpaten, die gerade im Kasten auf dem Traktor 2.000 junge Lärchen bereitgestellt haben. Jede einzelne Lärche wird einmal im Jahr 35 Kilogramm Kohlendioxid "schlucken" können. Aber ein paar Jahre Aufwuchs werden dafür nötig sein.
Waldumbau mit mehr Vielfalt
Revierförster Volker-Christian Hassenstein hält einen Setzling hoch. Etwa einen halben Meter lang ist er und schon gut begrünt. Unten hängt mehr als zehn Zentimeter lang ein schmales, längliches Wurzelgeflecht. Hassenstein erklärt: "Lärche wurzelt deutlich tiefer als die Fichte. Kommt daher eher ans Wasser. Und ist gegenüber Trockenheit nicht so anfällig."
Doch die Lärchen sollen nicht das letzte Angebot der Baumpaten auf dieser Fläche sein. Baumpate Curtis Schüßler macht das beim Beginn der Pflanzaktion klar. "Es ist ja nur eine ergänzende Pflanzung. Was wir natürlich auch noch vorhaben? In zwei, drei Wochen nochmal mit unserer Pflanzdrohne vorbeizukommen. Und vielleicht noch ein paar Wildkirschen aus der Luft zu säen."
Der Revierförster findet es gut, wünscht sich möglichst auch noch Douglasien und andere Baumarten auf die Fläche. "Wenn durch irgendwelche Umstände eine Baumart ausfällt, dann haben wir noch drei oder vier andere Arten. Und die Chance, dass nicht wieder der ganze Wald stirbt", sagt Volker-Christian Hassenstein.
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 06. April 2024 | 19:00 Uhr
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