Tarifstreit Regionaler Busverkehr in Nordsachsen und Leipzig streikt weiter
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01. Februar 2023, 05:04 Uhr
Nachdem sich die Gewerkschaft Verdi und der Landesverband des Sächsischen Verkehrsgewerbes auch in der dritten Verhandlungsrunde nicht einigen konnten, wurde am Dienstag erneut gestreikt im nordsächsischen Busverkehr. Die Beschäftigten von Regionalbus Leipzig, Nordsachsen Mobil und Thürsac legten für 24 Stunden die Arbeit nieder. Auch der Schülerverkehr war betroffen.
- Die Beschäftigten von Regionalbus Leipzig, Nordsachsen Mobil und Thürsac haben für 24 Stunden gestreikt.
- Rund 300 Busfahrerinnen und Busfahrern trafen sich auf dem Marktplatz in Borna zu einer Kundgebung.
- Landrat und Unternehmen appellieren an die Politik, den ÖPNV finanziell besser aufzustellen.
Viele Haltestellen im Landkreisen Leipzig und Nordsachsen waren am Dienstag verwaist. Um 3 Uhr morgens begann ein 24-stündiger Streik. Rund 300 Busfahrerinnen und Busfahrer versammelten sich am Dienstagmorgen auf dem Marktplatz in Borna zu einer Kundgebung. Die Lage sei ernst, sagen viele von ihnen: "Es wird alles teurer und wir müssen es auch irgendwie bezahlen können." Aber nicht nur die Bezahlung sei verbesserungswürdig, auch die Arbeitsbedingungen. "Wir haben viele Teildienste, wenige durchgehende Dienste und sind am Ende trotzdem 12 Stunden am Tag unterwegs."
Kundgebung in Borna
Zuvor war auch die dritte Verhandlungsrunde zwischen der Gewerkschaft Verdi und dem Landesverband des Sächsischen Verkehrsgewerbes (LSV) ergebnislos verlaufen. In den laufenden Tarifverhandlungen fordert die Gewerkschaft eine Erhöhung der Löhne um 600 Euro brutto sowie 400 Euro mehr im Monat für die Auszubildenden. Das Angebot der Arbeitgeber lag eigenen Angaben zufolge zuletzt bei zehn Prozent mehr Lohn. Mitte Januar hatte es schon einmal einen Warnstreik gegeben.
Landrat Henry Graichen und Vertreter der drei Verkehrsunternehmen kamen zu der Kundgebung und erläuterten ihre schwierige Lage. "Verkehrsunternehmen sind zuschussfinanzierte Unternehmen", erklärte Regionalbus-Geschäftsführer Andreas Kultscher. "Wir geben hier letztlich das Geld der Bürgerinnen und Bürger aus - der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler. Deswegen müssen wir mit Augenmaß und sparsam mit den Mitteln umgehen. Und in diesem Sinne verhandeln wir auch."
Wir geben hier letztlich das Geld der Bürgerinnen und Bürger aus. Deswegen müssen wir mit Augenmaß und sparsam mit den Mitteln umgehen.
Verständnis bei Landrat und Unternehmen
Landrat Henry Graichen zeigte Verständnis für die Busfahrerinnen und Busfahrer: "Die Kostensteigerungen kommen ja bei allen an. Insofern gibt es großes Verständnis dafür, dass auch ein Lohnzuwachs erzielt werden muss. Aber der muss eben auch leistbar sein von den Unternehmen und den Kommunen."
Die Kostensteigerungen kommen bei allen an. Insofern gibt es großes Verständnis dafür, dass auch ein Lohnzuwachs erzielt werden muss. Aber der muss eben auch leistbar sein.
Von einer Einigung weit entfernt
Man habe bereits mehr Stundenlohn angeboten, sagte Kultscher, die Höhe der Forderung der Gewerkschaft sei aber nicht zu leisten. Man bewege sich aufeinander zu, von einer Einigung sei man jedoch noch weit entfernt, sagt Clemens Jung, Mitglied der Tarifkommission. "Uns geht es darum, hier ein Zeichen in Richtung Politik zu senden, den öffentlichen Nahverkehr mit ausreichenden Mitteln auszustatten, damit die Geschäftsführung in der Lage ist, uns auskömmliche Löhne zu zahlen."
Uns geht es darum, hier ein Zeichen in Richtung Politik zu senden, den öffentlichen Nahverkehr mit ausreichenden Mitteln auszustatten, damit die Geschäftsführung in der Lage ist, uns auskömmliche Löhne zu zahlen.
Gewerkschaft appelliert an die Politik
Verdi-Sprecher Michael Sommer appelliert an den politischen Willen, den ÖPNV finanziell besser aufzustellen. "Am Ende sind die Beschäftigten immer die Schwächsten im Glied und auf denen wird das alles immer abgeladen. Und das lassen die Beschäftigten nicht mehr auf sich sitzen. Deswegen stehen wir heute hier." Weitere Streiks seien daher nicht ausgeschlossen. Dennoch betonten sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer am Dienstag, an einer schnellen Einigung interessiert zu sein.
Wer sind Regionalbus Leipzig, Nordsachsen Mobil und Thüsac?
Regionalbus Leipzig GmbH ist das kommunale Verkehrsunternehmen des Landkreises Leipzig und zugleich der größte Mobilitätsdienstleister in der Region. Er befördert jährlich rund sieben Millionen Fahrgäste.
Nordsachsen Mobil GmbH (NoMo) ist ein regionales Busunternehmen mit Sitz in Oschatz. Es befördert Fahrgäste im Landkreis Nordsachsen.
Thüringisch-Sächsische Personennahverkehrsgesellschaft mbH (THÜSAC): Das Unternehmen hat eigenen Angaben zufolge 140 Busse und bedient 61 Linien im Regionalverkehr der Landkreise Altenburger Land und Leipzig sowie den Stadtverkehr in Altenburg, Borna und Schmölln. Der Schülerverkehr spielt ebenfalls eine zentrale Rolle. Das Unternehmen beschäftigt nach eigenen Angaben 235 Mitarbeiter und 13 Auszubildende.
MDR (lt/sho)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnreport aus dem Studio Leipzig | 31. Januar 2023 | 14:30 Uhr