Zusätzliche Aufgabe Weniger Mittel und Fachkräfte für "Sprach-Kitas" – Erzieherinnen sollen selbst ran
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04. September 2023, 05:00 Uhr
Bildung ist ja bekanntlich Ländersache. Doch seit kurzem erst gilt das auch für die frühkindliche Sprachförderung. Deren Finanzierung hatte bis Mitte des Jahres der Bund gesichert. Nun jedoch sind die Länder in der Pflicht. In Sachsen etwa bedeutet das für Kita-Fachkräfte, dass sie Sprachförderung künftig selbst übernehmen sollen.
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- Erzieherinnen sollen die Sprachförderung übernehmen.
- Kritik an diesem Plan kommt von der Gewerkschaft GEW und eine konkrete Forderung an das Land.
Das Bundesprogramm zur Sprachförderung in den kommunalen Kindergärten ist Geschichte. Sachsens Landesregierung aus CDU, SPD und Grünen hat deshalb ein eigenes Landesprogramm gestartet, mit nur der Hälfte der Summe, die es vorher vom Bund gab. Warum das Land nicht mehr bereitstellt, erklärt die SPD-Landtagsabgeordnete Juliane Pfeil so: "Das ist eine finanzielle Frage letzten Endes. Wir haben im Doppelhaushalt auf andere Dinge nochmal einen größeren Fokus gelegt. Das war eben konkret in diesem Haushalt die Frage der Personalreserve."
Während es in Sachsen bislang nur recht wenige "Sprach-Kitas" mit dieser speziellen Förderung gab, soll nun im Grunde jede Kita eine werden, erklärt Matthes Blank von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in Sachsen. Demnach hatten bisher etwa zehn bis elf Prozent der Kitas die zusätzlichen Sprachfachkräfte. Jetzt aber "sollen alle Kitas Sprachförderung machen".
Die Fachkräfte "fehlen einfach"
Das Problem: Es gibt das nötige Personal eigentlich nicht. Das bemerkt auch Nadine Häußler-Schmidt von der Kindervereinigung in Leipzig, die als Träger in der Stadt zehn Kitas betreibt. In drei von ihnen konnten demnach bislang zusätzliche Sprachfachkräfte eingesetzt werden, und die "fehlen einfach".
Und diese Spezialisten werden wohl auch nicht wiederkommen. Denn das neue Landesprogramm verfolgt einen anderen Ansatz: Erzieherinnen sollen weitergebildet werden und die Sprachförderung übernehmen. Das gibt es zwar bisher auch schon. Gleichwohl sieht Blank hier ein großes Problem: "Die pädagogischen Fachkräfte melden uns zurück, dass sie jetzt schon über dem Limit sind, mit dem was sie zu leisten haben."
Und das ist nicht das einzige Problem: Um Erzieherinnen und Erzieher weiterzubilden, sollen jeder Landkreis und jede kreisfreie Stadt in Sachsen spezielle Sprachförder-Teams bekommen. Die aber gibt es noch nicht.
Die pädagogischen Fachkräfte melden uns zurück, dass sie jetzt schon über dem Limit sind, mit dem was sie zu leisten haben.
Heißt also: Kita-Kinder bekommen demnächst weniger professionelle Sprachförderung und Kinder mit entsprechenden Defiziten werden es schwerer haben, wenn sie in die Schule kommen. So sagt etwa die Rektorin der Ludwig-Reichenbach-Grundschule in Dresden, Anna-Maria Feig: "Ohne Sprache oder ohne korrekte Sprache ist auch der Lese-Lern-Prozess und der Schreib-Lern-Prozess erheblich erschwert; und eine Sprachförderung für Kinder, die es notwendig haben, essenziell für den schulischen Erfolg."
Sprachförderung per Kita-Grundfinanzierung?
Insgesamt ist die Sprachkompetenz der Kinder in Deutschland in den vergangenen Jahren gesunken. Deshalb hat Blank von der sächsischen GEW eine konkrete Forderung: Dass die Sprachförderung "nicht über Programme finanziert ist", die immer irgendwann auslaufen können, sondern dass sie in die Kita-Grundfinanzierung eingepreist werde. Doch auch das neue Programm in Sachsen ist wieder einmal nur befristet – zunächst bis Sommer 2025.
MDR AKTUELL (ksc)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 04. September 2023 | 06:00 Uhr