eine Gruppe Mädchen stehen im Treppenhaus
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Bildung Endlich Ferien! Wenn Mutti und Opa die Zeugnishotline anrufen

15. Februar 2025, 14:00 Uhr

Die Winterferien beginnen – doch vorher gab es am Freitag Zeugnisse. Diese sind oft Anlass für große Freude, doch manchmal auch für Sorgen. Warum weniger die Kinder, sondern vor allem Eltern und Großeltern die Zeugnishotline anrufen, erklärt Susanne Meerheim, Sprecherin des Kultusministerium MDR SACHSEN im Interview.

Frau Meerheim, haben Kinder so viele Probleme mit ihren Zeugnissen, dass es eine Hotline braucht?

Die Zeugnishotline ist ein Angebot für die Schülerinnen und Schüler, sich an uns zu wenden, wenn sie nach den Halbjahreszeugnissen offene Fragen haben. Es geht auch darum, dass keiner unglücklich in die Winterferien starten soll.

Susann Meerheim, Sprecherin Kultusministerium Sachsen 9 min
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MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Fr 14.02.2025 17:40Uhr 08:55 min

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Wie groß ist die Nachfrage, hingen Anrufer in der Warteschleife?

Nein. Ehrlich gesagt hält sich die Zahl der Anrufenden im Rahmen. Das spricht für die gute Arbeit unserer Lehrerinnen und Lehrer. Wenn es Fragen gibt, sind sie die ersten Ansprechpartner. In ihren Sprechstunden können Eltern bereits konkrete Fragen stellen. Insofern ist unsere Zeugnishotline als zusätzliches Angebot zu verstehen. Abseits dessen gibt es bei uns von montags bis freitags eine Bürgersprechstunde, in denen wir vieles abfangen.

Seit wann gibt es die Zeugnishotline?

Die Hotline ist schon fast traditionell, sie ist seit mehreren Jahren verfügbar. Wir merken jedoch zunehmend, dass weniger Schüler, jedoch immer mehr Eltern und Großeltern anrufen.

Zeugnissorgen plagen vor allem die Eltern und Großeltern?

Ja. Es sind tatsächlich weniger die Schüler, die traurig oder ängstlich sind, keine guten Noten mit nach Hause zu bringen. Oft haben Eltern Fragen zur Notengebung und Notenberechnung, zum Abitur, zur Wiederholung von Prüfungen, zur Anrechnung von Leistungen oder zur Regelung von Abschlussprüfungen. Viele fragen auch nach, wie es mit der Bildungsempfehlung oder der Bewerbung für andere Schulen läuft. Der Teufel steckt ja bekanntlich im Detail.

Das sind alles große Themen...

Sicher. Man muss jedoch dazu sagen, die Halbjahresnoten sind vorher bekannt. Die Schüler wissen bereits im Vorfeld, welche Zensuren sie bekommen. Viele Schulen haben auch schon digitale Notenbücher oder digitale Informationssysteme. Die Halbjahreszeugnisse sind also keine Überraschung.

Es ist also nicht wie vor 30 Jahren, dass sie mit einem Papierzeugnis nach Hause kommen, was noch nie jemand gesehen hat?

Nein, das hat mit unserer Realität heute weniger zu tun. Die Zensuren sind klar. Unsere Experten liefern hier eher weitere Informationen und beruhigen auch – es gibt immer einen Weg. Die Halbjahreszeugnisse zeigen ja in erster Linie, wo die Schülerinnen und Schüler aktuell stehen, wo es Verbesserungspotenzial gibt – und was man noch rausholen kann. Am Ende des Schuljahres sollen im besten Fall alle glücklich nach Hause gehen.

So viele Kinder haben am Freitag Zeugnisse bekommen Genau 526.350 Schülerinnen und Schüler an allgemeinbildenden Schulen, Schulen des zweiten Bildungsweges und an berufsbildenden Schulen haben am Valentinstag ihre Halbjahreszeugnisse erhalten.

Viele Lehrer beschweren sich über Eltern, die skeptisch sind und alles in Frage stellen. Bemerken Sie diese Entwicklung an der Hotline?

Im gesamten Schulbetrieb gehen Eltern gegen Notengebung vor, wenn sie unzufrieden sind und dies als ungerechtfertigt ansehen. Das merken wir hier an der Telefonhotline und in der Bürgersprechstunde.

Wie erklären Sie sich das, dass viele Eltern so besorgt um die Noten sind? Ist es der Leistungsdruck und der Druck, unbedingt die Bildungsempfehlung und das Abitur zu erreichen?

Ich glaube, das ist ein gesamtgesellschaftliches Problem. Einerseits leben wir in einer Leistungsgesellschaft. Andererseits versuchen viele Eltern ihre Kinder zu schützen und ihnen das Leben so einfach wie möglich zu machen. Das fängt bei den Elterntaxis an, mit denen die Kinder noch in der achten Klasse bis zur Schultür gefahren werden und hört bei ungerecht empfundenen Noten auf, wenn Eltern der Meinung sind, ihr Kind sei doch viel besser und müsste eine bessere Note bekommen.

Doch Eltern wollen doch schon immer – auch vor Jahrzehnten – das Beste für ihr Kind. Wo liegt der Unterschied?

Der Respekt vor Lehrenden war sicher einmal deutlicher. Heute zweifeln Eltern und Großeltern an Einschätzungen und Urteilen der Lehrerinnen und Lehrer. Das heißt nicht, dass hier auch Fehler passieren können – und einmal ein Punkt vergessen wird bei einer Klassenarbeit. Doch im Großen und Ganzen stellt jede Lehrkraft sehr transparent dar, wie die Noten zustande kommen.

Die Telefonhotline ist also auch Aufklärungsinstanz und Vermittlerin zwischen Lehrer und Schule?

Das kann man sagen. Wenn es Probleme in der Schule gibt, sind die Lehrer ja die ersten Ansprechpartner. In den meisten Fällen klärt sich hier gleich alles. Geht es hier nicht weiter, tritt man an die Schulleitungen ran. Wer sich dann noch einmal einen objektiven Rat holen möchte, ruft die Zeugnishotline oder unser Bürgertelefon an.

Halbjahreszeugnisse sind keine Abschlussprüfungen. Werden hier Erwartungen nicht zu hoch angesetzt? Sollen wir nicht - jugendlich formuliert - alle unsere Base chillen?

Genau, das sehen wir auch so. Ein Halbjahreszeugnis zeigt den aktuellen Stand. Wo lohnt es sich, nach den Winterferien ein bisschen Gas zu geben und zu Hause vielleicht eine extra Runde zu üben. Wo läuft es schon sehr gut? Es ist eine Zwischenbilanz, die Eltern und Schüler dazu motivieren kann, in einigen Fächern noch einmal durchzustarten.

Kommunikationsverhalten ändert sich. Viele Kinder telefonieren heute weniger gern und chatten lieber. Wäre da ein Zeugnischat nicht nutzerfreundlicher?

Sie haben Recht. Gerade Jüngere nutzen Social Media. Auch wir als Kultusministerium und Landesamt für Schule und Bildung sind bei sozialen Netzwerken wie Instagram und Facebook präsent und treten dort in Kontakt mit Eltern und Lehrenden. Überlegungen die Hotline zum Chat auszuweiten, gibt es allerdings nicht. Viele Fragen beantworten die Lehrenden direkt im Klassenzimmer oder wir später von montags bis freitags in der Bürgersprechstunde.

Zeugnishotline

Die Zeugnishotline des Landesamtes für Schule und Bildung ist immer am Tag der Zeugnisübergabe unter der Nummer 0371 – 5366 505 erreichbar.
Darüber hinaus steht bei Fragen der Bürgerservice des Kultusministeriums zur Verfügung. Unter der Rufnummer 0351/564-65122 erhalten Eltern und Großeltern hier montags bis freitags 8 bis 16 Uhr Hilfe und wichtige Informationen.

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