Verbraucher Sachsen profitieren unterschiedlich von Energiepreisbremse
Hauptinhalt
01. März 2023, 12:33 Uhr
Seit 1. März greifen die Energiepreisbremsen auch in Sachsen. Die Preise werden für Strom und Gas für einen Basisbedarf gedeckelt, die Mehrkosten dafür übernimmt der Staat. Wie es mit der Umsetzung klappt und was das für die Kunden von verschiedenen Versorgern im Freistaat bedeutet.
- Ab Mittwoch greifen die Preisbremsen für Gas, Fernwärme und Strom - und zwar rückwirkend auch für Januar und Februar. Bei der Information der Kunden kommt es zu Verzögerungen.
- Durch die Preisbremse verringert sich bei vielen Verbrauchern der monatliche Abschlag.
- In Südwestsachsen und in Leipzig profitieren mehr Kunden von der Energiepreisbremse, weil die Versorger dort höhere Preise für Strom und Gas verlangen.
Die Umsetzung der Preisbremsen für Gas, Fernwärme und Strom verzögert sich auch bei den Energieversorgern in Sachsen. Bei Sachsenenergie mit den Marken Drewag und Enso sollen die Kunden voraussichtlich im Laufe des Monats März über die Entlastungen durch die Preisbremse und die neuen monatlichen Abschläge informiert werden, wie Unternehmenssprecherin Nora Weinhold MDR SACHSEN sagte. Das liege an der komplexen Umstellung der IT-Systeme, die die Unternehmen bundesweit vor Herausforderungen stelle.
Nur ein Fünftel der Sachsenenergie-Kunden betroffen
Bei Sachsenenergie seien ohnehin nur knapp 20 Prozent der Kunden betroffen, da der Strompreis in der Grundversorgung unter der Preisbremse von 40 Cent pro Kilowattstunde liege. Der Gaspreis liege höchstens 1,7 Cent über den 12 Cent, die staatlich gedeckelt sind.
Für ein Einfamilienhaus mit einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden bedeute dies eine monatliche Entlastung von rund 23 Euro, rechnet die Sachsenenergie-Sprecherin vor. Insgesamt würden 114.000 Kunden von der Gaspreisbremse profitieren.
Was bedeutet das für die Verbraucher?
Verbraucher müssten sich um nichts kümmern, heißt es zum Beispiel bei Sachsenenergie oder EnviaM. Die Abschlagszahlung wird entsprechend der Entlastung verringert, die Kunden werden informiert. Mieter sollen die Entlastung in der Regel über die Heizkostenabrechnung erhalten, die dann im kommenden Jahr kommt. Die Preisbremsen gelten rückwirkend ab Januar, werden aber erst im März zum ersten Mal abgerechnet.
Höhere Energiepreise in West- und Südwestsachsen
Andere Versorger wie EnviaM in Südwestsachsen verlangen derzeit beim Strompreis in der Grundversorgung deutlich mehr, rund 48 Cent. 8 Cent pro Kilowattstunde werden hier also ab Januar über die Preisbremse bis zu einem Verbrauch von 80 Prozent bezuschusst.
Für jede Kilowattstunde darüber hinaus müssen Kunden den festgelegten Arbeitspreis des jeweiligen Tarifs zahlen. Das soll einen Anreiz geben zum Energiesparen: Je weniger Gas man nutzt, desto geringer ist der Verbrauch, der über der Preisbremse liegt - und desto weniger zahlt man.
Welcher Verbrauch wird berechnet?
Die Preisgrenzen gelten für 80 Prozent des Verbrauchs des Vorjahres. Bei Strom wird in aller Regel das Jahr 2022 als Vergleichsjahr herangezogen, bei Gas und Fernwärme der letzte Jahresverbrauch, der vor September 2022 vollständig abgerechnet wurde, also meist der Verbrauch 2021.
Auch EnviaM mit Mitgas habe es nicht rechtzeitig geschafft, zum 1. März alle Kunden über die Umsetzung der Energiepreisbremsen zu informieren, teilte eine Sprecherin auf Anfrage mit. Die Mitteilungen zu den Abschlägen sollten die Kunden aber ab Anfang März erhalten. Die Priorität liegt dem Unternehmen zufolge zunächst bei den Gaskunden, da dort die Spanne der Preisbremse wesentlich höher ausfalle als bei den Stromkunden.
Bis zu 1.680 Euro Entlastung pro Jahr bei EnviaM
Eine grobe Schätzung, wie die Kunden entlastet werden sollen, legte das Unternehmen aber bereits vor: Je nach Verbrauch und Produkt bewege sich der Entlastungsbetrag bei Gaskunden im Schnitt zwischen rund 47 und 140 Euro pro Monat, die Preisbremse für Stromkunden betrage zwischen rund 5 und 27 Euro. Auch bei EnviaM sind laut Unternehmen etwas weniger als ein Viertel der Kunden betroffen: rund 300.000 Stromkunden und 62.000 Gaskunden. Insgesamt beliefert EnviaM nach eigenen Angaben mehr als 1,3 Millionen Kunden in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Thüringen.
Noch höher sind die Strompreise derzeit bei Eins Energie in Chemnitz, der mit knapp 53 Cent pro Kilowattstunde Strom zu den teureren Anbietern in Sachsen gehört. Am teuersten ist der Strom bei den Stadtwerken Glauchau mit fast 63 Cent pro Kilowattstunde. (Anmerk.der Redaktion: Der Strompreis bei Eins Energie wurde zunächst höher angegeben. Wir haben das korrigiert.)
Stadtwerke Leipzig: Alle Kunden profitieren von Energiepreisbremsen
Auch bei den Stadtwerken Leipzig kämpfen derzeit Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit der neuen Software, um die Kunden über die neuen Abschlagszahlungen zu informieren. Sprecher Frank Viereckl sagte MDR SACHSEN, das Unternehmen bemühe sich, die komplexe Umstellung im Laufe des Monats März in Gang zu bringen. "Es bekommt aber jeder, was ihm zusteht", betont Viereckl. Bei den Stadtwerken Leipzig sind demnach alle knapp 300.000 Kunden von den Preisbremsen für Strom und Gas betroffen. Der Strompreis liege im Schnitt bei 52 Cent, so Vierckl. Bei einem Jahresverbrauch von 2.000 Kilowattstunden bei einer durchschnittlichen dreiköpfigen Familie bedeutet das eine Entlastung von etwa 192 Euro im Jahr durch die Preisbremse. Der Gaspreis liege im Schnitt bei rund 19 Cent pro Kilowattstunde.
Wer überprüft die Energiepreisbremsen?
Verbraucherschützer raten, die Auswirkungen der Preisbremsen auf die Zahlungen an den Versorger auf jeden Fall zu überprüfen. Das Unternehmen muss angeben, welchen Jahresverbrauch es zugrunde legt, und entsprechend, für wie viele Kilowattstunden der staatlich festgelegte Preis gilt.
Sachsen bei Entlastung durch Energiepreisbremsen im Mittelfeld
Das Vergleichsportal Verivox hat für eine Familie in Sachsen im Tarif der Grundversorgung beim Gaspreis eine durchschnittliche Entlastung von 763 Euro berechnet, beim Strompreis durchschnittlich 184 Euro. Damit liege Sachsen beim Gas etwas über dem Bundesdurchschnitt, beim Strom leicht darunter.
Das Vergleichsportal wies darauf hin, dass die günstigsten verfügbaren Alternativ-Tarife derzeit bundesweit unterhalb der jeweiligen Preisdeckel lägen. Durch einen Anbieterwechsel ließen sich zusätzlich 445 Euro bei Gas und 286 Euro bei Strom sparen. Das sei aber nicht immer möglich – wer beispielsweise im vergangenen Jahr einen Vertrag zu hohen Preisen mit längerer Laufzeit abgeschlossen hat, müsse erst das Ende der Vertragslaufzeit abwarten. Daher seien die Preisbremsen immer noch wichtig.
Energieexperte Lorenz Bücklein von der Verbraucherzentrale Sachsen sagte MDR SACHSEN, Verbraucher sollten stutzig werden, wenn sehr starke Preiserhöhungen angekündigt oder niedrige Verbrauchsprognosen für das Jahr angesetzt würden. Dann sollten sich Kunden im Zweifel an die Verbraucherzentrale wenden, um zu prüfen, ob ein Anbieterwechsel sinnvoll sei.
MDR (kbe)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 01. März 2023 | 08:00 Uhr