Pflege Erhöhte Eigenanteile: Pflegekosten in Sachsen stark gestiegen
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19. Januar 2023, 16:13 Uhr
Pflegebedürftige in Heimen müssen deutschlandweit mehr für ihre Versorgung zahlen. In Sachsen stiegen die Eigenanteile in den ersten zwölf Monaten besonders stark – um rund 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Laut dem Verband der Ersatzkassen liege die Preissteigerung an gestiegenen Personal- und Lebensmittelkosten. Der Verband fordert eine Pflegereform mit neuem Finanzierungskonzept mit dynamischen Steuerzuschüssen.
- Die Eigenanteile in sächsische Pflegeheimen sind 2023 stark gestiegen.
- Grund dafür sind unter anderem höhere Personallöhne aufgrund einer gesetzlichen Neuregelung.
- Experten fordern eine Pflegereform, um die Finanzierung neuzugestalten.
In sächsischen Heimen zahlen Heimbewohner im ersten Jahr ihres Aufenthalts in Pflegeeinrichtungen einen Eigenanteil von 2.184 Euro und damit deutlich mehr als noch 2022. Wie eine Auswertung des Verbands der Ersatzkassen (vdek) ergab, lassen sich pro Monat Mehrkosten von 356 Euro feststellen.
In ganz Deutschland sind die Eigenanteile in Heimen gestiegen. Sachsen liegt allerdings mit einer Steigerung von 19 Prozent über dem Bundesdurchschnitt.Der liegt nur bei rund 13 Prozent. "Erneut steigt die Belastung von Pflegebedürftigen und deren Angehörigen, die oft nicht wissen, wie sie die Kosten stemmen sollen", sagt die Vorstandsvorsitzende des vdek, Ulrike Elsner.
Höhere Löhne und teurere Preise lassen Eigenanteile steigen
Hintergrund für die Entwicklung seien laut vdek unter anderem die vergangenen Lohnerhöhungen für Pflegekräfte und die allgemein gestiegenen Lebensmittelpreise. Seit September 2022 müssen Pflegeeinrichtungen, die keinem Tarifvertrag angeschlossen sind, ihr Personal besser bezahlen.
Die Lohnerhöhung wird pro Bundesland berechnet und bedeutet dem Bundesgesundheitsministerium zufolge eine gesamtdeutsche Steigerung zwischen zehn und 30 Prozent. Bereits zur Einführung gab es Kritik an der neuen Regelung, die zwar für die Pflegekräfte dringend erforderlich sei, aber generell eine Umgestaltung der Finanzierungsfrage nötig gemacht hätte.
So mahnte der Deutsche Pflegerat: "Eine solche Reform ist überfällig. Ohne sie finanzieren die pflegebedürftigen Menschen die verbesserte Vergütung entscheidend mit." Auch der Arbeitgeberverband Pflege (AGVP) warnte in der Ärztezeitung vor einem "Kosten-Tsunami". Bereits jetzt benötige etwa ein Drittel der 800.000 Altenheimbewohner in Deutschland "Hilfe zur Pflege", weil sie die Kosten aus eigener Tasche nicht leisten könnten, ergaben Untersuchen des Pflegeverbandes.
Zuschüsse seit 2022 nach Aufenthalt gestaffelt
Der Bund hatte Anfang 2022 eigentlich eine gesetzliche Neuregelung verabschiedet, die Pflegebedürftige stärker entlasten sollte. Pflegekassen beteiligen sich seitdem an den Kosten mit Zuschüssen, die nach der Aufenthaltsdauer gestaffelt sind und sich im Rahmen von fünf bis 70 Prozent bewegen. Vergangenes Jahr wurde dafür 3,4 Milliarden Euro ausgegeben, für dieses Jahr werden mehr als vier Milliarden Euro erwartet, sagt die vdek.
Die Zuschüsse werden aber nicht auf die gesamten Heimkosten angewendet. Pflegebedürftige in Heimen müssen beispielsweise weitere Kostenstellen aus der eigenen Tasche bezahlen. Dazu gehören beispielsweise sonstige Ausgaben der Unterkunft, Essen, Investitionen, Ausbildung und mögliche Demenzzuschläge, die sich aus dem erhöhten Aufwand bei der Betreuung von Demenzkranken ergibt.
Verband der Ersatzkassen fordert Pflegereform
Neben den aktuell höheren Personalkosten kommt laut dem Verband der Ersatzkassen noch das neue bundesweit einheitliche Personalbemessungsinstrument ab Sommer 2023 als neue Belastungen hinzu. Bei diesem Projekt soll die jeweils notwendige Personalmenge pro Einrichtung ermittelt werden, um die Pflegebedürftigen bestmöglich zu versorgen.
"Die Tarifbindung und das neue Personalbemessungsinstrument sind beide wichtige Instrumente, müssen aber auch finanziert werden", sagt vdek Vorstandsvorsitzende Elsner und verlangt eine Pflegereform mit Steuerzuschüssen, die dynamischer nach benötigter Leistung aufgebaut sind und die auch die Bereitschaft der Länder voraussetzt, Investitionskosten zu übernehmen.
Nach den aktuellen Zahlen des Landesamtes für Statistik lebten Ende 2021 rund 311.000 Pflegebedürftige in Sachsen. Davon werden rund 262.000 zu Hause von Angehörigen versorgt, etwa 48.000 Menschen sind in Heimen untergebracht. Für die Auswertung der Pflegekassendaten mit Heimen wurden die Bewohner mit den Pflegegraden 2 bis 5 untersucht.
MDR (mad,dpa)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 19. Januar 2023 | 08:00 Uhr
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