Corona-Lage in Krankenhäusern Erkranktes Personal erschwert Pflege in Reha- und Kureinrichtungen
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06. April 2023, 05:00 Uhr
Die Osterfeste seit 2020 waren mit unterschiedlichen Corona-Einschränkungen für alle, aber besonders für Kliniken, Pflege- und Reha-Einrichtungen verbunden. 2023 entspannt sich die Lage laut Statistik. Von normalen Zuständen sind Kliniken und Krankenhäuser noch entfernt, was auch Patienten zu spüren bekommen. Entspannung ganz anderer Art wünschen sich Klinikverantwortliche für ihre Mitarbeiter von den Patienten und deren Besuchern.
- Große Dunkelziffer: Statistik zeigt nicht das tatsächliche Corona-Infektionsgeschehen in Sachsen.
- Krankenhäuser wegen Corona nicht maßgeblich beeinträchtigt.
- Hohe Krankenstände und Personalausfall größtes Problem in Kur- und Reha-Einrichtungen.
In Sachsen haben sich in den vergangenen sieben Tagen 1.238 Menschen mit Corona infiziert. Am Mittwoch kamen 280 neue Fälle hinzu. Das Infektionsgeschehen lässt nach, sagte eine Sprecherin des Sozialministeriums auf Nachfrage von MDR SACHSEN. Demnach sanken zuletzt die 7-Tage-Inzidenzen. Aktuell liegt sie laut RKI bei 30,6 (Stand: 5. April 2023). Allerdings könne das Infektionsgeschehen "nur sehr eingeschränkt" beurteilt werden, weil nur noch sehr wenige Infizierte Corona-PCR-Tests zur Bestätigung machen ließen.
Durch die Untererfassung ist von einem deutlich höheren Infektionsgeschehen auszugehen, als durch die 7-Tages-Inzidenz dargestellt.
"Die meisten Fälle werden nur noch durch Antigen-Tests, bei einem Arztbesuch oder als Selbsttest durchgeführt, erkannt oder gar nicht mehr diagnostiziert und gehen damit in keine Auswertung ein", sagte das Sozialministerium zur Statistik. Folge: "Durch die Untererfassung ist von einem deutlich höheren Infektionsgeschehen auszugehen, als durch die 7-Tages-Inzidenz dargestellt."
Infektion | Fälle in Sachsen | |
---|---|---|
Covid-19 | 2.026 | |
Adenovirus-Infektion (Atemwege betreffend) | 211 | |
Norovirus | 207 | |
Influenza | 194 | |
Scharlach | 149 |
Quelle: Wochenstatistik meldepflichtiger Infektionen der Landesuntersuchungsanstalt für das Gesundheits- und Veterinärwesen Sachsen
Hälfte der Intensivbetten mit Covid-19-Patienten belegt
Nach Ministeriumsangaben sind Sachsens Kliniken und Krankenhäuser aber nicht maßgeblich in ihrer Leistungsfähigkeit beeinträchtigt. Zwei von drei Betten auf Normalstationen seien von Covid-19-Patienten belegt, auf den Intensivstationen ist jedes zweite Bett mit Covid-19-Patienten ausgelastet. Die Krankenhäuser würden ihre Hygienevorschriften für die unterschiedlichen Krankenhausbereiche anpassen, damit auch besonders anfällige Patientinnen und Patienten angemessen geschützt und behandelt werden könnten.
Vereinzelt Kur-Absagen
Die Folgen von Corona-Infektionen spüren auch Sachsens Reha- und Kureinrichtungen. Das Ministerium beruft sich auf die Deutsche Rentenversicherung Mitteldeutschland (DRV MD), wonach es wegen Corona-Erkrankungen "aktuell sporadisch zu kurzfristigen Absagen von Reha-Maßnahmen" durch die Rehabilitanden komme. Auch infizierten sich in den Reha-Einrichtungen vereinzelt Patienten mit Corona. Die Betroffenen würden nach Hause geschickt und setzten ihre Kur fort, wenn sie wieder genesen seien.
Das bestätigt auch der Vorstandsvorsitzende Landesarbeitsgemeinschaft Reha Sachsen (LARS e.V.), Carsten Tietze. Er vertritt die Interessen von 18 Mitgliedern. Nur vereinzelt müssten Patienten ihre Kur wegen Corona verschieben oder absagen.
Hauptproblem bleibt krankes Personal
"Das größte Problem ist die angespannte Personallage, der Langzeit-Krankenstand beim Pflegepersonal". Laut Tietze sind alle Berufsgruppen in der Pflege davon betroffen. "Das schmälert die Leistungsfähigkeit der Kliniken", sagte Tietze. Wegen des Personalmangels und höherer Krankenstände entscheiden Klinikleitungen auch, nicht alle Betten zu belegen. Vereinzelt würden auch Reha-Angebote ausfallen oder verschoben. Allerdings wüssten die Reha-Einrichtungen auch, dass "bestimmte Therapien durchgeführt und Vorgaben für Qualitätsstandards eingehalten werden müssen", erklärte Tietze.
Wunsch an Angehörige und Patienten: weniger Aggression, mehr Miteinander
Mit Blick auf Ostern urteilt er: "Wir laufen in Richtung Normalität. Vergleichbar mit der Zeit vor Corona ist die Lage aber nicht, weil Personal fehlt." Der Verbandsvertreter und Geschäftsführer zweier Kliniken in Pulsnitz wünscht sich von Patienten und Angehörigen zwei Dinge: "Einen wertschätzenden Umgang mit den Klinikmitarbeitern und Verständnis, statt verbaler Aggression". In den zurückliegenden drei Jahren hätten die Mitarbeitenden "extremst belastende Ausnahmesituationen wegen verbaler Aggressivität von Patienten und deren Besuchern erleben müssen". Fast alle Kliniken in Sachsen hätten Sicherheitspersonal eingestellt.
Wir wünschen uns einen guten Umgang miteinander und Wertschätzung für unsere Mitarbeiter.
Nach dem 7. April wird es bundesweit keine Corona-Regeln mehr geben. Die Kur- und Rehaeinrichtungen können jedoch von ihrem Hausrecht Gebrauch machen und selbst entscheiden, ob und wer getestet wird und Masken tragen soll, verwies Carsten Tietze auf die Lage. Auch wenn nicht jeder mit Vorgaben und Entscheidungen einverstanden sei, sei es höchste Zeit, "für etwas mehr Entspannung in der Kommunikation".
Das rät Sachsens Sozialministerium zum Osterfest
- Auch wenn Corona nicht mehr als Pandemie gilt, sollten besonders gefährdete Personen vor COVID-19, aber auch anderen akuten Atemwegserkrankungen geschützt werden. Jeder ist zur Eigenverantwortung und Rücksichtnahme aufgefordert.
- Menschen mit Symptomen einer akuten Atemwegserkrankung sollten auch zu Ostern keine anfälligen Personen, insbesondere nicht in Innenräumen, treffen.
- Unabhängig von Ostern gilt: Wer krank ist, sollte zu Hause bleiben und sich nicht mit anderen treffen, schon gar nicht mit Personen aus Risikogruppen.
Quelle: Sächsisches Sozialministerium
MDR (kk)