Wohnen Check der Kaltmiete: Leipzig bekommt einen neuen Mietspiegel
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05. Juni 2023, 05:30 Uhr
Alle zwei Jahre soll es einen Mietspiegel geben, der die aktuellen, ortsüblichen Mietpreise präsentiert. In Leipzig will ihn der Stadtrat im Juni 2023 absegnen. Ein Arbeitskreis hatte sich zuvor nicht einigen können. MDR SACHSEN hat die Infos zum Leipziger Mietspiegel gesammelt.
Warum bekommt Leipzig einen neuen Mietspiegel?
Weil die aktuelle Version von 2020 Ende Juni ausläuft, soll in den Stadtratssitzungen am 14. und 15. Juni ein neuer Mietspiegel beschlossen werden. Das wäre dann der Mietspiegel 2022.
Warum verabschiedet der Stadtrat den Mietspiegel?
Zuvor hatte in einem Arbeitskreis keine Einigung erzielt werden können. Dort sitzen Vertreter von elf Organisationen, darunter der Mieterverein, Leipziger Wohnungsgenossenschaften, die Eigentümer-Interessenvertretung Haus & Grund Leipzig, die Universität Leipzig und das Sozialamt. Für Haus & Grund ist Dr. Eric Lindner im Arbeitskreis. Der Geschäftsführer des nach eigenen Angaben größten Haus- und Grundbesitzervereins in den neuen Bundesländern sagte MDR SACHSEN: "Die Datenerhebung der Stadt für einen qualifizierten Mietspiegel ist unzureichend und müsste nachgeholt werden". Hintergrund: Nach einer Reform des Mietspiegelrechts übertrug das Land Sachsen die Zuständigkeit an die Gemeinden erst am 30. Dezember 2022.
Was ist das Ziel des Mietspiegels?
Leipzigs Sozialbürgermeisterin Martina Münch sagt: "84 Prozent der Menschen in Leipzig wohnen zur Miete. Mit dem neuen Mietspiegel sollen diese Haushalte einen besseren Schutz vor unverhältnismäßig stark steigenden Mieten bekommen." Zum Vergleich: In Dresden sind es nach Angaben der Stadt im Jahr 2022 81 Prozent, in Chemnitz betrug der Anteil 2020 67 Prozent. Die Amtsleiterin des Leipziger Sozialamtes, Martina Kador-Probst fügt hinzu: "Der Mietspiegel wird keine Mieterhöhung verhindern können, aber das Mietsteigerungspotential auf ortsüblichem Niveau halten." Demnach müsse ein Vermieter laut Gesetz immer den ortsüblichen Mietspiegel berücksichtigen, wenn er eine Wohnungsmiete erhöhen will.
Was steht in dem Mietspiegel drin?
Alle für den Wohnwert relevanten Merkmale müssen in den Mietspiegel, sei es den Wert erhöhend oder mindernd. Insgesamt 37 Fragenkomplexe wurden gestellt.
Welche Daten liegen ihm zugrunde?
Die Adressen von 25.967 Haushalten, die über ein Zufallsverfahren ermittelt wurden. Nutzer von 5.658 Mietwohnungen beantworteten einen Fragebogen und kamen in die Auswertung.
Was macht einen Mietspiegel zu einem qualifizierten Mietspiegel?
Er ist nach wissenschaftlichen Grundsätzen erstellt, wird im Abstand von zwei Jahren an die Marktentwicklung angepasst und nach spätestens vier Jahren neu erstellt. Eine Anpassung kann auch auf Basis des Preisindexes erfolgen. Er wird von den Interessenvertretungen anerkannt. Oder bei einer Ablehnung wie nun in Leipzig vom Stadtrat beschlossen.
Was kann man tun, wenn man mit der Miete nicht einverstanden ist?
Franziska Seifert, die Sachgebietsleiterin Wohnraumversorung der Stadt Leipzig und im Sozialamt zuständig für die Mietspiegelerstellung, sagte MDR SACHSEN: "Ich empfehle die Mitgliedschaft in einem Mieterverein oder das rechtzeitige Abschließen einer Rechtsschutzversicherung. Man kann eine Mieterhöhung ablehnen. Dann muss der Vermieter auf Zustimmung klagen. Es gibt auch die Möglichkeit, dass eine Erhöhung anhand des Mietspiegels gerechtfertigt ist. Bitte prüfen Sie das. Sonst kann man auf die Nase fallen. Die dritte Variante ist eine zu große Erhöhung. Wenn also Steigerungspotenzial da ist, aber die Erhöhung ihnen zu hoch erscheint. Dann könnte man sich bei einem Vergleichsangebot treffen."
Wie stark steigt oder sinkt der ortsübliche Mittelwert der Miete mit dem neuen Mietspiegel?
Wie sich der durchschnittliche Quadratmeterpreis mit dem neuen Mietspiegel verändert, hat der Vorstand für Wohnungswirtschaft und Technik der Leipziger Wohnungsgenossenschaft Unitas eG, Martin Rüger, an Wohnungen aus dem eigenen Bestand vorgerechnet:
Lage | Größe | Durchschnittlicher Quadratmeterpreis nach Mietspiegel 2020 | Durchschnittlicher Quadratmeterpreis nach Mietspiegel 2022 | Veränderung in Prozent |
---|---|---|---|---|
Leipzig-Schönefeld | 2-Raumwohnung, 40 m² | 6,48 Euro | 5,88 Euro | - 10 Prozent |
Leipzig-Schönefeld | 2-Raumwohnung, 55 m² | 7,15 Euro | 7,20 Euro | + 0, 7 Prozent |
Leipzig-Lindenthal | 2-Raumwohnung, 63 m² | 6,38 Euro | 6,38 Euro | |
Leipzig-Südvorstadt | 3-Raumwohnung, 60 m² | 7,96 Euro | 7,99 Euro | + 0,4 Prozent |
Leipzig-Großzschocher | 3-Raumwohnung, 58 m² | 5,98 Euro | 6,15 Euro | + 2,8 Prozent |
Leipzig-Grünau | 3-Raumwohnung, 61 m² | 5,49 Euro | 5,53 Euro | + 0, 7 Prozent |
Leipzig-Gohlis | 4-Raumwohnung, 73 m² | 6,64 Euro | 6,72 Euro | + 1 Prozent |
Leipzig-Grünau | 4-Raumwohnung, 89 m² | 5,17 Euro | 5,10 Euro | - 1,75 Prozent |
Leipzig-Grünau | 4-Raumwohnung, 89 m² | 5,73 Euro | 5,90 Euro | + 3 Prozent |
Auch innerhalb eines Wohnviertels könne es zu größeren Unterschieden zwischen den Durchschnittsmieten kommen, erklärt Rüger. So habe die Unitas aus ihrem Bestand mehrere Wohnungen in Leipzig-Grünau verglichen. Dabei sind von Ein- bis Vier-Raum-Wohnungen Mietsenkungen zwischen 3,5 Prozent bis zu Mietsteigerungen von knapp 3 Prozent je nach Wohnlage in Leipzig-Grünau nach dem neuen Mietspiegel festgestellt worden.
Wie und wo kann man seine eigene Kaltmiete vergleichen?
Dazu gibt es diesen Online-Mietspiegel-Rechner der Stadt Leipzig:
Abgefragt werden unter anderem Lage und Größe der Wohnung, Ausstattung, Neubau oder Altbau, Erstbezug oder nicht. Am Ende erscheint eine konkrete Zahl, die mit der eigenen Kaltmiete abgeglichen werden kann.
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Leipzig | 10. Mai 2023 | 14:30 Uhr