Urteil Polnische Autodiebe am Landgericht Leipzig zu Haftstrafen verurteilt
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21. März 2024, 19:31 Uhr
Anfang 2023 berichtete die Polizei immer wieder von Autodiebnstählen. Dabei fiel auf: Es handelte sich fast immer um Autos der Marken VW T6 oder Audi. Die Polizei intensivierte ihre Fahndung und hatte schließlich Erfolg und erwischte in Leipzig einen Mann, dessen Spuren zu einer Autoknacker-Bande führten.
- Der Vorsitzende Richter spricht von erheblicher krimineller Energie und verurteilte die Angeklagten zu Haftstrafen.
- Die Täter fälschten Autokennzeichen.
- Im Visier der Täter waren vor allem VW-Busse.
Das Landgericht Leipzig hat am Donnerstag drei Männer aus Polen zu Haftstrafen wegen schweren Bandendiebstahls beziehungsweise Beihilfe zu gewerbsmäßiger Bandenhehlerei verurteilt. Der 21 Jahre alte Haupttäter muss für drei Jahre und vier Monate ins Gefängnis. Das Gericht sah den vorbestraften Mann als Leiter und Manager der Bande.
Kopf der Bande nach Jugendstrafrecht verurteilt
Richter Michael Dahms bescheinigte dem jungen Polen "erhebliche kriminelle Energie". Er habe eine Persönlichkeit, die weitere Straftaten befürchten lasse. So sei er in Berlin kurz nach der Entlassung aus einer Untersuchungshaft wieder straffällig geworden. Artur S. war mit zwei Vorstrafen wegen versuchten Diebstahls in besonders schweren Fall in die Verhandlung am Leipziger Landgericht gegangen.
Der 21-Jährige ist nach Auffassung des Gerichts der Leiter und Manager der Bande gewesen. Er hatte das technische Know-how, sogenannte Keyless-Systeme von Autos zu knacken. Er suchte die Fahrzeuge aus, mietete die Wohnungen für seine Komplizen an, brach die Fahrzeuge auf und machte sie fahrbereit. In einigen der zwanzig aufgeführten Fälle gelang ihm das jedoch nicht. Er habe viele Taten mit hohem Schaden begangen und deshalb schwere Schuld auf sich geladen, so Richter Dahms. Zugute hielt ihm der Richter sein umfassendes Geständnis.
Gefälschte KfZ-Kennzeichen für gestohlene Fahrzeuge
Karol G. war einer der Komplizen in der Dreier-Diebesbande. Er hat nach Auffassung des Gerichts für die gestohlenen Fahrzeuge neue Kennzeichen besorgt. Dafür wurden zuvor im Internet Bilder von gleichen Fahrzeugtypen mit Kennzeichen gesucht. Diese Kennzeichen wurden zum Vorbild genommen, dupliziert und später an die gestohlenen Fahrzeuge geschraubt. Richter Dahms warf dem 32-Jährigen vor, kein vollständiges und glaubwürdiges Geständnis abgelegt zu haben. Da er jedoch keine Vorstrafen hat, wurde er wegen Beihilfe zur gewerbsmäßigen Bandenhehlerei zu zwei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt.
Marek J. war in der Bande überwiegend damit betraut, die gestohlenen Fahrzeuge schließlich nach Polen zu fahren. Der 39-Jährige hatte ebenfalls keine Vorstrafen und bekam das gleiche Strafmaß wie Karol G.
Beuteschema: Große teure Autos
Die drei verurteilten Männer hatten es vor allem auf den Multivan von VW abgesehen, in einigen wenigen Fällen knackten sie auch Audis. Ihre Beute fanden sie vor allem zu Beginn des Jahres 2023 in Leipzig, aber auch in Halle und Hannover. Die Handschellen der Polizei klickten schließlich Anfang Februar in Leipzig an einer Tankstelle an der Merseburger Straße. Dorthin war die Polizei Marek J. gefolgt, nachdem sie zuvor beobachtet hatte, wie er einen geknackten VW T6 aus der Hauptmannstraße bestieg und losfuhr.
Spuren der Täter
Die Nachweise für all die Taten geben einen Einblick in die Möglichkeiten heutiger Polizeiarbeit. So wurden in den beschlagnahmten Handys der Täter E-Mails und Standortdaten gesichert, auch bereits gelöschte Fotos und Notizen wurden wieder sichtbar gemacht und gaben Hinweise auf die Verbrechen.
Die Auswertung von Funkzellendaten bestätigte die Anwesenheit an den jeweiligen Tatorten. In einem Fall hatte sich zudem das Handy eines der Verurteilten via Bluetooth mit dem gestohlenen Fahrzeug verbunden und so Spuren hinterlassen. In einem anderen Fall war das Betriebssystem im Fahrzeug auf polnisch umgestellt worden.
Die Urteile sind noch nicht rechtskräftig. Es kann Revision eingelegt werden.
MDR (gri)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Leipzig | 21. März 2024 | 14:30 Uhr