Innovationsförderung Riesen-Windrad und Blubberblasen gegen Mikroplastik
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25. Juli 2023, 16:56 Uhr
Ob in der Medizin oder beim Thema Umwelt - revolutionäre Ideen sind in vielen Bereichen gefragt. Wie kann man etwa ein Windrad bauen, damit es ein Vielfaches mehr an Strom erzeugt? Oder wie lässt sich Mikroplastik, das Flüsse und Meere verschmutzt, ohne Chemie aus dem Wasser filtern? Die Bundesagentur für Sprunginnovation unterstützt Forschungsprojekte finanziell, die sich genau diese Fragen stellen.
- Ein mehr als 300 Meter hohes Windrad aus Sachsen soll die Energiewende revolutionieren.
- Die Entwickler und Tüftler aus Sachsen gehören bei den Innovationen zu den Top 5 im Bundesvergleich.
- Ein Forschungsteam aus Paderborn will mit Millionen Blubber-Bläschen Mikroplastik aus Seen und Meeren filtern.
Als langer, schmaler Stab steht er im südlichen Brandenburg nahe der Grenze zu Sachsen in der Landschaft. Mit seinen 300 Metern ist diese Stahlkonstruktion bei Klettwitz der weltweit höchste Windmessmast. Sensoren messen über den Mast den Wind in luftige Höhe, um Ergebnisse für die weitere Entwicklung zu gewinnen. Das Ziel: Das weltweit erste Windrad, dass Strom in einer Höhe von bis zu 350 Metern erzeugt.
"Ein herkömmliches Windrad mit einer Höhe von 100 Metern erzeugt etwa sieben Megawatt Strom. Mit diesem Höhenwindrad ließe sich das Dreifache an Strom erzeugen", sagt Rafael Laguna de la Vera. Er ist Gründungsdirektor der Bundesagentur für Sprunginnovation (SPRIND) in Leipzig. Diese Bundesagentur fördert innovative Technologien und Forschungsideen, die das Potenzial zu einer sogenannten Sprunginnovation haben.
Was ist eine Sprunginnovation?
Eine Sprunginnovation ist eine bahnbrechende Idee, die den existierenden Wirtschaftsmarkt grundlegend verändern oder einen komplett neuen Markt schaffen kann.
Zudem wird als Sprunginnovation bezeichnet, wenn diese ein bedeutendes technologisches, soziales oder ökologisches Problem lösen kann. Zum Beispiel konnte während der Corona-Pandemie während kürzester Zeit ein Impfstoff entwickelt werden, der mutmaßlich Millionen von Menschen vor schweren Verläufen schützte.
Bundesministerium für Bildung und Forschung
Sachsen gehört zu den Top 5 bei Innovationen
Seit 2019 fördert SPRIND Forschungsteams und Einzelpersonen mit ihren Projekten. Mittlerweile seien mehr als 1.200 Projekte eingereicht worden, erklärt de la Vera. Dabei haben Entwickler und Tüftler aus Sachsen 90 Ideen eingereicht: "Sachsen steht damit bei den eingereichten Innovationen bundesweit auf Platz 5."
Sachsen steht damit bei den eingereichten Innovationen bundesweit auf Platz 5.
Auch der Stahlkoloss von Klettwitz ist ursprünglich eine sächsische Innovation. Der Leipziger Ingenieur Horst Bendix hat ihn entwickelt. Der Zeitplan klingt straff: Nach dem Windmessmast soll noch in diesem Jahr am gleichen Ort ein erster Prototyp für eine mehr als 300 Meter hohe Windkraftanlage entstehen.
Höhenwindräder serienmäßig fertigen
Bei den SPRIND-Projekten sei das Höhenwindrad schon relativ weit ausgereift, sagt Gründungsdirektor de la Vera. Die Höhenwindräder sollen schließlich in Deutschland serienmäßig produziert und gebaut werden: "Das wird aber noch einige Jahre dauern. Was wir jetzt brauchen, ist die Industrie, die mit uns zusammenarbeitet."
Denn der durch Steuermittel finanzierte Projektanschub solle erst der Anfang sein, sagt de la Vera: "Wir finanzieren die Projekte nur solange mit Staatsgeldern wie nötig." Ziel sollen sich selbst finanziell tragende Unternehmen sein.
Blubber-Bläschen gegen Mikroplastik
Ein anderes Forschungsteam will Mikroplastik den Garaus machen. Der Ingenieur und Erfinder Roland Damann hat zusammen mit seinen Mitarbeitern in Paderborn in Nordrhein-Westfalen unter dem Stichwort Micro-Bubbles dafür einen speziellen, ringförmigen Schwimmkörper entwickelt. "In der Mitte des Rings produzieren wir Mikrobläschen mit einem Durchmesser von 10 bis 50 Mikrometern. Das ist etwa ein Drittel eines Haares", erklärt Damann.
Die Bläschen würden dabei eine nebelartige Blasenwolke mit zwei Millionen Blasen pro Liter mit extrem hoher Dichte bilden, erklärt der Ingenieur. Die Bläschenwolke zieht dabei Damann zufolge kleinste Mikroplastikpartikel wie Magneten an und transportiert sie an die Oberfläche. "Dort ziehen wir alles ab – und haben dann so gut wie 100 Prozent schwebstoff- und mikroplastikfreies Wasser."
Ob die zauberhaften Bläschen Erfolg haben werden, muss sich noch zeigen. Derzeit werden bei einem ersten Schwimmring-Prototyp erste Ergebnisse gesammelt.
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 25. Juli 2023 | 19:00 Uhr
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