Flughafen Leipzig-Halle Faszination Planespotting: Auf der Jagd nach dem perfekten Foto

13. Mai 2023, 10:42 Uhr

Nach drei Jahren Zwangspause geht der Airbus A380 im Juni in den Linienbetrieb über. Um die Piloten im Umgang mit dem größten Personenflugzeug der Welt zu schulen, absolviert die Lufthansa im April und Mai Trainingsflüge. Neben München, Prag und Wien machen die Maschinen auch in Leipzig Station und locken Tausende Schaulustige nach Schkeuditz – denn hier hat man einen einzigartigen Blick auf den Riesen. Ein Pflichttermin für den gebürtigen Leipziger Justin Jundel, der schon als Kind am Zaun stand und Flugzeuge fotografierte.

Ein Dienstagnachmittag im Mai. Strahlender Sonnenschein am Flughafen Leipzig/Halle. Die Kondensstreifen der Flugzeuge setzen sich sanft vom satten Blau des Himmels ab. "Das Wetter ist super", sagt Justin Jundel und runzelt die Stirn. "Aber das sorgt dann wieder für Hitzeflimmern über dem Asphalt. Das hast du komischerweise bei anderen Flughäfen nicht so krass. Aber heute ist ja ein bisschen Wind, da wird das schon gehen."

Mit Leiter und Radar-Apps auf der Suche nach dem besten Motiv

Justin holt seine Leiter aus dem Kofferraum und stellt sie vor dem Zaun am Tor 63 des Flughafens Leipzig/Halle auf. Hier hat man eine besonders gute Sicht auf die Nordbahn, sagt er. "Ich mache mir am Vorabend schon einen Plan, wo ich mich hinstellen werde. Man hat ja in den meisten Fällen bereits ein Motiv vor Augen." Dann heißt es warten.

In der Regel ist Justin gut eine Stunde vor der Landung am Standort und studiert die verschiedenen Radar-Apps. "Da sieht man die ganzen Maschinen, die von und nach Leipzig fliegen. Einige hören auch den Funk ab. Das ist in Deutschland aber nicht so gern gesehen. In Leipzig ist es aber eigentlich essenziell, weil du halt wissen musst, wo die Maschinen runterkommen."

Flexibles Equipment gefragt

Durch verschiedene Faktoren könnte es auch mal einen kurzfristigen Wechsel von der Nord- oder Südbahn geben, sagt Justin. "Es kann sein, dass eine Rollbahn oder ein Taxiway gesperrt ist. Dann muss ich schnell meine Leiter und das Equipment einpacken können." Deshalb versuche er, immer mobil zu bleiben. Für den Austausch unter den Leipziger Planespottern gibt es im Netz eine lebendige Community. Der Ton sei in der Regel kollegial und freundlich, sagt Justin. Konkurrenzdenken gibt es nur selten. Viele sind wie er bereits seit der Kindheit begeisterte Planespotter.

Als kleiner Junge habe ich mich immer gefragt: Wie funktioniert sowas? Wie kann so eine Maschine fliegen?

Justin Jundel Planespotter

Planespotter schon mit drei Jahren

Angefangen hat die Leidenschaft bei Justin Jundel 2006. Er war drei Jahre alt, als ihn sein Vater das erste Mal mit auf den Flughafen nahm. Zum vierten Geburtstag habe er dann seine erste Digitalkamera bekommen. "Ich war schon immer technikbegeistert. Als kleiner Junge habe ich mich immer gefragt: 'Wie funktioniert sowas? Wie kann so eine Maschine fliegen?' Das ist auch heute noch beeindruckend für mich, selbst 15 Jahre später, wo ich weiß, wie das eigentlich vonstatten geht."

Damals gab es natürlich noch keine Apps und so suchte sich Justin den Flugplan auf der Videotextseite 711 beim MDR raus, erinnert er sich. Dann sei er mit dem Papa über das Flughafengelände gefahren, um die besten Bilder zu bekommen. Sein Herz schlage bis heute vor allem für die Oldtimer. Deshalb ärgere er sich manchmal, so spät geboren zu sein. "Mein Vater war schon dabei, als die Concorde kam, zur Frühjahrsmesse. Das habe ich leider noch nicht miterlebt."

Gemeinsam seien sie auch auf Flughäfen in Köln, Frankfurt oder Amsterdam gewesen, sagt Justin. Heute fährt er regelmäßig zur Sicherheitskonferenz nach München im Februar. "Da kommen die Staatspräsidenten oder irgendwelche Minister aus verschiedenen Ländern. Und dann ist es immer interessant, welche Flugzeuge da mitkommen. Also die Staatschefs sind jetzt nicht so interessant. Es geht halt grundsätzlich um die Flugzeuge."

Die Antonov: ein seltenes Highlight

Sein Highlight als Planespotter sei die große Antonov gewesen. "Die ist ja jetzt zerstört worden, im Februar 2022 durch den Angriffskrieg. Wir hoffen alle, dass sie irgendwann wieder aufgebaut wird." Vor dem Krieg sei der Besucherhügel am Flughafen regelmäßig voll mit Schaulustigen gewesen, wenn die Antonov landete, erzählt Justin. "Das war auch für viele Auswärtige ein ziemliches Highlight, denn die Maschinen gibt es nicht so oft, davon gibt es nur noch eine Handvoll."

Ich fahre eigentlich immer raus, wenn ich kann. Das ist meine Verbundenheit mit dem Hobby. Die Maschine fliegen zu sehen, ist einfach unbeschreiblich.

Justin Jundel Planespotter

Jede Gelegenheit nutzen

Justin wirft erneut einen Blick auf die App. Mit 35 Minuten Verspätung ist der A380 aus München gelandet. Rund zwanzig Minuten dauert der Flugplanwechsel, bevor die Reise mit neuer Flugnummer nach Prag weitergeht. Heute steht der 20-Jährige mal nicht auf dem Dach des Parkhauses, um den Einflug zu beobachten. Eigentlich habe er die Maschine auch schon beim Touch-and-Go-Training vor drei Wochen perfekt eingefangen, sagt er. Trotzdem lässt er sich diese Gelegenheit nicht entgehen. "Ich fahre eigentlich immer raus, wenn ich kann. Das ist meine Verbundenheit mit dem Hobby. Die Maschine fliegen zu sehen, ist einfach unbeschreiblich."

Mit vier Kilo schwerer Kamera ausgerüstet

Vom Parkhaus, wo andere Planespotter die Landung eingefangen haben, kommt die Nachricht: Die Maschine ist in Bewegung. Er macht seine vier Kilo schwere Kamera mit dem riesigen Teleobjektiv bereit. Die hat er sich vor sechs Jahren zur Jugendweihe geleistet. Mit einem leisen Rauschen nähert sich das riesige Passagierflugzeug, rollt über die Startbahn, nimmt Fahrt auf und hebt ab. Ein erhebender Moment für die Planespotter am Tor 63.

Dann ist der Moment vorbei. Man tauscht sich noch einmal aus, bevor alle wieder ihrer Wege gehen. In vier Tagen gibt es eine erneute Chance, den A380 zu erleben, bevor er dann im Juni in den Linienverkehr aufgenommen wird.

Planespotting ist für Justin wie Urlaub

Für Justin werde Planespotting immer ein Hobby bleiben, sagt er. Seine Fotografien professionell zu vermarkten, sei nicht sein Ziel. "Die Bilder sind für mich und müssen mir am Ende des Tages gefallen, niemand anderem." In der Facebook-Gruppe teile er sie dennoch gerne und auch mit einem gewissen Stolz. "Für uns ist Planespotting eigentlich wie Urlaub. Das klingt für viele andere vielleicht komisch. Zehn Stunden auf dem Flughafen zu sein, das ist für mich Urlaub."

Planespotting Der Begriff kommt aus dem Englischen und beschreibt die Leidenschaft für das Sichten von Flugzeugen. Planespotter verfolgen die Routen von Fluglinien und dokumentieren Flugzeuge in Fotos und Videos. Für die einen sind die neusten Modelle wie der A380 interessant, andere jagen rund um die Welt nach Oldtimern oder exklusiven Modellen wie der Concorde.

Traum vom eigenen Flugzeug

Er träume davon, irgendwann nach Russland fliegen zu können, wenn der Krieg vorbei ist, sagt Justin. "Dort sind Maschinen in Betrieb, die gibt es nirgendwo sonst auf der Welt. Das ist für uns als Planespotter ein absolutes Highlight. Die Maschinen sind der Wahnsinn." Wenn er seine Ausbildung beendet hat, will er endlich den Pilotenschein machen – allerdings für eine kleine Propellermaschine. Dann kann er sich endlich seinen Traum vom Fliegen erfüllen.

Die nächste Gelegenheit zum Planespotting des A380 am Flughafen Leipzig/Halle 13.05.2023 - 10:55/11:10 und 16:40/16:55

14.05.2023 - 10:55/11:10 und 16:40/16:55

16.05.2023 - 16:40/16:55

18.05.2023 - 10:55/11:10 und 16:40/16:55

Alle Zeiten ohne Gewähr❗️ Nico Mommert, Luftfahrtfotograf

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