Kriegsflüchtlinge "Wann sehe ich Mama wieder?": Leipziger helfen Verwandten aus der Ukraine

03. März 2022, 20:01 Uhr

Viele Menschen in Sachsen helfen Geflüchteten aus den umkämpften Gebieten in der Ukraine. Auch in Leipzig ist die Hilfsbereitschaft für Flüchtlinge groß. Jetzt erreichen die ersten Menschen aus der Ukraine die Messestadt. Für viele heißt es nun: Zusammenrücken, um den Menschen eine Unterkunft zu bieten. Auch für Familie Hohn.

Eine kleine Mietwohnung in der Nähe des Leipziger Zoos ist zur Flüchtlingsunterkunft geworden. Tanja Hohn und ihr Mann Andreas sind seit voriger Woche nicht mehr alleine. Tanjas Familie aus der Ukraine ist bei ihnen untergekommen. Die vierjährige Großnichte Vera wohnt nun bei ihnen, gemeinsam mit Onkel Nickolay. Auch Opa Sergej und Oma Lubov haben bei den Hohns Unterschlupf gefunden.

Sieben Stunden an der Grenze

Zwei Tage vor Russlands Kriegsbeginn gegen die Ukraine haben sie sich auf den Weg nach Deutschland gemacht. Eigentlich wollten sie in Leipzig die todkranke Oma besuchen. Der Krieg zeichnete sich schon ab, erzählt Sergej. In der Nacht war bereits eine Ausgangssperre verhängt worden. Sie kamen gerade noch raus. Zwei Tage und zwei Nächte lang waren sie unterwegs. Überall im Land waren Menschen auf den Straßen, erinnert sich Sergej. Dazu das Militär.

"In den letzten 26 Stunden der Reise haben wir nur 120 Kilometer geschafft." Sieben Stunden lang mussten sie an der Grenze ausharren, dann wurde ihnen schließlich die Ausreise gewährt. Als sie am Morgen des 24. Februar ankamen, hatte der Krieg begonnen. Schon in der Nacht erhielten sie die SMS von Freunden.

Zu Acht in einer Mietwohnung

Jetzt sind sie bei Familie Hohn untergekommen. Der erwachsene Sohn hat sein Zimmer gern zur Verfügung gestellt. Dass die Verwandten seiner Frau jetzt bei ihnen wohnen, sie nun zu acht statt zu dritt sind, ist für Tanias Ehemann Andreas kein Problem. "Das war eigentlich nie eine Frage. Das war klar, wenn es irgendwie geht, dass wir sie in dieser Situation hier herholen. Ich sage mal, noch haben wir den Platz, dass wir sie hier aufnehmen können. Da ist das keine Frage."

Freunde und Familie im Krieg

Doch alle machen sich große Sorgen, um die Eltern der kleinen Vera. Zunächst hatten sie keinen Urlaub bekommen. Jetzt sitzen sie in der Ukraine fest und kommen nicht mehr raus. "Sie waren im Stau, in der Nähe des Flughafen Uscharot", erzählt Tanja Hohn mit Tränen in den Augen. Da habe es mit den Bombardierungen angefangen. Die Sirenen gingen los.

Sie haben angerufen und sich verabschiedet, ich liebe euch und so was alles. Hütet mir mein Kind gut. Wir hoffen, dass wir sie irgendwann wiedersehen, dass ich meine Familie umarmen kann. Und die Kleine fragt immer, wann sehe ich meine Mama wieder.

Tanja Hohn Leipzigerin

Die Hohns versuchen, alles zu bewegen, um Veras Familie nach Leipzig zu holen. In den vergangenen Tagen telefonierten sie stündlich und schrieben sich Nachrichten. "Wir hoffen, dass es jetzt innerhalb der nächsten zwei bis drei Tage klappt, dass sie aus der Ukraine rauskommen können", sagt Andreas Hohn. "Dann würden wir sie von der ukrainischen Grenze abholen." Damit würde es in der Leipziger Wohnung zwar noch enger, aber das wäre für Tanja und Andreas Hohn kein Problem. Die Hauptsache sei, sie sehen ihre Familie so schnell es geht und gesund wieder.

MDR (rk,lt)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | Sachsenspiegel | 03. März 2022 | 19:00 Uhr

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