Illustration - Eine Rose liegt auf einer Computertastatur. Im Hintergrund ist ein Smartphone zu sehen, auf dem ein Herz abgebildet ist.
Verbraucherschützer gehen gegen eine Partnervermittlung vor, die in Verdacht steht, ihre Kunden abzuzocken. (Symbolbild) Bildrechte: picture alliance/dpa/Sven Hoppe

Geschäft mit der Liebe Vorwurf der Abzocke: Verbraucherschützer in Sachsen klagen gegen Partnervermittlung

18. Februar 2025, 21:05 Uhr

Unseriöse Partnervermittlungen sind für die Verbraucherzentrale Sachsen schon seit Jahren ein Ärgernis. Nun wollen die Verbraucherschützer dagegen in die Offensive gehen. Sie planen eine Sammelklage gegen die Partnervermittlung Kleeblatt E & M GmbH und rufen Betroffene auf, sich der Klage anzuschließen.

Bildhübsche Kinderkrankenschwester Maria sucht einen liebvollen Partner. Von dieser Anzeige in einem Wochenblatt fühlte sich der 37-jährige Markus aus Merseburg angesprochen. Als er sich dort meldete, kam zu ihm erstmal ein Herr in die Wohnung, Vertreter der Agentur Kleeblatt, so erzählt es Markus:

"Er sagte, wir müssen uns darüber unterhalten, damit ich dann auch zu der Frau passe und er mich vermitteln kann. Er hat mir ein paar Fragen gestellt", sagt der Merseburger und fügt hinzu: "Und da kam auf einmal – ich weiß nicht mehr so genau, waren‘s 3.700 Euro oder so. Also es war schon ganz schön heftig und da hab ich erstmal geschluckt. Ich habe ihm das auch gesagt, dass ich das sehr teuer finde. Mir war schon klar, dass eine Agentur auch Geld kostet – aber nicht so viel."

Vergebliche Suche

Auch der 88-jährige Alfred aus Radeberg fand eine Anzeige ansprechend, mit der er eine Irene Anschluss suchte, die wie er – angeblich – aus Polen stammte. Auch zu ihm kam, so erinnert sich Alfred, eine Vertreterin der Agentur Kleeblatt ins Haus: "Und dann hat sie mir gesagt, dass es nicht möglich wäre, die kennenzulernen, für die ich mich interessiere."

Verbraucherzentrale: Perfide Masche

Bei der Verbraucherzentrale Sachsen sieht man hinter diesen Anzeigen eine perfide Masche. In der Regel, so die Erfahrungen der Verbraucherschützer, werde Interessierten dann ein Vertrag angeboten für bis zu 4.800 Euro.

Dafür gebe es meist nur eine Liste mit sechs bis zwölf Adressen, mit wenigen Angaben zu Alter und Hobbys und die Adressen lägen zum Teil über 100 Kilometer entfernt.

Dunkelziffer hoch

Die Verbraucherzentrale will mit einer Sammelklage das Geld der Kunden zurückholen, erklärt Vorstand Andreas Eichhorst. "Wir wissen, dass es ganz, ganz viele Dunkelfälle gibt", sagt er und fügt hinzu: "Sie müssen sich das so vorstellen, dass es Leute gibt, die Vertrauen gefasst haben. Die haben vielleicht ihren Ehepartner verloren. Jetzt trauen sie sich mal da rauszugehen, suchen einen Partner und werden dann abgezockt. Das gibt man nicht gerne zu. Wenn man dann auch noch da 4.800 Euro verloren hat, da ist eine Scham dahinter."

Preise im Vergleich um Vielfaches höher

Schon jetzt hat die Verbraucherzentrale eine Unterlassungsklage gegen die Agentur eingereicht, denn die Preise seien Wucher, so Rechtsreferentin Beate Saupe von der Verbraucherzentrale: "Singlebörsen, wo man natürlich sehr aktiv werden muss, sind häufig sogar kostenfrei. Dann gibt es natürlich auch Online-Partnervermittlungsagenturen. Hier sind die Beträge meistens im zweistelligen Bereich pro Monat."

Im Vergleich dazu koste die besagte Partnervermittlung viel mehr: "Pi mal Daumen kann man sagen, dass es, wenn man das jetzt mit der Premium-Mitgliedschaft im Onlinebereich vergleicht, dass es ungefähr bei 'Kleeblatt' das Fünffache kostet."

Partnervermittlung: Preise sind marktüblich

Die Kleeblatt E & M GmbH mit Sitz in Leipzig erklärte auf Nachfrage des MDR, ihre Preise seien marktüblich und die Dienstleistungen, die die Verbraucherzentrale in ihrer Klage anführe, seien nicht mit ihren Dienstleistungen vergleichbar. Eine erste Verhandlung dazu soll am 4. März vor dem Oberlandesgericht in Dresden beginnen.

MDR (phb)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Radioreport | 18. Februar 2025 | 18:00 Uhr

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