Antisemitismus Unbekannte beschmieren Porträts von NS-Opfern in Leipzig am Holocaust-Gedenktag

29. Januar 2024, 16:42 Uhr

Unbekannte haben in der Nacht zum Sonnabend eine Open-Air-Ausstellung mit Porträts von NS-Opfern am Leipziger Hauptbahnhof geschändet. Insgesamt wurden - zeitgleich mit dem Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus - im und vor dem Hauptbahnhof acht Porträts beschmiert, einigen der Opfer wurden "Hitlerbärtchen" angemalt, wie der Fotograf Luigi Toscano MDR SACHSEN bestätigte.

Schmiererein bei Toscano-Ausstellung vor dem Hauptbahnhof, Leipzig.
Unbekannte haben die großformatigen Porträts von Holocaust-Opfern vor dem Leipziger Hauptbahnhof beschmiert. Bildrechte: Luigi Toscano

Initiiert hatte die Ausstellung mit den großformatigen Fotografien der Künstler Luigi Toscano. Er gehe von einer politischen Motivation aus. "Wenn die politische Situation aufgeheizt ist, bekomme auch ich das zu spüren. Das ist sehr schade." Die Ausstellung war erst am Sonnabend zum Holocaust-Gedenktag eröffnet worden. Das tragische, meint Toscano, sei eben, dass es noch vor der Einweihung geschah.

Wenn die politische Situation aufgeheizt ist, bekomme auch ich das zu spüren.

Luigi Toscano Künstler

Putzaktion engagierter Jugendlicher

Hoffnungsvoll stimme ihn das Engagement einzelner Jugendlicher: "Mich erreichten Bilder von Jugendlichen, die versucht haben, die Bilder zu reinigen", sagte Toscano weiter. Bei einigen sei es gelungen, einige mussten ausgetauscht werden. "Natürlich lassen wir die beschädigten Bilder nicht so im öffentlichen Raum stehen."

Schmiererein bei Toscano-Ausstellung vor dem Hauptbahnhof, Leipzig.
Jugendliche versuchten die antisemitischen Schmierereien an den Porträts zu entfernen. Bildrechte: Luigi Toscano

Weitere Anschläge könne man nicht verhindern, so Toscano. Hier hoffe er auch auf die Zivilcourage der Bevölkerung. Auf seinem Instagram-Account habe ihn ein großes Echo allgemeiner Empörung erreicht.

Staatsschutz ermittelt, Polizei verstärkt Kontrollen

Wie die Polizei MDR SACHSEN bestätigte, werde derzeit das Video-Material vom Willy-Brandt-Platz gesichtet. Der Polizeiliche Staatsschutz ermittelt wegen Volksverhetzung und Sachbeschädigung. Laut Polizeidirektion werde der Bereich rund um die Ausstellung nun vermehrt durch Polizeibeamte beobachtet. Die Wander-Ausstellung tourt seit 2014. Laut Toscano war es das dritte Mal, dass die Porträts beschädigt wurden, zuletzt 2019 in Wien.

MDR (ltt)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Leipzig | 29. Januar 2024 | 12:30 Uhr

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