Gesundheitsreport Krankenkasse: Höchststand bei Krankheitsausfällen im Jahr 2022
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06. Juni 2023, 19:36 Uhr
Mehrere Krankenkassen haben für das Jahr 2022 Höchstwerte bei krankheitsbedingten Ausfällen von Beschäftigten in Sachsen verzeichnet. Dabei spielte Covid-19 laut den Statistiken eine untergeordnete Rolle. Vielmehr mussten Versicherte wegen gewöhnlicher Infekte oder mit psychischen Störungen zuhause bleiben.
- Für die Krankenkassen in Sachsen ist das Jahr 2022 bei den Krankenständen eine Ausnahmeerscheinung.
- Besonders eine herkömmliche Erkrankung hat die Krankenstände nach oben getrieben.
- Die neu eingeführte elektronische Krankschreibung soll den Kassen mehr Klarheit schaffen.
Die krankheitsbedingten Fehlzeiten haben in Sachsen 2022 neue Höchststände erreicht. Das melden mehrere Krankenkassen. Nach dem am Montag vorgestellten "Gesundheitsreport" der Barmer kamen auf jeden bei ihr versicherten Erwerbstätigen im Schnitt 23,8 Krankentage - vier Tage mehr als 2021. War 2021 jeder zweite Barmer-Versicherte (54 Prozent) mindestens einmal im Jahr krankgeschrieben, waren es im Folgejahr fast ein Dreiviertel (72 Prozent). Der Krankenstand sei von 5,4 auf 6,5 Prozent gestiegen.
Schnupfen und Bronchitis vorn
Auch die AOK in Sachsen hat ein Allzeithoch beim Krankenstand im Jahr 2022 gemeldet. Wie die Krankenkasse auf Anfrage von MDR SACHSEN berichtete, hat sich die Pandemie auf die Gesamtkrankenstände ausgewirkt. Doch wie bei den anderen Kassen dominierten andere Erkrankungen auf dem Arbeitsunfähigkeits-Zettel. So lagen Atemwegsinfektionen wie Bronchitis oder Schnupfen an der Spitze. Das berichten auch andere Krankenkassen wie Barmer, TK und DAK. Dahinter rangierten psychische Erkrankungen wie Ängste und Depressionen sowie Muskel-Skelett-Erkrankungen.
Sächsische Kassenpatienten: 2022 länger krankgeschrieben
- Barmer: 6,5 % (5,4 %) 23,8
- AOK: 7,1 % (6,0 %) 12,1
- DAK: 5,8 % (4,5 %) 21
- TK: 5,3 % (4,2 %) 19,3
- Angaben je Krankenkasse, Krankenstand 2022 (2021), Zahl der durchschnittlichen Krankentage 2022 bei versicherten Erwerbstätigen in Sachsen Quelle: Krankenkasse Barmer, AOK, DAK, TK
Niedrige Dunkelziffer durch Digitalisierung
"Viele Krankheitserreger konnten sich nach dem Wegfall der Corona-Einschränkungen einfacher verbreiten. Dadurch haben sich allein die Fehltage wegen Atemwegserkrankungen mehr als verdoppelt und den Krankenstand in Sachsen auf Rekordniveau getrieben", erklärte Christine Enenkel, DAK-Landeschefin in Sachsen.
Nach dem Wegfall der Corona-Regeln haben sich Krankheitserreger stärker verbreitet. Sie hatten ein leichtes Spiel, weil sie auf ein Immunsystem trafen, das aufgrund der Pandemie untrainiert war.
Ihren Worten zufolge, hängen steigende Ausfallzeiten auch mit der seit Anfang 2022 eingeführten elektronischen Meldung der Krankschreibungen (eAU) direkt von den Arztpraxen an die Krankenkassen zusammen. Dies sorge für weniger Dunkelziffern bei den Krankheitsfällen und schärfe den "Blick auf den wirklichen Krankenstand".
Was misst der "Krankenstand"
Der Krankenstand misst die Arbeitsunfähigkeitstage je 100 Beschäftigte dividiert durch 365 (Tage im Jahr). Ein Beispiel für Sachsen. Die Krankenkasse Barmer zählte 2.381 Fehltage je 100 Versicherte im Jahr 2022. Daraus ergibt sich ein Krankenstand von 6,52 Prozent. Quelle: Krankenkasse Barmer
Eine Sprecherin der Barmer-Krankenkasse sagte MDR SACHSEN, dass die Fehlzeiten in Sachsen "einen historischen Höchststand erreicht" haben. Treiber der Entwicklung seien auch hier aus den genannten Gründen die Atemwegsinfekte gewesen. "Die Krankheitserreger hatten ein leichtes Spiel, weil sie auf ein Immunsystem trafen, das aufgrund der Pandemie untrainiert war", sagte die Sprecherin weiter.
MDR (wim)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Leipzig | 06. Juni 2023 | 10:00 Uhr