Investitionen für die Zukunft SAB-Chefin: Unternehmen müssen mehr auf Klima und Nachhaltigkeit achten
Hauptinhalt
28. Februar 2023, 05:00 Uhr
Den eigenen CO2-Ausstoß zu berücksichtigen, wird für Unternehmen immer wichtiger. "Welche Investitionen stehen an bei den Unternehmen, und wie zahlen die ein auf Klimaschutz und Nachhaltigkeit?", sei eine der wesentlichen Fragen der Zukunft, sagt die Vorstandsvorsitzende der Sächsischen Aufbaubank-Förderbank (SAB), Dr. Katrin Leonhardt. Hier könne auch die SAB eine wichtige Rolle spielen im Rahmen der eigenen Förderprogramme. Es komme aber darauf an, die Unternehmen insgesamt auf diesem Weg zu unterstützen. Im Interview mit MDR AKTUELL hat sie darüber gesprochen.
Die SAB – zentrales Förderinstitut in Sachsen
Die SAB sei das zentrale Förderinstitut des Freistaates Sachsen und zugleich eine richtige Bank, sagt Dr. Katrin Leonhardt. Sie unterstehe wie andere der Aufsicht der Bundesbank und der BaFin, der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht: "Wir sind, wenn es gerade in Sachsen in Richtung Zukunft geht, das zentrale Institut, was sich mit allen Fragen rund um Förderung und Finanzierung in den wichtigen gesellschafts- und wirtschaftspolitischen Themen bewegt".
Die SAB vergebe einerseits Fördermittel im Auftrag des Freistaates Sachsen, im wesentlichen Zuschüsse in Förderprogrammen, die das Land auflege. Und gleichzeitig sei die SAB eine Bank, die als Kreditinstitut Darlehen und Förderdarlehen vergebe. Darüberhinaus gehe die SAB Beteiligungen ein, vergebe Bürgschaften und sei Beratungsinstitution in allen Bereichen, wo es sich um Förderdarlehen handele.
Die SAB für den Mittelstand
Die SAB habe einen klaren Auftrag für den Mittelstand in Sachsen, erklärte Leonhardt – von der Gründungsfinanzierung bis zur Finanzierung großer Investitionen. Daneben sei auch die Kommunalfinanzierung und die kommunale Infrastruktur ein wichtiges Tätigkeitsfeld. Nach Auffassung von Leonhardt gehe es derzeit speziell um die Investitions- und Finanzierungsbedarfe, um den Mittelstand in eine gute Zukunft zu führen: "Es gibt so gut wie keinen Sektor oder Branche in Sachsen, die wir nicht auch unterstützen mit Förderung und mit Finanzierung", sagte Leonhardt.
Dabei gehe es auch um die Frage künftiger Kompetenzen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Unternehmen – vor dem Hintergrund der rasanten Veränderung von Arbeit, insbesondere durch die Digitalisierung. Diese sei bei weitem mehr als die Umstellung auf einen digitalen Kundenvertrieb oder ein papierloses Büro. Es fehlten vor allem Fachkräfte, die diesen Veränderungsprozess unterstützten. Daher seien in den Ausbildungsprofilen die Themen Digitalisierung, Investitionen in Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Energieeinsparung von Bedeutung. Auch hier sehe sie Möglichkeiten der SAB, dies mit Förderprogrammen zu unterstützen.
Die Sächsische Aufbaubank – Förderbank (SAB) Die SAB versteht sich als das zentrale Förderinstitut des Freistaates Sachsen. Ob Privatperson, Verein, Verband, Unternehmen, Forschungsträger oder Kommune – die SAB bietet nach eigener Auskunft für viele Zielgruppen die passenden Förderprogramme. Im Auftrag des Freistaates Sachsen vergibt sie Fördermittel in den Bereichen Wohnungsbau, Wirtschaft, Infrastruktur und Kommunales, Bildung und Soziales, Umwelt und Landwirtschaft. Im Wesentlichen fördert sie mittels Zuschüssen, Darlehen und Bürgschaften. Die SAB hatte 2021 rund 1.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Geschäftssitz ist Leipzig. Eine weitere Geschäftsadresse ist in Dresden.
Schwerpunkt Digitalisierung
Eine wichtige Mission der SAB, wie auch von ihr selbst, sieht Leonhardt in der Digitalisierung und Vereinfachung von Antragsverfahren für Fördermittel. Seit ihrem Amtsantritt als Vorstandsvorsitzende der SAB im Jahr 2020 setze sie darauf, neue Förderprogramme von Beginn an digital beantragen zu lassen.
Dies setze vor allem eine Standardisierung und Vereinfachung von Verfahren und Prozessen voraus. Allein im Jahr 2022 seien rund 80 neue Förderprogramme aufgelegt worden, bei denen bis auf ganz wenige alle digital zu beantragen seien. "Wir haben uns auch auf die Fahnen geschrieben, dass wir gemeinsam mit dem Freistaat Sachsen das Förderportal für Sachsen bauen, dass alle Förderprogramme, auch die die nicht über die SAB gehen, digital beantragt werden", führte Leonhardt aus.
Ausrichtung auf Nachhaltigkeit
Vor großen Herausforderungen stehe man in Sachsen wie in ganz Deutschland auch künftig im Bereich Klimaschutz in Bezug auf die internationalen Klimaabkommen und Deutschlands Verpflichtung, bis 2045 klimaneutral zu sein.
Mit dem EU-Green-Deal sei ein Aktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums verbunden. Damit habe man sich nach Einschätzung von Leonhardt in Europa dafür entschieden, Finanzierungen von Banken und Förderbanken in nachhaltige Investitionen zu lenken. Das sei auch ein Rahmen für die Ausrichtung der SAB. Auch für die SAB selbst, die sich als Unternehmen eine eigene Nachhaltigkeitsstrategie gegeben habe, die jährlich fortgeschrieben werden solle, erläuterte Leonhardt. Schließlich sei die SAB auch eine Institution mit Gebäuden, Energieverbräuchen und eine Arbeitgeberin. Die SAB habe sich vorgenommen, die eigenen Umwelt- und CO2-Emissionen zu kennen, zu messen und zu managen. Und so spätestens 2030 klimaneutral im Bankbetrieb zu sein.
Darüberhinaus gehe es auch darum, welche Förderprogramme, insbesondere die, die der Freistaat Sachsen über die SAB abwickle, bestimmte Anreize für nachhaltige Investitionen setzten. Nach Einschätzung von Leonhardt sei zwar in vielen, auch kleinen Unternehmen das Thema Nachhaltigkeit mittlerweile vor dem Hintergrund der Energie- und Klimakrise angekommen. Gleichzeitig stehe die Frage im Raum, was Investitionen jeweils für den eigenen Energieverbrauch oder für den eigenen CO2-Ausstoß bedeuteten: "Ich höre und kann nachvollziehen: 'Wir haben andere Sorgen, wir haben kein Personal.' Das sind auch berechtigte Sorgen, die Unternehmen haben. Gleichwohl werden wir, aufgrund einfach eingebettet zu sein in den internationalen Wettbewerb, eingebettet zu sein in Lieferketten, natürlich Anforderungen haben, sich mit seinem eigenen Beitrag und mit seinem eigenen CO2-Ausstoß zu beschäftigen", erläuterte SAB-Vorstandsvorsitzende Leonhardt.
Die Unternehmen in Sachsen müssten sich auf diese Transformation einstellen. Die Herausforderungen seien allerdings so groß, dass man die Kräfte in Sachsen bündeln müsse, um gemeinsam die Unternehmen bei der weiteren Entwicklung ihrer Geschäftsmodelle zu unterstützten.
Zur Person
Dr. Katrin Leonhardt ist seit Juli 2020 Vorsitzende des Vorstands der Sächsischen Aufbaubank-Förderbank (SAB). Zuvor war sie viele Jahre Direktorin der KfW-Bankengruppe, u.a. des Geschäftsbereichs Mittelstandsbank.
Sie ist nach Auskunft der SAB innerhalb des Vorstands zuständig für den Geschäftsbereich Markt. Dazu gehören u.a. die Bereiche Personal, Unternehmensentwicklung, Strategie, sowie der Bereich Kredit.
Frau Leonhardt ist ferner Mitglied des Sustainable Finance-Beirats der Bundesregierung. Dieser befasst sich mit der Rolle des Finanzsektors in Bezug auf Finanzmarktstabilität und Erreichung der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen sowie der Ziele des Pariser Klimaabkommens.
MDR (cbr)
MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio / Audio