Kinderbetreuung Weniger Kita-Kinder, aber steigende Nachfrage nach Krippenplätzen
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08. August 2024, 05:00 Uhr
Ein immer höherer Anteil an Kindern wird in den Krippen in Sachsen betreut. Dennoch könnten Kitas schließen, weil Kinder fehlen. Warum das Sinn ergibt und was das Kultusministerium mit den freiwerdenden Mitteln anstellen will.
- Die geburtenschwachen Wendejahrgänge bekommen nun Kinder.
- Der Anteil der Krippenkinder in Sachsen steigt, was mehrere Gründe hat.
- Das Kultusminsterium erklärt: Jede Kommune entscheidet selbst über den Kita-Betrieb.
Immer häufiger geben Familien in Sachsen ihre Kleinkinder in eine Kinderkrippe. Der Anteil der betreuten Kinder bis drei Jahre ist in den vergangenen zehn Jahren um 15 Prozent gestiegen. Drei Viertel der heute Ein- bis Dreijährigen besuchen eine Kita oder Kindertagespflege.
Doch trotz dieses Trends könnten Kitas in Sachsen schließen. "Weil es zu weniger Geburten kommt", sagt die Vorsitzende des Sächsischen Erzieherverbandes (SEV), Katja Reichel. So stieg zwar der Anteil der betreuten Kinder, doch insgesamt werden weniger Kinder betreut als noch 2019. "Wir sind jetzt wie Anfang der 1990er-Jahre in geburtenschwachen Jahrgängen und die fehlen uns dann wirklich", so Reichel. Jetzt seien die geburtenschwachen Jahrgänge der Wendezeit dran, eigene Kinder zu bekommen. Wenn diese Eltern nicht geboren wurden, fehlen eben auch deren Kinder, so die SEV-Vorsitzende, die selbst stellvertretende Leiterin einer Kita ist. Aber die verbliebenen Eltern geben ihre Kinder häufiger in Betreuung, teilweise schon ab der achten Woche.
Warum der Anteil der Krippenkinder steigt
Ein Grund für den Anstieg sei, dass es durch die Corona-Krise sehr viele Trennungen von Eltern gab", erklärt Reichel. "Die sind dann im Prinzip wirklich darauf angewiesen, die Kinder beizeiten in die Krippe zu bringen, weil ansonsten reicht das Gehalt einfach nicht mehr aus." Ein weiterer Grund sei auch ein Umdenken bei den Arbeitgebern: "Es gibt viele Arbeitgeber, die gerne ihre Kollegen wiederhaben wollen und dafür den Krippenplatz bezahlen oder das Essensgeld übernehmen, was ja auch ein Riesenbetrag mittlerweile wird", sagt Reichel.
Im sächsischen Kultusministerium verweist man darauf, dass vor zehn Jahren der Rechtsanspruch auf die Betreuung für Kinder ab einem Jahr eingeführt wurde. Sprecherin Susann Meerheim sagt, dass so die Betreuungszahlen vor allem ab dem ersten Lebensjahr angestiegen seien. "Also bei den ganz kleinen Kindern ist es verschwindend gering, da haben wir ungefähr 613 Kinder in unseren Einrichtungen." Es steige dann ab dem ersten Lebensjahr deutlich an. In den sächsischen Kitas würden über 20.000 Einjährige betreut. Diese Zahl erhöhe sich mit jedem weiteren Lebensjahr.
Kultusministerium: Jede Kommune entscheidet selbst über Kita-Betrieb
Dennoch müssten laut der Sprecherin des Kultusministeriums die einzelnen Kommunen selbst entscheiden, ob sich der Betrieb der Kindertagesstätten rechnet, ob genügend Kinder für den vorgeschriebenen Betreuungsschlüssel vorhanden sind oder ob die Kitas geschlossen werden. Der Freistaat könne nur bedingt finanziell unterstützen.
Meerheim sagt: "Wir haben aber auch gesagt, dass wir diese Demografische Rendite nutzen müssen, damit die Qualität in den Kitas weiter hochgehalten wird, was ja letztlich dann den Kindern wieder zu Gute kommt." Deshalb habe das Ministerium einen Vorschlag für den kommenden Doppelhaushalt 2025 und 2026 unterbreitet: "Wie eben diese Ersparnisse aus diesen Landeszuschüssen dafür genutzt werden können für einen besseren Personalschlüssel, um dieses Personaltableau halten zu können. Das entscheidet dann aber der Landtag nach den Landtagswahlen."
Aus Sicht Reichels vom Erzieherverband wäre es jedoch die falsche Entscheidung, trotz Geburtenrückgangs jetzt Personal zu entlassen. Sie rechnet damit, dass sich die Geburtenrate aktuell in einer Talsohle befindet und in den nächsten fünf bis sechs Jahren auch wieder ansteigen werde.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 25. Juli 2024 | 06:05 Uhr
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