Thomas Weidinger, Vorsitzender der Freien Wähler Sachsen, spricht beim Landesparteitag seiner Partei. Auf der Versammlung soll die Landesliste zur kommenden Landtagswahl aufgestellt werden.
Der Chef der Freien Wähler in Sachsen Thomas Weidinger lehnt eine "Brandmauer" zur Alternative für Deutschland (AfD) ab. Bildrechte: picture alliance/dpa | Sebastian Willnow

Landtagswahlen Streit bei den Freien Wählern Sachsen über die Brandmauer zur AfD

20. Februar 2024, 05:00 Uhr

Im Gegensatz zum Bundesverband der Freien Wähler will Sachsen-Chef Thomas Weidinger keine Brandmauer zur AfD. Auch Reiner Hentschel, Bürgermeister von Frauenstein, sagte MDR AKTUELL, der Landesverband solle seinen eigenen Weg gehen. In Dresden gibt es bereits Zusammenarbeit - eine Koalition will jedoch keiner. Die Freien Wähler sind dort jedoch nicht Teil der Landespartei sondern lediglich eine Bürgerbewegung im Stadtrat. Auch andere mit dem Namen lehnen die Haltung der Landespartei ab.

Robin Hartmann
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Ganz überraschend sind die Äußerungen des sächsischen Freien Wähler-Chefs eigentlich nicht. So hatte auch der Spitzenkandidat für die Landtagswahl, Matthias Berger, bereits im Dezember ähnliche Töne angeschlagen, als er von einer "Ausschließerritis" gegenüber der AfD sprach. So stärken jetzt mehrere Mitglieder der Freien Wähler ihrem Parteichef Thomas Weidinger für seine Abgrenzung zum Bundesverband den Rücken.

Auch der Bürgermeister von Frauenstein, Reiner Hentschel sagt, der hauptsächlich westdeutsch geführte Bundesverband könne nicht für den Osten sprechen: "Diese Abgrenzung zur AfD ist zwischen Region und Region, ich will jetzt nicht wieder das Klischee West und Ost aufmachen, unterschiedlich. Aber das sollte man schon so beachten. Und deswegen sehe ich eigentlich die Äußerungen von unserem Landesvorsitzendem Herrn Weidinger genauso, dass wir unseren eigenen Weg gehen sollten."

Zunächst geht es den Freien Wählern nicht um eine Koalition

Schließlich sei das der Wunsch auch der Bürger, ist Hentschel überzeugt: "Ich kann aus eigener Erfahrung wirklich schildern, dass in Gesprächen die Leute sagen, wir werden sicherlich Vorteile haben, wenn wir jeden anhören. Und wenn es gute Vorschläge sind, werden wir diese unterstützen und nicht von vornherein einfach schon wieder eine Beschränkung reinlegen."

Nicht gemeint sei damit, stellt Hentschel klar, eine politische Zusammenarbeit in Form einer Koalition. Dazu äußere man sich nicht. Auf Seiten der AfD ist man hingegen sowieso überzeugt, nach der Wahl auf Stimmen anderer Parteien nicht angewiesen zu sein. So sagt das sächsische Vorstandsmitglied Andreas Harlaß knapp: "Die sächsischen Freien Wähler haben nach fast 34 Jahren nach dem Mauerfall offenbar begriffen, dass Mauern demokratische Prozesse nicht aufhalten."

In eine ähnliche Kerbe schlägt auch Tino Jasef, Chef der Freien Wähler Dresden. Diese haben zwar den gleichen Namen wie die Landespartei, sind aber eine Bürgerbewegung im Stadtrat. Für viele Politiker, die wie sein Verein unter dem Namen Freie Wähler in den Städte- und Gemeinderäten sitzen, seien die Aussagen der Partei schon jetzt Realität: "Wir stimmen regelmäßig auch Anträgen der AfD zu, genauso wie die AfD zum Beispiel Anträgen von der SPD zustimmt oder eben von der CDU oder jemand anderem. Also dort jetzt von einer Brandmauer zu reden, das finde ich, gerade auf dieser Ebene, wo wir Politik machen, schon sehr kritisch."

Nicht alle "Freien Wähler" wollen eine Zusammenarbeit mit der AfD

Ellen Häußler, Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler Eilenburg, die ebenfalls mit der Partei nur den Namen teilen, findet hingegen deutliche Worte: "Ich war entsetzt als ich das gehört habe, hab sofort Widerstand gespürt und gedacht, das kann doch wohl nicht wahr sein, dass wir jetzt in Sachsen anfangen, Kooperationen mit den rechtsextrem eingestufen AfD-Leuten akzeptieren zu wollen."

Um Schaden von ihrer Wählergemeinschaft abzuwenden, überlegt man sogar, sich bei der anstehenden Wahlversammlung deutlich von den Freien Wählern abzugrenzen - obwohl man so natürlich beim Wähler bekannt sei: "Und ich nehme das Thema jetzt aus diesem Anlass noch mal auf die Tagesordnung und wir reden noch mal, ob wir uns nicht doch wieder Freie Unabhängige Wähler nennen, weil diese Partei vertritt uns in diesem Punkt nicht."

Kritik kommt auch aus der Landespartei. Teile der Freien Wähler sind unzufrieden mit den Äußerungen ihres Landesparteichefs. Doch öffentlich widersprechen will dem in der Partei derzeit niemand.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR AKTUELL RADIO | 20. Februar 2024 | 06:17 Uhr

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