Automatisierung Ernteroboter werden in Sachsen getestet
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31. August 2023, 07:19 Uhr
Diese Woche hat das Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie zu einem Feldtag in Dresden eingeladen. Dort wurden Roboter präsentiert, die für die Ernte eingesetzt werden können. Da es einen Arbeitskräftemangel in der Landwirtschaft gibt, könnten Roboter in Zukunft unsere Erdbeeren pflücken.
- Roboterentwickler Enrico Neumann sieht die Zukunft der Ernte in der Automatisierung.
- Experte Christian Kröling erwartet, dass Roboter in zehn Jahren die Ernte in Deutschland unterstützen.
- Laut Udo Jentzsch vom sächsischen Obstbauverband braucht es noch eine künstliche Intelligenz, um die Sensortechnik der Roboter einsatzbereit zu machen.
Enrico Neumann steht neben einem Roboter, den er für die Firma IAV mitentwickelt hat. Das autonome Fahrzeug fotografiert Erdbeeren, analysiert sie und bei passender Reife schneiden seine Greifarme die Früchte ab und legen sie sanft in ein Körbchen.
Die Technik werde gebraucht, sagt Neumann, weil kein Mensch dazu geboren sei, Erdbeeren zu pflücken. "Die Leute, die Erdbeeren pflücken, kommen in der Regel aus Osteuropa. Da floriert die Wirtschaft demnächst langsam wieder. Ob die dann noch herkommen wollen? Meine Meinung: Wenn wir deutsche Erdbeeren weiter haben wollen, dann müssen wir auch Richtung Automatisierung denken und solche Maschinen einsetzen."
Für die vollautomatische Ernte müssen die Erdbeeren allerdings auf einer Erhöhung wachsen. Auch der Roboter bückt sich nicht gern und der Prototyp pflückt langsam. Dafür könne er 20 Stunden durcharbeiten, sagt Neumann.
Roboter schätzungsweise in zehn Jahren im Einsatz
An Neumanns Stand schlendern Besucher vorbei. Einen Nachmittag lang zeigen Firmen und Forscher auf Einladung des Sächsischen Landesamts für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, was Roboter können.
Abteilungsleiter Christian Kröling sagt, sie spielten in der Landwirtschaft eine untergeordnete Rolle – noch: "Wir haben nicht nur einen Fachkräftemangel, wir haben auch einen Arbeitskräftemangel. Das heißt: Langfristig, da sprechen wir von vielleicht zehn Jahren, wird es so sein, dass Roboter wirklich autonom in den Anlagen fahren." Außerdem gebe es eine Arbeitskraft, die hochwertig bezahlt, drei bis fünf Roboter überwachen und Aufträge für sie schreiben werde, sagt Kröling.
Äpfel vom Roboter pflücken lassen? In Zukunft möglich, sagt Kröling, wenn die Bäume schlank und ordentlich in Reihe stehen.
Udo Jentzsch, Geschäftsführer im sächsischen Obstbauverband, ist etwas skeptischer. "Die Sensortechnik ist noch nicht so weit, denn die Natur ist vielfältig. Jeder Baum ist anders, jeder Strauch ist anders." Es brauche noch eine künstliche Intelligenz, um das Ernten erfolgreich durchzuführen.
Ackerroboter ab 30.000 Euro
Cornelius Donath zeigt einen Ackerroboter, der schon serienreife hat. Der Vertriebler von naio Technologies bietet ihn ab 30.000 Euro an. Der OZ400 ist so groß wie ein Hausschwein, zieht auf vier Rädern aber sehr gesittet seine Furchen. Er fahre geradeaus, aber auch in Kurven. "Man kann ihm im Heckanbau-Raum verschiedenste Werkzeuge anbauen. Ein Säh-Aggregat, wenn ich neue Bestände anlege oder wenn ich pflegen möchte, kann ich striegeln und häufeln und hacken", erklärt Donath.
Der Roboter, sagt Donath, sei 250 Mal verkauft worden. Vor allem Niederländer, Franzosen und Dänen stünden der Ackertechnik offen gegenüber. Vielen Deutschen sind Roboter womöglich noch nicht perfekt genug. Bei den wenigen Prototypen für die Ernte bleiben oft Früchte hängen, die nachgepflückt werden müssen.
Für diese Ernte-Saison gilt deshalb noch: Auch unter Robotern ist tadelloses Personal schwer zu bekommen.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 31. August 2023 | 06:53 Uhr