Ernährung Küchenprojekt will Essen in Sachsens Kantinen gesünder machen
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26. August 2024, 06:00 Uhr
Bio-Essen statt Fertiggerichte für Sachsens Kantinen, mit überwiegend regionalen Zutaten. Dieses Ziel will das Projekt "Stadt-Land-Küche" in den nächsten drei Jahren erreichen. In Dresden ist jetzt der Startschuss dafür gefallen. Teurer sollen die Essen nicht werden. Allerdings steigt die Arbeitslast für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Küchen.
- In Sachsen steht das Projekt noch in den Startlöchern.
- Drei Kitas in Chemnitz sind beispielsweise dabei.
- Essenspreise in der Betreuung ist "ein heißes Eisen", sagt ein großer Caterer.
Raphael Weber hat ein klares Ziel vor Augen: "Wir wollen mindestens 60 Küchen aus den Bereichen Pflege, Bildung und öffentlicher Verwaltung beraten", sagt der Projektkoordinator von Stadt-Land-Küche. "Es geht darum, dass mehr Bioprodukte aus der Region bei der Zubereitung des Essens verwendet werden." Weber von der Firma "Speiseräume" will nicht nur das Essen in Kantinen gesünder machen. Gleichzeitig sollen auch regionale Lebensmittelproduzenten, wie zum Beispiel Bio-Bauern, gestärkt werden.
Weber erklärt, dass beispielsweise der Einkauf optimiert und in der Folge die Speisepläne angepasst werden sollen. Und das, ohne das vorhandene Budget der jeweiligen Kantine zu erhöhen. Die Beratung selbst sei für die teilnehmenden Firmen kostenfrei. Möglich ist das durch die Förderung des sächsischen Landwirtschaftsministeriums, das bis 2027 insgesamt 1,8 Millionen Euro zur Verfügung stellt.
Erfahrungsbericht vom Studentenwerk in Brandenburg
Während Sachsen noch in den Startlöchern steht, ist ein ähnliches von "Speiseräume" betreutes Programm in Brandenburg bereits angelaufen. Allerdings beträgt dort die Förderperiode nur ein Jahr. Wie das in der Praxis funktioniert, berichtete zur Auftaktveranstaltung in Dresden Sören Hilschenz vom Studentenwerk Frankfurt/Oder per Videobotschaft.
"Der Bio-Anteil liegt in unseren Mensen bisher bei 13 Prozent. Unser Ziel sind 26 Prozent", sagte Hilschenz. Ersetzt worden sei von den vorproduzierten Gerichten, den sogenannten Convenience-Produkten, unter anderem die Ruccola-Süßkartoffelschnitte. An deren Stelle seien geröstete Süßkartoffeln getreten, erklärte Hilschenz exemplarisch.
Nachhaltige Küche ist arbeitsintensiver
"Wir haben uns zunächst auf die einfachen Gerichte konzentriert. Nicht alle Mitarbeiter waren von den Veränderungen begeistert", berichtet Hilschenz. So sei zwar der Wareneinsatz gesunken, dafür müsse aber mehr gearbeitet werden. "Es sind zusätzliche Arbeiten notwendig, beispielsweise muss öfters Gemüse geschnippelt werden", sagte Hilschenz.
Er räumt ein, dass es mit der Regionalität nicht immer so einfach sei. Ausreichend Blumenkohl allein aus Südost-Brandenburg zu beziehen, sei manchmal schwierig. Dennoch glaubt der Abteilungsleiter an das Konzept. "Wir haben erst mit einer Mensa angefangen und es dann auch auf die anderen fünf Mensen ausgedehnt."
Chemnitzer Eltern in engem Austausch mit der Kita-Küche
Überzeugt von dem Vorhaben ist die Geschäftsführerin vom Berliner Institut für Kleinkindpädagogik und familienbegleitende Kinderbetreuung (Bik.ev.), Mirjam Spitalsky. Der Träger betreibt neben zehn Kitas in Berlin und sieben in Brandenburg auch drei Einrichtungen in Chemnitz. "Wir kennen das Programm aus Berlin. Ich freue mich sehr, dass wir jetzt auch für die Chemnitzer Einrichtungen die Möglichkeit haben, an der Beratung und an der Schulung teilzunehmen und damit die Qualität des Essens weiter zu optimieren", sagte Spitalsky.
14 Unternehmen in Sachsen bisher dabei
In einer der Chemnitzer Kitas seien die Eltern schon jetzt besonders interessiert am Essen ihrer Kinder und stünden in engem Austausch mit der Küche. "Durch das Projekt können wir uns verbessern und unsere Speisepläne regional und bio-saisonal anpassen", sagte Spitalsky. Insgesamt sind laut der Firma "Speiseräume" zum Projektstart 14 Unternehmen aus dem Catering- und Kantinenbereich in Sachsen mit von der Partie.
Auf Partnersuche für regionale Produke
Interessant findet das auch Rico Böhme vom Caterer Hänchen, der in ganz Mitteldeutschland aktiv ist und jeden Tag 20.000 Essenportionen für Kitas und Schulen herstellt. Vor allem die Regionalität ist sein Steckenpferd. "Wir versuchen immer regional anzubieten und können uns vorstellen, in dem Netzwerk, das durch dieses Projekt entsteht, Partner dafür zu finden."
Last der Preisgestaltung liege auf Essenanbietern
Obwohl das Projekt sich im vorhandenen finanziellen Rahmen der Essensanbieter bewegen will, macht Böhme darauf aufmerksam, dass der Preis beim Schul- und Kitaessen unverändert "ein heißes Eisen" sei. "Ich finde es nicht gut, dass die Last der Preisgestaltung auf die Essenanbieter abgewälzt wird."
Er würde sich da mehr staatliche Unterstützung wünschen. Hauptkostenfaktor sei nicht das Essen an sich, sondern mit 40 Prozent die Personalkosten für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die das Essen austeilten, sagte der Geschäftsführer.
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