Wegen steigender Energiepreise Alle wollen Brennholz: Wartelisten für Holz aus Sachsens Wäldern
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27. August 2022, 14:29 Uhr
Den Wäldern in Sachsen geht es schlecht: Borkenkäfer, Trockenheit und nun die steigende Nachfrage nach Brennholz. Angesichts der hohen Gaspreise verlangen Händler und Verbraucher mehr Holz. Soviel kann der Wald aktuell nicht liefern. Das Fällen von Bäumen ist auch in den Großstädten Thema.
- In allen drei Bezirken des Staatsbetriebes Sachsenforst ist die Nachfrage nach Brennholz stark gestiegen.
- Holzdiebstahl ist in den Forstbetrieben bislang kein Problem.
- Baumfällungen provozieren in Leipzig Diskussionen. Stadt will mit einer digitalen Karte Transparenz schaffen.
- Zwischen 2017 und 2020 sind in Sachsen mehr als 33.000 Hektar Waldbäume abgestorben oder Kahlflächen entstanden.
Die Nachfrage an Brennholz in Sachsen ist aktuell extrem hoch. Das hat eine Umfrage von MDR SACHSEN bei den Forstbezirken Leipzig, Dresden und Chemnitz des Staatsbetriebes Sachsenforst ergeben. Wegen der hohen Nachfrage und der Verknappung der Ressource Holz erwartet Markus Biernath vom Forstbezirk Dresden Preissteigerungen, besonders bei Händlerinnen und Händlern.
Frisch geschlagen, heiß begehrt
Dass Brennholz direkt aus dem Wald sehr begehrt ist, bestätigt auch der Leiter des Forstbezirkes Leipzig, Andreas Padberg. In seinem Verantwortungsbereich gebe es Wartelisten bis zum nächsten Frühjahr. Es werden jedoch nur solche Mengen abgeholzt, die der Wald vertrage. "Auch die Händler wollen mehr. Mehr als der Wald liefern kann", sagte er.
In vielen Revieren gibt es Wartelisten bis zum Frühjahr, die wir versuchen abzuarbeiten.
Dresden: Verkäufe allein im August so hoch wie 2021
Im Forstbezirk Dresden sprengt die Nachfrage beim Brennholz ebenfalls die Jahrestatistik: "Bereits jetzt im August ist so viel Brennholz an private Kunden verkauft worden, wie im gesamten Jahr 2021", teilt der dortige Forstbezirksleiter Biernath mit.
Das Totholz von Fichten, das jetzt noch in den Wäldern von Biernaths Zuständigkeit steht, sei aber im Wesentlichen den Borkenkäfern der Dürrejahre 2018 bis 2020 geschuldet. Bis jetzt hätten aufgrund mangelnder Kapazitäten nicht alle absterbenden Bäume gefällt und verkauft werden können. Sie stehen noch dort, wo sie niemanden gefährden oder eine sinnvolle Frostschutzfunktion haben, erklärte Biernath.
Holzdiebstahl bislang kein Thema
Holzdiebstahl dagegen sei aktuell kein Problem, so Padberg weiter. Kunden würden ihr selbst geschlagenes Holz so zügig abtransportieren, dass es meist gar keine Gelegenheit gebe, sich illegal zu bedienen. Auch in Dresden und Chemnitz gibt es mit dem Holzdiebstahl bisher keine Probleme, auch wenn auf technische Innovationen wie GPS-Tracker in den Holzstämmen, bislang verzichtet werde, wie die Forstbezirke mitteilten.
In Sachsens Nachbarbundesländern Sachsen-Anhalt und Thüringen hat der Holzdiebstahl indes zugenommen.
Gute Bedingungen für Schädlinge
Gleichzeitig sei der Zustand der Wälder kritisch. Neben den Schäden durch Borkenkäfer würden nach Angaben der Forstbezirke auch immer mehr abgestorbene Bäume festgestellt. Und die Käferplage scheint in Sachsen noch nicht vorbei zu sein: Der Staatsbetrieb Sachsenforst erwartet, dass der Borkenkäferbefall in den kommenden Wochen rasant zunehmen könnte. Die hohen Temperaturen begünstigten die Entwicklung der Schädlinge, die sich bei Temperaturen um 30 Grad Celsius optimal entwickelten.
600 Baumfällungen in Dresdens Großen Garten, digitale Karte in Leipzig
Auch die Bäume im Großen Garten in Dresden litten unter Tockenheit: 600 teilweise alte Bäume müssen gefällt werden. "Die Ursachen sind Wassermangel, Pilzkrankheiten und Schädlingsbefall. Ausbleibender Regen und lange Hitzeperioden setzen die Bäume unter enormen Stress", schrieb Christian Schäfer-Hock von der Stadt Dresden im Blog des Schlösserlandes Sachsen über die Situation im Großen Garten.
Wir wissen, dass Baumfällungen in Leipzig häufig zu Diskussionen führen.
Die Stadt Leipzig hat das Thema Baumfällungen derweil ins Digitale verlegt: Um die Bürgerinnen und Bürger über Fällungen von Straßenbäumen und Bäumen in Grün- und Parkanlagen zu informieren, stellt das Amt für Stadtgrün und Gewässer ab sofort eine Karte bereit. Mehr Transparenz sei wichtig, gerade weil sich in der Stadtbevölkerung so manche Diskussion zu dem Thema entzünde, meinte Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal (Die Linke).
33.000 Hektar Baumverlust seit 2017
Insgesamt sind nach Angaben von Sachsenforst seit 2017 mehr als 33.000 Hektar Waldbäume abgestorben oder Kahlflächen entstanden. Und die Wälder leiden weiter. Zwischen Brennholzboom und Borkenkäferplage drängt Sachsenforst auf Maßnahmen, um den Wald zu schützen. "Wir müssen alles daran setzen, dass dieses gewaltige Flächenausmaß nicht weiter stark ansteigt", so Utz Hempfling.
MDR (sme/lst)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | 24. August 2022 | 12:40 Uhr