Gesteinsabbau Anwohner protestieren in Röderau gegen geplanten Kiestagebau
Hauptinhalt
07. Januar 2023, 17:11 Uhr
Wollen Gesteinsabbaukonzerne neue Tagebaufelder eröffnen, argumentieren sie stets mit Rohstoffsicherung, sicheren Arbeitsplätzen und Seenlandschaften zur Naherholung in der Zukunft. So auch in Röderau. Betroffene Anwohner sind trotzdem gegen die Kiesabbaupläne und auch die Gemeinde hat ihre Einstellung zu den Plänen geändert.
- Mit einer Menschenkette haben Anwohner ihren Ärger öffentlich gemacht.
- Der Kieswerkbetreiber weiß: "Wir verändern die Heimat".
- Gemeinde will das Grundstück nicht verkaufen und will zur Not ein Enteignungsverfahren abwarten.
In Röderau im Landkreis Meißen will die Firma Holcim einen neuen Kiestagebau öffnen. Dafür soll Wald am ehemaligen Waldbad gerodet werden, was Anwohner bereits mit einer mehr als 1.000 Mal unterschriebenen Liste abgelehnt hatten. Am Sonnabendvormittag haben Menschen aus Bobersen und Röderau mit einer Menschenkette ihren Protest gezeigt. Sie wehren sich gegen die Waldabholzung eines Biotops und künftige Lärmbelastung.
Wenn das wegfallen würde, wäre hier rings um Bobersen nur noch Kies.
Unternehmen wirbt um Verständnis
Der Gesteinsabbaubetrieb Holcim, die deutsche Tochter eines niederländischen Baustoffkonzerns, will in den kommenden Jahren Kies in Röderau fördern und beruft sich auf Genehmigungen von 1999. Danach könne die Firma bis 2044 Gestein im neuen Tagebaufeld abbauen. 800.000 bis 1,1 Millionen Tonnen Kies sollen das pro Jahr werden, die über ein Förderband oberhalb der Staatsstraße 88 zum Kieswerk Zeithain gelangen sollen. Zum Anwohner-Protest sagte der Geschäftsführer des Kieswerkes, Thomas Steglich, MDR SACHSEN: "Ich verstehe die Sorgen der Anrainer, ganz klar, wir verändern die Heimat, wir verändern die Landschaft."
Ganz klar, wir verändern die Heimat, wir verändern die Landschaft.
Er warb dennoch für den Kiesabbau, weil Deutschland für Wohnungs- und Hausbau viel Sand und Kies in der Bauindustrie benötige. Und Steglich blickte mit einem Versprechen in die Zukunft: Man könne die Landschaft auch positiv verändern und "einen großen Naherholungssee herstellen". Im Detail nannte er einen "500 Meter langen Badestrand mit flach abfallender Neigung" für eine spätere Freizeitnutzung.
- Hier skizzierte der Baustoffkonzern 2019 seine Pläne für Röderau.
Gemeinde wartet mögliches Enteignungsverfahren ab
Im Gespräch mit MDR SACHSEN betonten mehrere Anwohner, dass sich seit den Genehmigungen 1999, dem Elbehochwasser 2002 und mit der Klimakrise vieles verändert habe. Die Hochwasserkatastrophe ließ auch den Gemeinderat an der Intensität des Kiesabbaus in der Region zweifeln, sagte der stellvertretende Bürgermeister von Zeithain, Dieter Wamser. Auch er stellt sich nun gegen die Abholzung des Naherholungsgebietes. "Das Areal ist ja in Gemeindebesitz. Die Gemeinde wird nicht verkaufen."
Die Gemeinde wird nicht verkaufen.
Laut Wamser wird die Kommune ins bergrechtliche Enteignungsverfahren, das Grundabtretungsverfahren heißt, eintreten müssen. "Wenn Holcim dieses Verfahren anstrengt. Dann wird ein Richter entscheiden, wer Recht hat oder ob man hier sich einigen kann."
Laut "Sächsischer Zeitung" befürwortet das Oberbergamt Freiberg als Ausführungsbehörde für das Bergrecht in Sachsen die Kiesabbau-Pläne der Zeithainer Firma und macht den Anwohnern wenig Hoffnung auf Erfolg ihrer Proteste.
Auch andernorts Bürgerproteste gegen Bodenschatz-Ausbeutung
In Meißens Nachbarlandkreis Bautzen protestieren ebenfalls Menschen gegen Kiesabbau und damit verbundene Rodungspläne. In Würschnitz bei Ottendorf-Okrilla halten sie einen Wald besetzt. Doch die Kreisverwaltung hat ihnen ein Ultimatum zur Räumung gesetzt.
MDR (kk, Rico Herkner)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 07. Januar 2023 | 19:00 Uhr