Sächsische Schweiz Nach Kletterunfällen im Felsenlabyrinth: Das sagen Gemeinde und Sachsenforst
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08. Mai 2024, 11:39 Uhr
Das Felsenlabyrinth bei Langenhennersdorf ist ein beliebter Ausflugsort in der Sächsischen Schweiz – vor allem für Familien. Es ist nur wenig erschlossen und wegen der natürlichen Gegebenheiten gut zugänglich. Felsen laden zum Klettern ein. Weder Zäune noch Verbotsschilder trüben das Vergnügen. Doch so harmlos wie ein Maislabyrinth ist es nicht. Wer mit Kindern unterwegs ist, sollte sie nicht aus den Augen lassen, raten Ortskundige.
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- DRK-Sprecher Kai Kranich appelliert an Eltern: "Das Felsenlabyrinth ist kein Kinderspielplatz".
- Von extra Warnschildern hält der Bürgermeister von Bad Gottleuba-Berggießhübel zwar nichts, dafür hat er eine andere Idee.
- Eltern sollten im Felsenlabyrinth unbedingt vor den Kindern gehen, rät Sachsenforstsprecher Hanspeter Mayr.
Allein in diesem Jahr sind mindestens drei Kinder unter elf Jahren im Felsenlabyrinth in Langenhennersdorf in Felsspalten gestürzt: Ein sieben Jahre alter Junge am 1. Mai, ein Zehnjähriger im März und im Februar ein Fünfjähriger bei dem Versuch, über eine Felsspalte zu springen.
Wie das Landratsamt des Kreises Sächsische Schweiz-Osterzgebirge auf Anfrage von MDR SACHSEN mitteilte, ist die Zahl der Bergrettungseinsätze im Bereich des Felsenlabyrinths in den letzten Jahren gestiegen. Sprecherin Karin Kerber sagte MDR SACHSEN: "Oftmals handelt es sich um Selbstüberschätzung, falsche oder mangelnde Ausrüstung und fehlende Ortskenntnis." Der Staatsbetrieb Sachsenforst indes teilt diese Einschätzung nicht.
Rutschige Stellen und tiefe Schluchten nicht unterschätzen
Eltern für Gefahren zu sensibilisieren, findet DRK-Sprecher Kai Kranich wichtig. Er ist auch für die Bergwacht in diesem Bereich zuständig. MDR SACHSEN sagte er: "Das Felsenlabyrinth ist halt einfach kein Spielplatz. Es ist ein Naturerlebnis. Man kann dort nicht gefahrlos herumtoben." Es gebe rutschige Stellen mit Laub, Moos und tiefe Schluchten. "Natürlich sollen sich alle daran erfreuen, aber Eltern müssen sich diese Gefahren bewusst machen, wenn sie dort mit Kindern unterwegs sind."
Das Felsenlabyrinth ist halt einfach kein Spielplatz. Man kann dort nicht gefahrlos herumtoben. Es gibt rutschige Stellen mit Laub, Moos und tiefe Schluchten.
Kranich würde sich Warnhinweise wünschen, "auch in kindgerechter Sprache und Aufmachung". Eine gute Stelle dafür sei der Wanderparkplatz. Von dort aus gelangen die meisten Besucher ins Felsenlabyrinth.
Zuständiger Bürgermeister "hält nix" von zusätzlichen Warnhinweisen
Der Bürgermeister der Stadt Bad Gottleuba-Berggießhübel, Thomas Peters, hat zum Thema Warnschilder eine klare Meinung: "Vom Aufstellen von Extra-Warnhinweisen halte ich nix." Er stelle sich die Frage, wer dafür stehen bleibe. Zudem müssten die Hinweistafeln gepflegt und gewartet werden: "Leider werden Schilder oft beschmiert oder mit Aufklebern zugeklebt."
Was er sich allerdings vorstellen kann: Flyer, die am Wanderparkplatz in Holzkisten ausliegen und dazu motivieren sollen, den eigenen Müll wieder mitzunehmen, um einen Sicherheitshinweis zu ergänzen. "Das bespreche ich mal mit unserem Heimatverein. Vielleicht könnte ein Hinweis 'Vorsicht Absturzgefahr' auf der Übersichtskarte ergänzt werden." Den Flyer nähmen die Leute mit, da komme die Botschaft vielleicht an. Aber aktuell seien erst neue Zettel in Auftrag gegeben worden.
Wir wollen das Gebiet nicht sperren. Letztlich geht es auch darum, dass Kinder an Trittsicherheit gewinnen und sich in der Natur frei bewegen können.
Den Unfall des Kindes bedauert der Bürgermeister: "Ich hoffe, dass das betroffene Kind ganz schnell wieder fit wird." Er habe selbst zwei Kinder und ist oft mit ihnen in der Natur unterwegs. Peters wünscht sich, dass Eltern ihre Kinder bei Gefahr an die Hand nehmen und achtsam sind. "Ich kann nur an die Besucherinnen und Besucher appellieren, auf sich und Ihre Kinder aufzupassen. Der Charakter und die Weitläufigkeit des Geländes lässt eine umfangreiche Sicherung kaum zu. Wir wollen das Gebiet nicht sperren. Letztlich geht es auch darum, dass Kinder an Trittsicherheit gewinnen und sich in der Natur frei bewegen können."
"Aufsichtspflicht liegt bei den Eltern"
Wer das im Wald gelegene Felsenlabyrinth besucht, müsse sich auf eine "von Natur aus gegebenen Gefahr" einstellen, so Sachsenforstsprecher Hanspeter Mayr. "Bei den Kindern setzen wir auf die Aufsichtspflicht der Eltern". Er rät: "Die Eltern sollten bei der ersten Runde durch das Labyrinth vor den Kindern laufen. Wenn die Kinder vorlaufen, können sie sich wesentlich schneller durch die engen Felsspalten hindurch bewegen als die Eltern und sind damit deren Einwirkungsmöglichkeit entzogen."
Die Eltern sollten bei der ersten Runde durch das Labyrinth vor den Kindern laufen. Wenn die Kinder vorlaufen, können sie sich wesentlich schneller durch die engen Felsspalten hindurch bewegen als die Eltern und sind damit deren Einwirkungsmöglichkeit entzogen.
Sachsenforst: Nicht gefährlicher als anderswo in Sächsischer Schweiz
Auch der Sachsenforst-Sprecher äußerte sich gegenüber MDR SACHSEN betroffen vom erneuten Unfall eines Kindes im Felsenlabyrinth vor gut einer Woche und hofft auf dessen baldige Genesung. Sachsenforst ist neben der Stadt Bad Gottleuba-Berggießhübel Miteigentümer des Areals. Eine besondere Häufung derartiger Unfälle von Kindern an dieser Stelle sei jedoch nicht bekannt. "Auf den Standardwegen, die durch das Felsenlabyrinth führen, bestehen keine anderen Gefahren, als sie Wanderer an zahllosen anderen Stellen natürlicherweise in der Sächsischen Schweiz vorfinden."
Nach Auswertung der offiziellen Statistiken der Bergwacht mussten in den vergangenen drei Jahren insgesamt 14 Unfallopfer durch die Bergwacht versorgt werden. Davon waren elf "ältere Jahrgänge" mit Knieverletzungen, Knöchelverstauchungen, einer ausgekugelten Schulter und einer Gallenkolik – "also Verletzungen oder Krankheiten, die nicht durch mehr Sicherungseinbauten verhindert hätten werden können." Drei Unfälle hätten zwei Jugendliche und ein kleines Kind betroffen "mit einem Sturz in eine Spalte, einem Knöchelbruch und einer Kopfplatzwunde."
An diesen zahllosen Stellen Geländer zu bauen, würde den Naturgenuss beeinträchtigen und die Landschaft entstellen.
Geländer im Felsenlabyrinth?
Geländer anzubauen sei aus Sicht des Sachsenforsts nicht praktikabel. "Sobald hier Geländer gebaut würden, würden entsprechende Normen greifen, die zu erheblichen Bauwerken führen, die den Naturgenuss massiv beeinträchtigen können", so der Sachsenforstsprecher. "An diesen zahllosen Stellen Geländer zu bauen, würde den Naturgenuss beeinträchtigen und die Landschaft entstellen." Daher sollten Kinder im Felsenlabyrinth nur unter Aufsicht der Eltern wandern.
MDR (kav)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Dresden | 02. Mai 2024 | 10:30 Uhr