Nach Tankstellenüberfall Justizirrtum: 49-Jähriger fünf Monate unschuldig in U-Haft
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10. Mai 2023, 14:07 Uhr
Eine DNA-Spur und zahlreiche Zufälle führen in Dresden zu einem Justizirrtum. Ein 49-Jähriger sitzt daraufhin fünf Monate unschuldig in Untersuchungshaft. Nun wurde er freigesprochen.
Das Landgericht Dresden hat am Dienstag einen 49 Jahre alten Mann nach fünf Monaten Untersuchungshaft freigesprochen. Wie das Gericht mitteilte, hatte der Mann nach einem Tankstellenüberfall im März 2022 zu Unrecht in Haft gesessen.
Ähnlichkeiten führten zu Verwechslung
Kurz bevor der Prozess begann, hatte sich der tatsächliche Täter gemeldet und die Tat gestanden, so das Gericht. Der Mann sei genauso groß wie der ursprünglich Angeklagte und habe die gleiche Schuhgröße. Auch sein Handy sei zur Tatzeit in derselben Funkzelle eingeloggt gewesen. Zudem wohnte der 27-Jährige ebenso wie der 49-Jährige in der Nähe des Tatorts.
Fährtenhund hatte schon nach der Tat richtige Spur
Nur ein Fährtenhund hatte sich nach der Tat nicht täuschen lassen und die Polizei schon kurz nach der Tat zum richtigen Tatverdächtigen geführt. Aber eine DNA-Spur an einer Pappe aus einem nahegelegenen Supermarkt führte die Beamten dann in die Irre. Wie Bilder einer Überwachungskamera der Tankstelle zeigten, hatte der 27 Jahre alte Täter nach dem Überfall seine Waffe hinter einer Pappe versteckt. Und diese Pappe trug die Fingerabdrücke des 49-Jährigen. So rückte der Mann in den Fokus der Ermittler.
Im Herbst 2022 gab der 49-Jährige dann freiwillig eine Speichelprobe ab und in seiner Wohnung wurden schwarze Lederhandschuhe sichergestellt, wie sie der Täter benutzt hatte. Daraufhin kam der Mann in Untersuchungshaft.
27-Jähriger gesteht nach weiteren Überfällen
Im März 2023 kam dann heraus, dass der Überfall auf das Konto des 27-Jährigen geht. Der war wegen zwei weiterer Taten dieser Art verhaftet worden und gestand seinem Verteidiger auch den Überfall, für den der 49-Jährige in Untersuchungshaft saß. Sein Anwalt wiederum kannte den Anwalt des 49-Jährigen. Es handelte sich um einen Kanzleikollegen und so wusste er auch, dass der 49-Jährige in Untersuchungshaft sitzt und nach wie vor den Überfall bestreitet. Im Prozess gegen den 49-Jährigen sagte der 27-Jährige dann als Zeuge aus und der Haftbefehl gegen den Angeklagten wurde aufgehoben.
49-Jähriger soll Entschädigung bekommen
Der zu Unrecht Verhaftete soll nun eine Entschädigung bekommen. Laut Gericht kann er mit etwa 10.000 Euro rechnen. Es habe vieles "sehr, sehr stark" für ihn als Täter gesprochen, sagte die Vorsitzende Richterin Diana Bück. Ungewöhnlich sei gewesen, dass der Mann stets kooperativ gewesen sei.
MDR (ben/cnj/Suckut)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Dresden | 10. Mai 2023 | 06:30 Uhr