Tradition Hohnsteiner Kasper lebt: Neue Schauwerkstatt für altes Handwerk
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04. Dezember 2023, 19:58 Uhr
Der Hohnsteiner Kasper hat in Sachsen eine lange Tradition. Sein Schöpfer Max Jacob liebte das Puppenspiel. Als Wandervogel reiste er durch ganz Sachsen und versuchte sich mit Handpuppenspielen über Wasser zu halten. 1921 spielte er sein erstes Stück mit einer Kasperpuppe. Einige Jahre später ließ er sich Nahe Hohnstein nieder, wodurch das kleine Örtchen in der Sächsischen Schweiz zum Mittelpunkt des Puppenspiels in Deutschland wurde - und es bis heute geblieben ist.
In Hohnstein in der Sächsischen Schweiz werden in Zukunft wieder Puppen geschnitzt. Nach mehr als zwei Jahren Vorbereitungszeit ist dort am vergangenen Sonntag die "Schauwerkstatt Hohnsteiner Kasper" feierlich eröffnet worden. Elisabeth Trobisch soll künftig dafür sorgen, dass die Tradition vom Puppenschnitzen fortgeführt werden kann. Die gelernte Theaterplastikerin ist dafür zurück in ihre Heimat gezogen.
Schnitzerin kehrt zurück nach Hohnstein
Trobisch ist in Hohnstein groß geworden und das Kasperle hat sie schon durch ihre Kindheit begleitet.
Nach der Schule ging sie zum Studieren nach Dresden. Anschließend arbeitete sie in unter anderem in Berlin und Leipzig als selbständige Plastikerin, unter anderem für Theater, Filme, Events und private Auftraggeber. Ihre Heimat hat sie dabei nie ganz vergessen. Deshalb ist sie vor vier Jahren wieder zurückgekehrt. Einige Jahre später ist sie dann nach eigenen Angaben gefragt worden, ob sie sich vorstellen könne das Handwerk des Puppenschnitzens in Hohnstein wieder aufleben zu lassen. Das sei eine große Ehre für sie gewesen.
100 Jahre alte Hohnsteiner Tradition wiederbelebt
Vor mehr als 100 Jahren wurde der erste Kasper in Hohnstein von Theo Eggink geschnitzt. In den 1920er Jahren lernte er als Teil der Wandervogelbewegung den Puppenspieler Max Jacob kennen. Nach dessen Vorstellungen schnitzte Egging Kasperfiguren. Aus dem Jahrmarkt-Kasper, der ein eher unangenehmer Zeitgenosse war, wurde ein fröhlich lachender Kinderfreund. Nach Egginks Tod übernahm sein Schüler Gerhard Berger die Schnitzwerkstatt. Später half auch sein Sohn Wolfgang mit. Gerhard Berger verstarb im Jahr 2018 und sein Sohn ist mittlerweile in Rente. Die Tradition des Puppenschnitzens drohte auszusterben.
Die Hohnsteiner wollten das verhindern. Deshalb starteten sie verschiedene Modellprojekte, damit das Puppenschnitzen nicht in Vergessenheit gerät. So soll zum Beispiel die Wanderung auf dem Hohnsteiner Kasperpfad mit Hilfe von Infotafeln und überlebensgroßen Kasperfiguren aus Holz über das Handwerk informieren. Eine dieser Figuren schnitzte damals Elisabeth Trobisch. Von ihrer Arbeit waren die Hohnsteiner angetan und fragten Trobisch daraufhin, ob sie sich nicht vorstellen könnte, sich noch ein bisschen mehr in diese Projekte einzubringen. Der Rest der Geschichte ist bekannt.
Details zum Hohnsteiner Puppenhandwerk
Mehr Infos zur Geschichte des Puppenhandwerks in Hohnstein, gibt es auf der Internetseite der Stadt.
Vom Probenhaus zur Schauwerkstatt
Die Idee der Stadt Hohnstein war es, aus der Schnitzwerkstatt eine "Schauwerkstatt" werden zu lassen: Große Schaufenster sollen es ermöglichen, Elisabeth Trobisch bei ihrer Arbeit auf die Finger zu schauen. Dafür wurde das ehemalige Probenhaus der Hohnsteiner Blasmusik mit Fördergeldern umgebaut.
Fortan sollen im kleinen Haus an der Teichgasse nicht nur neue Puppen entstehen, so Elisabeth Trobisch. Es sollen zum Beispiel auch Schnitzkurse für Interessierte angeboten werden, die selbst kreativ werden wollen. Durch die Puppenverkäufe solle das finanziert werden.
Trobisch will Tradition und Moderne miteinander verbinden
Elisabeth Trobisch erzählt, dass nicht allein die Tradition der Beweggrund für sie war, Puppenschnitzerin in ihrer Heimat zu werden. Für sie sei es reizvoll, ein wenig Vielfalt aufs Land zu bringen. Sie möchte ihren Teil dazu beitragen, dass der Ort nicht einschläft und das Stadtbild wieder bunt wird.
Wenn man an diesem Ort nichts macht, dann schläft er ein. Aber dafür bin ich da, um zumindest einen kleinen Teil dazu beizutragen, dass das Stadtbild wieder bunt wird.
Trobisch plant in Zukunft, auch selbst kreierte Figuren zu schnitzen und herauszubringen. Außerdem kann sie sich vorstellen, Comics rund um die Kasperfigur zu zeichnen. Früher habe es Hörspiele und Filme zur Figur gegeben. Das möchte sie wieder aufgreifen. Traditionen beibehalten, aber auch versuchen diese zu erweitern. Und so könnte der Kasper bald Geschwister bekommen.
Ich möchte eine kreative, bunte Welt rund um den Kasper erschaffen und Kinder und Erwachsene zugleich davon beeindrucken.
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