
Biologischer Kampfstoff Hochgiftiges Rizin hergestellt: Razzia bei Teenie in Zeithain
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17. April 2025, 15:10 Uhr
Ein Jugendlicher aus Zeithain steht im Verdacht gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz verstoßen zu haben. Seit den frühen Morgenstunden durchsuchen Polizisten in Schutzanzügen das elterliche Wohnhaus des 16-Jährigen. Im Dachgeschoss fanden sie ein Labor. Was der Jugendliche mit dem tödlichen Gift vorhatte, ist bislang nicht bekannt.
- Am Donnerstagmorgen haben Ermittler in Zeithain eine Wohnung in Zeithain durchsucht und dort nach einem biologischen Kampfstoff gesucht.
- Ein 16-Jähriger soll im Dachgeschoss der elterlichen Wohnung ein tödliches Giftgemisch hergestellt haben.
- Der verdächtige Jugendliche ist bislang polizeilich nicht bekannt.
In Zeithain im Landkreis Meißen soll ein 16-Jähriger den hochgiftigen biologischen Kampfstoff Rizin hergestellt und aufbewahrt haben, wie ein Sprecher des Landeskriminalamts (LKA) MDR SACHSEN sagte. Seit den frühen Morgenstunden sind Ermittler am Donnerstag in Schutzanzügen vor Ort und durchsuchen das elterliche Wohnhaus. Wie lange der Einsatz dauern wird, ist aktuell unklar. Die Polizei wird von der Feuerwehr bei dem Einsatz unterstützt. Auch Experten des Robert Koch-Instituts (RKI) sind zur Unterstützung vor Ort, bestätigte der LKA-Sprecher.
LKA-Sprecher: Keine Gefahr für Bevölkerung
Direkt anschließend an das Wohnhaus befinden sich eine Kindertagesstätte und eine Grundschule. "Die beiden Einrichtungen wurden informiert aber nicht evakuiert. Es besteht keine Gefahr für die Bevölkerung", betonte LKA-Sprecher Kay Anders. Das Gelände sei derzeit großräumig abgesperrt, inklusive sämtlicher Zufahrtsstraßen.
Giftgemisch im Dachgeschoss des Eltern-Wohnhauses
Der Jugendliche soll in einem eigens dafür eingerichteten Labor im Dachgeschoss seines Elternhauses mehrere Ampullen eines Gemisches aus den Pflanzengiften Rizin und Aconitin hergestellt und aufbewahrt haben. Nun wird wegen des Verdachts eines Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz ermittelt. Noch ist unklar, wann erste Ergebnisse der Durchsuchungen bekanntgegeben werden.
Verdächtiger Jugendlicher bislang "unbeschriebenes Blatt"
Ein Haftbefehl wurde bislang noch nicht beantragt. Der Beschuldigte sei laut LKA nicht vorbestraft und bislang ein "unbeschriebenes Blatt." Die Ermittler sind auf den 16-Jährigen aufmerksam geworden, weil er sich Chemikalien im Internet bestellt hat, wie ein Sprecher des LKA MDR SACHSEN sagte. Laut einer EU-Verordnung sind Unternehmen verpflichtet, der Polizei zu melden, wenn bestimmte chemische Stoffe oder Gemische bestellt werden, die zur Herstellung explosiver Stoffe oder chemischer Waffen dienen können.
Allerdings räumt LKA-Sprecher Anders ein, dass es bereits im Dezember eine Durchsuchung bei dem Jugendlichen gegeben habe. Dabei sei Rizin in geringer Konzentration gefunden worden. Was der Jugendliche mit dem tödlichen Gift vorhatte und ob er einer bestimmten Gruppierung angehörte, ist laut LKA bislang noch unklar.
Was ist Rizin?
Rizin oder Ricin ist einer der giftigsten Eiweißstoffe, die es in der Natur gibt. Acht Samenkörner des Wunderbaums können schon genug Gift enthalten, um einen Menschen zu töten. Ein Gegengift gibt es nicht. Die Wissenschaft sucht laut Medizinischer Fakultät an der Universität Münster seit Jahrzehnten danach.
Bereits winzige Dosen können laut Robert Koch-Insitut innerhalb von 36 bis 72 Stunden zum Tod führen. Das Gift kommt in den Samenschalen der Pflanze Ricinus Communis vor. Die Pflanze des "Wunderbaums" wächst in so manchen Vorgärten und in Parkanlagen. Rizin ist auf der Kriegswaffenliste (Anlage zu § 1 Abs. 1 des Kriegswaffenkontrollgesetz) unter "Biologische Waffen aufgeführt.
Transparenzhinweis: In einer vorherigen Fassung hieß es, dass die Polizei bei der Razzia Rizin sichergestellt hätte. Das ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht richtig. Die Durchsuchungen dauern an.
MDR (kav/kbe)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten | 17. April 2025 | 11:30 Uhr