Silicon Saxony Chipindustrie weiter auf der Suche nach neuen Fachkräften

24. August 2023, 05:00 Uhr

Die Chipindustrie im Silicon Saxony wächst immer weiter: Auch der weltweit größte Chiphersteller TSMC aus Taiwan will in Dresden ein neues Werk eröffnen. In der neuen Fabrik sind rund 2.000 Stellen zu besetzen und es werden immer mehr Fachkräfte benötigt. Die Unternehmen und staatliche Akteure arbeiten jetzt zusammen, um neue Mitarbeiter auszubilden.

MDR-Volontär 2019/2021 Robin Hartmann
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Der Bedarf an Fachkräften in der Chipindustrie ist groß. GlobalFoundries, Bosch, xfab und Infineon suchen schon jetzt Mitarbeiter. Allein Infineon hat knapp einhundert offene Stellen.

Bedeutet das, die Produktion läuft aktuell mit angezogener Handbremse? Marcel Berthold verneint: "Die Anzahl der offenen Stellen hat keinen Einfluss auf die Produktion."

Ein Mann in weißem Overall und Handschuhen steht vor einem transparenten Bildschirm und berührt ihn, der Hintergrund ist gelb. 121 min
Bosch hat bereits eine neue Fabrik in "Silicon Saxony" gebaut und will seine Kapaztitäten mit 250 Millionen Euro weiter ausbauen. Bildrechte: Bosch

Berthold ist bei Infineon in Dresden für die Mitarbeiterwerbung verantwortlich. Die zu besetzenden Stellen sind kaum in der aktuellen Produktion angesiedelt. Stattdessen würde langfristig Personal aufgebaut.

Allianz zur Mitarbeiterrekrutierung gebildet

Dennoch ist klar, die Fachkräfte werden noch begehrter, wenn sich ESMC in Dresden ansiedeln wird. So heißt der Europäische Ableger von TSMC. "Prinzipiell tauschen wir uns als Halbleiterunternehmen auf Basis unseres Netzwerkes auch im Silicon Saxony aus und nehmen die Herausforderungen an, die generell der umkämpfte Arbeitsmarkt mit sich bringt. Wir machen eine Risikobewertung und schauen, dass wir die Herausforderungen gemeinsam oder als Branche insgesamt lösen", sagt Berthold.

Also weniger: jeder kämpft für sich mit dem besten Angebot um Fachkräfte und mehr: gemeinsam die Region und Branche attraktiv für Mitarbeiter gestalten. Dazu hat sich eine Allianz gebildet, die über private Unternehmen hinausgeht. Auch staatliche Akteure bis hin zur Agentur für Arbeit sind dabei.

Kann diese Allianz etwas erreichen: Ein Blick in die Vergangenheit stimmt den kommissarischen Leiter der Arbeitsagentur Ronny Beck zuversichtlich: "In den letzten fünf Jahren sind in der Chipindustrie speziell rund 2.000 Arbeitsplätze geschaffen worden. Das ist schon ein großer Hub, da sehen Sie, 30 Prozent in den letzten fünf Jahren hat sich die Beschäftigung entwickelt."

Ausbildungszentrum für Mikroelektronik geplant

Während Dresden bei Forschung und Entwicklung gut aufgestellt sei, sieht Beck bei der Anwerbung von ausländischen Fachkräften allerdings Ausbaupotenzial: "Die Zuwanderung von Menschen aus dem Ausland hierher, da tut man sich echt ein Stück weit schwer. Das liegt an unterschiedlichen Vorgaben, an gesetzlichen Rahmenbedingungen und ein Stück weit auch an Unerfahrenheit. Da haben wir noch keinen Matchpoint gemacht, wo man sagt, das ist in Größenordnungen, dass das für die Region hilft." Da müsse man noch besser werden, sagt Beck.

Bisher werden die Fachkräfte oft von den Unternehmen im Ausland eingestellt und dann nach Deutschland beordert, sagt Beck. Daher soll auch die Ausbildung deutscher Fachkräfte weiter ausgebaut werden.

Dazu soll es ein Ausbildungszentrum für Mikroelektronik aufgebaut werden, sagt Wirtschaftsstaatssekretär Thomas Kralinski: "Das wollen wir auch als Land unterstützen. Wir versuchen auch den Bund als Partner mit ins Boot zu bekommen. Geplant wird das Zentrum von den Unternehmen, das ist deren erste Aufgabe. Die ersten Überlegungen, die es gibt, gehen in die Größenordnung von etwa tausend Ausbildungsplätzen."

5.500 neue Mitarbeiter jährlich benötigt

Neu ist die Idee nicht. Bereits jetzt bildet die Dresden Chip Academy für die Chiphersteller aus. Man könne so auch auf bisherige Erfahrungen und Strukturen zurückgreifen, sagt die Leiterin der Academy, Dagmar Bartels.

Selbst expandieren sei allerdings schwierig: "Wir bilden derzeit über 350 Azubis aus in technischen Ausbildungsberufen unter anderem der Mikrotechnologe und der Mechatroniker. Derzeit sind wir gut ausgelastet. Wir haben noch Räume am Standort angemietet, um die Grundlagenvermittlung rüberzubringen und wir müssen einfach gucken, wie es weitergeht", sagt Bartels.

Trotz grundsätzlichem Optimismus aller Beteiligten ist die Herausforderung riesig. Branchenvertreter sprechen bis 2030 von einem jährlichen Bedarf von rund 5.500 neuen Mitarbeitern im Umfeld der sächsischen Mikroelektronik.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 24. August 2023 | 06:00 Uhr

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