Schwierige Integration Minister: Migranten bringen Sachsens Bildungssystem an Belastungsgrenze
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13. Dezember 2023, 18:48 Uhr
Weil in Sachsens Schulen immer mehr Migranten unterrichtet werden, gelingt laut Kultusminister Christian Piwarz (CDU) die Integration nicht mehr. Das System sei an der Belastungsgrenze, meint der Minister und erklärt sich damit auch die schlechten Pisa-Ergebnisse. Allerdings sieht das nicht jeder so. Gegenwind kommt unter anderem von der Lehrergewerkschaft GEW.
Wegen vieler Migranten in Sachsens Schulen sieht Kultusminister Christian Piwarz (CDU) die Einrichtungen an der Belastungsgrenze. Wenn der Anteil von Schülern mit Migrationshintergrund in einer Klasse höher als 30 Prozent sei, gelinge die Integration nicht. In Sachsen sei das an vielen Schulen der Fall, sagte der Minister in einem Interview mit der "Leipziger Volkszeitung". Piwarz führte auch das schlechte Abschneiden Deutschlands in der aktuellen Pisa-Studie darauf zurück.
Gewerkschaft widerspricht: Probleme sind hausgemacht
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) widerspricht dem Minister. GEW-Chef Burkhard Naumann wertete die Äußerungen als Versuch, von hausgemachten Problemen abzulenken. "Kultusminister Piwarz hat zwar recht, dass unser Bildungssystem an der absoluten Belastungsgrenze ist. Doch das Problem entstand nicht plötzlich durch die Zuwanderung, sondern ist Ergebnis jahrelang verfehlter Bildungspolitik."
Linken-Politikerin Luise Neuhaus-Wartenberg nannte die Äußerungen von Piwarz "Wasser auf die Mühlen der extremen Rechten". Kinder mit einer Fluchtgeschichte seien keineswegs dafür verantwortlich, dass die CDU-geführten Regierungen jahrelang zu wenig Personal eingestellt und moderne Unterrichtskonzepte wie das längere gemeinsame Lernen blockiert hätten.
Es war schließlich die CDU, die jahrelang Lehrkräfte an den Grenzen Sachsens abgewiesen und im Bildungsbereich den Rotstift angesetzt hat.
Grüne: CDU schuld, nicht Geflüchtete
Grünen-Bildungsexpertin Christin Melcher betonte, dass geflüchtete Kinder und Jugendliche keine Schuld tragen würden, dass das System nicht funktioniere. "Es war schließlich die CDU, die jahrelang Lehrkräfte an den Grenzen Sachsens abgewiesen und im Bildungsbereich den Rotstift angesetzt hat." Bildung sei ein Grundrecht, das ausnahmslos für alle gelte, auch für Geflüchtete.
Die sächsische FDP zeigte sich von Piwarz enttäuscht. Das größte Pisa-Problem sei der Unterrichtsausfall im Freistaat. Jetzt die Kinder von Migranten vorzuschieben, löse keines der Probleme, sagte der FDP-Politiker Robert Malorny.
Ausbildung statt Schule
Sachsen hatte bereits angekündigt, einen Teil der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge nicht mehr in Regelklassen zu unterrichten, um das Schulsystem zu entlasten. Laut Piwarz soll das Konzept ab dem Schuljahr 2024/2025 umgesetzt werden. Man werde die jugendlichen Geflüchteten in den zwei oder drei verbleibenden Jahren ihrer Schulpflicht kaum mehr zu einem Abschluss führen können. Stattdessen sollen die jungen Zuwanderer Deutsch lernen, um eine Ausbildung beginnen zu können.
MDR (sth)/dpa