Katastrophaler Wasserschaden Nach Fehlalarm-Flutung wollen Sachsens Parteien Theater Görlitz helfen
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12. November 2022, 16:30 Uhr
Das Haus stand kurz vor der Premiere eines neuen Stücks, dann die Katastrophe: Auf der Bühne löste am Dienstag die Sprinkleranlage aus und flutete Kulissen und Technik. Der Schaden ist immens. Landtagsfraktionen wollen helfen. Unterdessen regt sich auch Kritik: Die Deutsche Theatertechnische Gesellschaft verlangt seit Jahren ein Umdenken bei den automatischen Löschanlagen mehr. Es gebe auch Anlagen mit weniger Wassernebel, die nur bei Bedarf sprühen.
- Landtagsfraktionen wollen dem Görlitzer Theater helfen.
- Deutsche Theatertechnische Gesellschaft fordert Umdenken bei Brandschutz.
- Obwohl es nicht brannte, ging im Theater die Sprinkleranlage an, der Schaden an Bühne und Technik ist riesig.
- Vorstellungen sind bis 26. November abgesagt, Premiere fällt aus.
Mehrere Fraktionen im Sächsischen Landtag haben für das Theater Görlitz rasche Hilfen verlangt. Der verheerende Wasserschaden sei ein Schaden für die gesamte Stadtgesellschaft, hieß es von den Linken. Ähnlich äußerte sich die CDU. Der Freistaat werde seine Möglichkeiten prüfen, wie dem Theater geholfen werden könne, erklärten die Grünen. Die SPD-Fraktion hat das Kulturministerium um staatliche Hilfe gebeten.
Am vergangenen Dienstag war nach einem Fehler im Brandmeldesystem der gesamte Bühnenbereich des Theaters Görlitz von tausenden Litern Wasser geflutet worden. Der Schaden beläuft sich auf mehrere Millionen Euro. Vermutlich war es ein Fehlalarm der die Löschanlage das Theater Görlitz fluten ließ. Das nimmt der Vorstand der Deutschen Theatertechnischen Gesellschaft, Wesko Rohde, erneut zum Anlass, den Einbau solcher automatischen Anlagen grundlegend zu hinterfragen. MDR SACHSEN sagte er: "Ich möchte diese Löschanlagen überhaupt nicht mehr in deutschen Theatern haben. Wir versuchen seit vielen Jahren die Regelwerke zu verändern." Es müsse um einen sinnvollen Brandschutz gehen. Löschanlagen ja, aber ohne Automatik, so Rohde.
Eine Alternative könnten Sprühflutnebellöschanlagen sein. Diese arbeiteten mit einem Bruchteil des Wassers. Somit wäre die Technik des Theaters nicht in Gefahr und es käme nicht zu "Bauruinen"-Szenarien wie in Görlitz. Ohne das automatisierte Löschen, könne die Feuerwehr in zehn Minuten vor Ort sein und dann gleich sehen, ob ein Fehlalarm vorliegt und was zu tun ist.
Wir gehen davon aus, dass die in vielen Fällen gar nicht installiert werden müssen und völlig überflüssig sind. Weil wir eine sehr gute Überwachung der Häuser haben und in Deutschland eine sehr schnelle Feuerwehr.
Die automatischen Löschanlagen arbeiteten nicht zielgerichtet gegen Brandherde, Theater würden komplett geflutet, so Rohde weiter. Die wenigsten Anlagen ließen sich zudem direkt über eine Notabschaltung deaktivieren, so Rohde.
In deutschen Theatern stehen 8.000 Euro Brandschäden 80 Millionen Euro Wasserschäden gegenüber.
Wirtschaftliche Interessen behindern Neuerungen
Wirtschaftliche Interessen stünden einer Reformierung aber entgegen, urteilt der Bühnen- und Beleuchtungsmeister: "In den Kommissionen, die auf Grundlage von Versammlungsstättenverodnungen entscheiden, gibt es viele Leute, die ein wirtschaftliches Interesse daran haben, an automatischen Löschanlagen festzuhalten. Die sichern ihnen langfristig Wartungsverträge. Jeder, der im Thema Brandschutz unterwegs ist, der hat ein gutes Auskommen, wenn da solche Anlagen installiert werden."
Görlitz ist kein Einzelfall in Sachsen: Im Jahr 2009 traf es das Theater in Bautzen, Ursache auch hier die Fehlfunktion der automatischen Löschanlage. 2017 stand die Staatsoperette in Dresden unter Wasser, ein Schaden von drei Millionen Euro entstand.
Tausende Liter Wasser in Bühnenraum
Der Bühnenbereich des Görlitzer Theaters ist am Dienstagnachmittag mit tausenden Litern Wasser geflutet worden. Wie das Gerhart-Hauptmann-Theater am Donnerstag mitteilte, hatte ein Fehler im Brandmeldesystem die Sprühflutanlage auf der großen Bühne ausgelöst. Dabei seien sämtliche technische Anlagen zerstört worden - darunter Scheinwerfer, Kulissenzüge sowie Steuerungstechnik und Server. Auch die auf der Bühne befindlichen Kulissen, Aushänge und Requisiten wurden den Angaben zu Folge Opfer des Wassers.
Das ist für uns eine Katastrophe.
Intendant Daniel Morgenroth spricht von einer Katastrophe: "Wir standen kurz vor der Premiere unseres fulminant, unterhaltsamen Musicals 'Prinz von Preußen'. Unser Haus war in den vergangenen Vorstellungen immer ausverkauft und wir erwarteten eine sehr gute Weihnachtssaison. Nun müssen wir vollkommen neu denken und planen."
Derzeit werde der Bühnenbereich mit Entfeuchtungsmaschinen getrocknet. Die große Bühne sei demnach auf unbestimmte Zeit nicht nutzbar. Mehrere Experten der Versicherung prüfen in den kommenden Tagen die Schäden, die wohl in die Millionen gehen.
Auf unbestimmte Zeit kein Spielbetrieb
Das Theater bleibt zunächst bis zum 26. November geschlossen. Alle in der Zeit geplanten Vorstellungen fallen den Angaben zufolge aus. "Wir werden und wollen auf jeden Fall unser Weihnachtskonzert spielen und sind derzeit mit Hochdruck auf der Suche nach Ausweichspielstätten", so Morgenroth. Das für den 20. November geplante 'Junge Konzert' soll möglicherweise mit einer Doppelvorstellung in Zittau stattfinden. Alle Vorstellungen am Haus in Zittau finden laut Theater wie geplant statt. Auch Vorstellungen im Apollo und externen Spielstätten seien nicht betroffen.
Wie das Theater informiert, können bereits gekaufte Karten für abgesagte Vorstellungen an den Vorverkaufsstellen und der Kasse gegen Gutscheine eingetauscht werden. Eine Erstattung des Kaufpreises ist an der Theaterkasse, die normal geöffnet hat, möglich.
MDR (ama, kk)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Bautzen | 10. November 2022 | 12:30 Uhr
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