Harsche Kritik an Deutscher Bahn Pro Bahn nennt Streckensperrung der Lausitzer Lebensader "Ungeheuerlichkeit"
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08. März 2024, 06:41 Uhr
Der Fahrgastverband Pro Bahn hat die kurzfristigen Zugausfälle im Ostsachsennetz scharf kritisiert. Wegen Personalmangel bei der Deutschen Bahn konnte das Stellwerk in Görlitz nicht besetzt werden. Deshalb fuhren in den vergangenen beiden Nächten ab 20:30 Uhr keine Züge auf den Strecken Görlitz – Bischofswerda, Görlitz – Hoyerswerda und Zittau – Görlitz – Horka. Die Trilex-Linien RB60 und RE1 fielen aus. Ein Sprecher von Pro Bahn sagte, es sei in den letzten Jahren immer mehr zur Regel denn zur Ausnahme geworden, dass Züge in der Oberlausitz nicht in vollem Umfang fahren.
Dass nun wegen eines nicht besetzten Stellwerks die Hauptlebensadern der Region in Richtung Dresden und Berlin betroffen sind, ist eine Ungeheuerlichkeit.
Fahrgastverband verlangt Intervention der Politik
"Dass nun wegen eines nicht besetzten Stellwerks die Hauptlebensadern der Region in Richtung Dresden und Berlin betroffen sind, ist eine Ungeheuerlichkeit gegenüber Reisenden und Zugbetreibern", schimpfte ein Sprecher von Pro Bahn. Zudem würden Zugbetreiber wie die Länderbahn "den berechtigten Ärger der Fahrgäste" abbekommen und müssten Ersatzverkehr organisieren - und nicht die Zuständigen der Bahn von der 'DB In-fraGO' als Schuldiger all dieser Miseren!“ Die Regionalgruppe des Fahrgastverbandes verlangt mehr Einmischung der Politik. Denn: "Zugausfälle müssen eine Ausnahme bleiben. Sie dürfen nicht die Regel darstellen."
Das sieht der Co-Sprecher der Regionalgruppe und Referent für Osteuropaverkehre des Pro Bahn-Bundesverbands, Ingo Koschenz, auch so und verlangt: "Wenn die DB weiter nicht in der Lage ist, das steuerfinanzierte Streckennetz so auszugestalten, dass der Verkehr zuverlässig auf Schienen und nicht auf Straßen rollen kann, dann muss man es ihr wegnehmen. Nur so kann die viel gepriesene Verkehrswende gelingen."
Um die Oberlausitz vom Schienenverkehr abzuhängen, braucht es nicht einmal die permanenten Bahnstreiks. Der Alltag dieses Streckenbetreibers reicht dazu aus.
Krankmeldungen verhinderten planmäßigen Betrieb
Vom Bahnstreik der Gewerkschaft GDL seit Donnerstagfrüh waren die Länderbahn und die ODEG in der Lausitz eigentlich nicht betroffen. Die Länderbahn hatte bereits im Dezember 2023 einen Tarifabschluss erzielt. Mit Ausnahme der Personalprobleme wegen Krankmeldungen im Görlitzer Stellwerk sollten die Züge tagsüber fahren. Die Deutsche Bahn als Betreiberin der Gleise hatte über die Schichtausfälle im Stellwerk sehr kurzfristig informiert, sagte eine Sprecherin der Länderbahn. Punktuell hatte die Schienenersatzverkehr für ausgefallene Züge organisieren können.
Warum Ersatzbusse fehlen und Fahrgäste vergraulen
Dazu sagte der Fahrplanexperte und freiberufliche Verkehrsplaner, Matthias Böhm: "Der Schienenersatzverkehr hat nicht nur deutlich längere Fahrzeiten. Er ist auch unbequem." Überdies stünden nicht immer genügend Busse bereit, weil auch Busbetreiber nicht unbegrenzte Reserven an Fahrzeugen und Fahrern hätten." Böhms Fazit lautet: Schienenersatzverkehr muss daher unbedingt vermieden werden. Er vergrault Fahrgäste."
MDR (kk, mak)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Bautzen | 07. März 2024 | 17:30 Uhr