Naturschutz Freude über gutes Seeadlerjahr in der Oberlausitz
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11. Juni 2023, 09:30 Uhr
Seeadler zählen zu den imposantesten und größten Greifvögeln Europas. Lange Zeit sah es jedoch nicht gut für sie aus. Erst seit rund 60 Jahren haben sie sich wieder in Sachsen niedergelassen, vor allem in der Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft. Inzwischen gibt es wieder rund 100 Brutpaare in Sachsen. Um mehr über ihre Lebenswege zu erfahren und den Bestand zu überwachen, haben Ornithologen jetzt wieder den Nachwuchs beringt. Die Ergebnisse sind erfreulich.
- Seeadler kümmern sich weiter um ihre Jungvögel, auch wenn diese wegen der Beringung aus dem Horst geholt werden.
- Dank der Ringe mit individuellem Zahlencode kann man den Lebensweg der Vögel nachverfolgen.
- Für Seeadler in der Oberlausitz war es ein gutes Jahr, 41 Jungvögel konnten die Ornithologen beringen.
Inmitten von Heidelbeerkraut und hochgewachsenen Kiefern hockt Ornithologe Falko Gleichner auf dem Waldboden. Es ist kurz nach acht Uhr irgendwo im Massenei-Waldgebiet bei Großhartau. Vor sich auf einer Decke sitzt ein grau-schwarz gefiedertes Seeadlerjunges und schaut ein bisschen irritiert. Vor ein paar Minuten hat es schließlich noch in gut 20 Metern Höhe sicher auf einer Kiefer in seinem Horst gesessen. Doch jetzt wird es erst einmal gewogen und gemessen.
Keine Gefahr für Jungvögel
Die Altvögel schauen sich aus der Luft die ganze Aktion an und schimpfen ein bisschen. Aber sie werden die kleine "Entführung" ihres Nachwuchses nicht weiter krumm nehmen, beruhigt Falko Gleichner. "Bei den Vögeln ist der Geruchssinn allgemein nicht so ausgeprägt. Deshalb können wir die Jungtiere aus dem Nest nehmen, die Adler nehmen sie immer wieder an." Zwar bedeute solch eine Aktion auch für die Altvögel Aufregung. Aber sie würden sich danach bald wieder beruhigen und zum Horst zurückkehren.
Bei den Vögeln ist der Geruchssinn allgemein nicht so ausgeprägt. Deshalb können wir die Jungtiere aus dem Nest nehmen, die Adler nehmen sie immer wieder an.
Zwei Ringe für gute Beobachtung
Der aktuelle Schützling von Falko Gleichner wiegt um die vier Kilo, entpuppt sich als Weibchen und ist reichlich vier Wochen alt. Der Vogelkundler legt um einen Fang des Jungtieres einen goldfarbenen Ring mit einem individuellen Zahlencode. Er ist von der Vogelwarte Hiddensee und wird meist erst wichtig, wenn der Vogel irgendwann einmal tot aufgefunden wird. Damit man die Seeadler auch schon zu Lebzeiten nachverfolgen kann, bringt der Ornithologe am anderen Fuß einen breiten, schwarzen Ring an. Auf ihm ist groß der Code "X7S0" eingraviert. Dadurch lässt sich der Vogel immer wiedererkennen, sagt Gleichner: "Den Ring kann man auch aus der Ferne gut ablesen."
Beringung ist Teamarbeit
Während der ganzen Prozedur wartet sein Kollege, der Ornithologe Winfried Nachtigall, hoch oben am Seeadlerhorst auf der Kiefer. Denn solche eine Beringung klappt nur im Team. Einer klettert mit Steigeisen den Baum hinauf und lässt den Jungvogel in einem Sack herunter. Der zweite beringt und vermisst den Vogel. Nachtigall nutzt die Zeit und kontrolliert die Beute, die die Altvögel für ihren Nachwuchs in den etwa zwei Meter breiten Horst geschleppt haben.
Verrücktes Nahrungsdepot im Horst
Dabei findet er jede Menge junge, tote Mäusebussarde, auch Fisch, ein Huhn, sogar eine tote Waldohreule und ein Stück Wild. "Verrückt, was die Altadler an Beute zur Ernährung der Jungen alles angeschleppt haben", findet der Ornithologe. Eine Waldohreule habe er noch nie in einem Seeadlerhorst entdeckt. Das Wild sei wahrscheinlich der Rest eines geschossenen Tieres, dass die Greifvögel mitgenommen haben. Unten am Boden notiert sein Kollege die Beutestücke. So können sie sich ein Bild machen, woher die Seeadler ihre Nahrung holen.
Verrückt, was die Altadler an Beute zur Ernährung der Jungen alles angeschleppt haben.
Erfolgreiches Seeadlerjahr
Nach einer knappen halben Stunde ist alles erledigt und der Jungvogel kann zurück in den Horst. Dafür packt ihn Gleichner in einen stabilen Sack, den Winfried Nachtigall vorsichtig nach oben zieht. Dort setzt er den Nachwuchs wieder an seinen Platz und klettert hinunter. Es war für ihn und seinen Kollegen einer der letzten Einsätze in diesem Jahr, um Seeadler zu beringen. Trotz des Aufwandes sei die Beringung wichtig, betonen die Vogelkundler. Denn durch der Ringe erfahre man viel über die Lebenswege der Vögel.
"Dadurch wissen wir zum Beispiel, wo sich der Vogel in welchem Alter aufgehalten hat und wo er sich vielleicht ansiedelt", erklärt Winfried Nachtigall. Die Gründe dafür zu kennen, sei auch wichtig für den Vogelschutz. Für die Seeadler haben die beiden Ornithologen gute Nachrichten: Sie konnten in diesem Frühjahr 41 Jungvögel in der Oberlausitz beringen, bei aktuell 100 Brutpaaren. Das sei ein sehr gutes Ergebnis.
Der Seeadler...
... zählt mit einer Flügelspannweite von bis zu 2,50 Metern zu den größten Greifvögeln Europas.
... war um 1900 fast ausgerottet. In Sachsen haben sich erst Anfang der 1960er Jahre die ersten Brutpaare wieder angesiedelt. Inzwischen sind es rund 100 Seeadlerpärchen.
... kommt in Sachsen hauptsächlich in der Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft vor, aber auch im Raum Leipzig und im Landkreis Meißen gibt es Seeadler.
... füttert seine Jungen etwa drei Monate, bis sie fliegen können. Im Herbst verlassen die Jungvögel das elterliche Revier. Seeadlerpaare bleiben ihr ganzes Leben zusammen.
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Bautzen | 07. Juni 2023 | 16:30 Uhr
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