Ein Arztkittel hängt am Bügel, am Garderobenhaken, mit Stethoskop. 3 min
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Ärztemangel Sachsen will schnellere Approbation für Ärzte aus dem Ausland

05. Januar 2025, 05:00 Uhr

In Sachsen mangelt es an Ärztinnen und Ärzten, vor allem auf dem Land. Gleichzeitig warten viele ausländische Ärztinnen und Ärzte auf ihre Approbation, mit der sie eine eigene Praxis führen könnten. Knapp 1.000 Anträge sind bei der Landesdirektion in Bearbeitung, bis zur Approbation können Jahre vergehen. Das soll sich ändern.

Auf dem Linoleumfußboden der Station für Thorax- und Gefäßchirurgie im Chemnitzer Krankenhaus spiegeln sich die Lichter eines kleinen Weihnachtsbaums. Etwas weiter erleuchtet ein Schwibbogen eine verglaste Kabine, in der sich eine Schwester über Papiere beugt.

Arzt aus Syrien: "Gott sei Dank haben alle Geduld"

Tarek Owiss, Arzt aus Syrien, hat seit rund neun Monaten sein Büro auf diesem Flur. Er assistiert praktisch überall, erzählt er: "Ich bin im Operationssaal, ich mache Dienste und wir haben auch die Ambulanz-Aufnahmestation."

Nach der Büroarbeit am Vormittag wird er später noch mit im OP stehen und den Fuß eines Patienten operieren. "Also am Anfang ist es immer schwierig: neue Sprache, neues System – ganz anders als unser System in Syrien. Hier ist viel Dokumentation. Aber Gott sei dank haben die Oberärzte und der Chef alle Geduld."

Langer Weg von Berufserlaubnis zu Approbation

Owiss hat bisher nur eine Berufserlaubnis. Die bekommen ausländische Ärzte, wenn sie die Fachsprachenprüfung bestanden haben. Schon auf die Berufserlaubnis warte man lange, erzählt er.

Im Schnitt acht Monate, präzisiert Valerie Eckl, Sprecherin der zuständigen Landesdirektion Sachsen. Sie erklärt den aufwändigen Prozess zur Approbation von ausländischen Ärztinnen und Ärzten: Erstmal müssten diese einen Antrag bei der Landesdirektion in Sachsen stellen, dann werde die Echtheit der Dokumente geprüft. "Das machen nicht wir, sondern das macht in der Regel die Gutachtenstelle für Gesundheitsberufe, GfG, in Bonn." Das sei schon der erste Flaschenhals, sagt Eckl: Die GfG sei für alle Gutachten bundesweit zuständig – und komme nicht hinterher. Als Nächstes folgt die Fachsprachenprüfung und damit meist die Möglichkeit, für zwei Jahre zu arbeiten – allerdings nur unter Aufsicht in einer Klinik.

Parallel wird im Hintergrund weiter geprüft: Wurde die Ausbildung im Ausland abgeschlossen und ist sie gleichwertig mit der in Deutschland? Dafür braucht es wieder Gutachten von der GfG. Dann folgt in den meisten Fällen noch eine Kenntnisprüfung. Verzögerungen gebe es auch, wenn Dokumente fehlten, Prüfungen nicht im ersten Anlauf bestanden würden sowie durch Widerspruchs- und Klageverfahren, so Eckl.

Landesdirektion Sachsen will Prozess beschleunigen

Ärzte und Behörden sehen das Problem des langen Anerkennungsprozesses. Sie warnen aber auch davor, auf Kosten der Gründlichkeit alles schneller zu machen. Trotzdem soll sich was ändern: Die Landesdirektion will an den Flaschenhals der Gutachtenstelle ran, sagt Sprecherin Eckl. "Wir haben uns jetzt hier in Sachsen auf den Weg gemacht, uns davon etwas unabhängiger zu machen. Wir sind dabei, deutlich mehr externe Gutachter vertraglich zu binden, um hier eine Entspannung in diesem Prozessschritt reinzubekommen."

Denn Ärztinnen und Ärzte aus dem Ausland werden in Sachsen dringend gebraucht. Vor allem auf dem Land stehen Praxen leer. Die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen hat deshalb auch einen Plan gefasst, sagt die stellvertretende Vorsitzende Sylvia Krug: "Dass die Ärzte, die bisher – so ist das vorgeschrieben – nur im stationären Bereich arbeiten können, mit der Berufserlaubnis die Möglichkeit zumindest für eine vorübergehende Tätigkeit in der vertragsärztlichen Versorgung bekommen." Die Assistentenrichtlinie dafür wurde Ende November verabschiedet, am 1. Januar 2025 trat sie in Kraft.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 05. Januar 2025 | 06:00 Uhr

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