Abellio Zahlreiche Zugausfälle bei Abellio sorgen für Ärger

27. Juli 2022, 11:41 Uhr

Weil die Deutsche Bahn Schienen sperrt, fallen am Mittwoch zahlreiche Züge des Betreibers Abellio in Sachsen-Anhalt aus. Betroffen sind Reisende zwischen Halberstadt und Aschersleben, Staßfurt und Güsten sowie Köthen und Bernburg. Sie können nur auf wenig Ersatzverkehr zurückgreifen. Noch bis Mitte August wird es Streckensperrungen geben, weil die Deutsche Bahn nach einem Zugunglück in Bayern Betonschwellen kontrolliert.

Der Zugbetreiber Abellio hat bereits am Dienstag Einschränkungen des Zugverkehrs in Sachsen-Anhalt angekündigt. Besonders betroffen seien Strecken im und durch den Harz. Es gebe kurzfristig Instandsetzungsarbeiten am Schienennetz durch die DB Netz AG. Das Unternehmen kontrolliert nach eigenen Angaben im Zusammenhang mit dem Zugunfall bei Garmisch-Partenkirchen die Betonschwellen der Schienen. Es handele sich um eine vorsorgliche Maßnahme.

Wie kompliziert die Organisation von Schienenersatzverkehr ist, hat MDR-Reporter Kevin Poweska am Bahnhof in Aschersleben vom Abellio-Pressesprecher erfahren – zu sehen in diesem Beitrag von MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE:

Ersatzverkehr läuft an

Ersatzverkehr sei nur eingeschränkt möglich, "da die Maßnahmen äußerst kurzfristig angekündigt wurden", so Abellio in einer Pressemitteilung. Reisende sollen demnach auf andere Strecken oder Verkehrsmittel wie Regionalbuslinien ausweichen. Erst am Montagnachmittag habe man erfahren, welche Strecken wann gesperrt würden.

Wie Abellio-Pressesprecher Stefan Dietrich MDR SACHSEN-ANHALT am Mittwoch sagte, sei es unglaublich schwierig gewesen, Busse für den Schienenersatzverkehr zu bekommen – wegen der Kurzfristigkeit, hoher Krankenstände bei den Busunternehmen und wegen der Urlaubszeit. "Heute (am Mittwoch) fahren Busse zwischen Halberstadt und Aschersleben und zwischen Halberstadt und Wernigerode", so der Sprecher.

Mann mit schwarzer Brille und sehr kurzen Haaren in Anzug
Stefan Dietrich ist Pressesprecher von Abellio Rail Mitteldeutschland. Bildrechte: Stefan Dietrich

Insgesamt habe der Netzbetreiber DB Netz sechs Streckenabschnitte gesperrt. "Das betrifft einen großen Teil unserer Linien, unseres Netzes." Abellio arbeite weiter daran, den Verkehr so zu organisieren, dass die Fahrgäste trotzdem gut voran kämen.

Auf Twitter kündigte Abellio an, dass das Ende der Einschränkungen für Mitte August erwartet werde.

Streckensperrungen seit Dienstag

Am Dienstag um 11 Uhr sollte laut Abellio der Zugverkehr zwischen Halberstadt und Goslar eingestellt werden. Das betrifft den RE 4 zwischen Halle und Goslar sowie den RE 21 zwischen Magdeburg und Goslar. Die Deutsche Bahn baut nach eigenen Angaben auf den Streckenabschnitten Halberstadt – Heudeber – Danstedt.

Auf Twitter teilte Abellio am Dienstagabend mit, zwischen Goslar und Wernigerode würden bereits wieder Züge fahren und verwies auf die eigene Fahrplanauskunft statt die der Deutschen Bahn. Die Sonderzüge fahren nach Angaben eines Abellio-Sprechers im Zwei-Stunden-Takt.

Grund für die Zugausfälle Die Deutsche Bahn führt nach eigenen Angaben aktuell ein umfangreiches Inspektions- und Austauschprogramm bei Betonschwellen durch.

Die Arbeiten würden vorsorglich erfolgen, da im Zusammenhang mit dem Unfall bei Garmisch-Partenkirchen mit fünf Toten auch Schwellen eines bestimmten Bautyps von den ermittelnden Behörden geprüft würden. Die Untersuchungen seien zwar noch nicht abgeschlossen, doch man untersuche vorsorglich baugleiche Schwellen im Netz.

Rund 200.000 Schwellen sollen deutschlandweit überprüft werden. Sollte es Auffälligkeiten geben, würden die Schwellen ausgetauscht. Bis die Schwellen erneuert sind, fahren die Züge mit geringerer Geschwindigkeit. Laut Bahn können in Einzelfällen Streckenabschnitte auch gesperrt werden.

Diese Verbindungen fallen ab Mittwoch aus

Am Mittwoch soll laut Abellio der Zugverkehr zwischen Aschersleben und Halberstadt eingestellt werden: Das betrifft ebenfalls den RE 4 zwischen Halle und Goslar, zudem den RE 24 zwischen Halle und Halberstadt. Beide Züge fahren dann nur zwischen Halle und Aschersleben. Laut DB wird zwischen Nachterstedt und Wegeleben die Strecke instandgesetzt.

Zwischen Aschersleben und Halberstadt sowie Wernigerode und Halberstadt wird nach Angaben eines Abellio-Sprechers Schienenersatzverkehr eingerichtet, der im Zwei- bis Drei-Stunden-Takt fahren soll.

Am Mittwoch soll laut Abellio Schienenersatzverkehr zwischen Köthen und Bernburg den RB 50 ersetzen. Im Saalekreis ist zudem der Zugverkehr zwischen Könnern und Bernburg eingestellt worden.

Strecke Staßfurt – Güsten sowie Bahnhof Blankenburg gesperrt

Ebenfalls am Mittwoch soll laut Abellio der Streckenabschnitt zwischen Staßfurt und Güsten gesperrt werden. Das betrifft den RE 10 zwischen Magdeburg und Erfurt. Die Züge fahren nach Angaben von Abellio jeweils zwischen Magdeburg und Staßfurt sowie zwischen Erfurt und Güsten. Der RB 41 zwischen Magdeburg und Aschersleben ist ebenfalls von der Sperrung betroffen und fährt nur zwischen Magdeburg und Staßfurt.

Bereits am Montagnachmittag ist die Strecke zwischen Quedlinburg und Thale gesperrt worden. Der RE 11 von Magdeburg nach Thale endet derzeit in Quedlinburg.

Bahnhof Blankenburg seit Montag vom Netz abgekoppelt

Zudem wurde am Montag der Bahnhof Blankenburg vom Netz abgekoppelt. Züge der Linie RE 31 fahren nur ab und bis Langenstein. Zwischen Langenstein und Blankenburg sollen Reisende nach Angaben eines Abellio-Sprechers auf den Linienbus 230 aus Quedlinburg ausweichen.

Tagesaktuelle Alternativrouten

Als Reaktion auf die kurzfristigen Streckensperrungen erarbeitet die Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH (Nasa) nach eigenen Angaben tagesaktuelle Alternativrouten für betroffene Fahrgäste. Diese könnten über die Fahrplanauskunft für den öffentlichen Personennahverkehr in Sachsen-Anhalt abgerufen werden.

Die vorgeschlagenen Alternativrouten enthielten speziell für Langstrecken-Reisen großräumige Umfahrungsvorschläge und vor Ort Ausweichmöglichkeiten mit den jeweiligen Landesbuslinien oder lokalen Busangeboten.

Die Nahverkehrs-Service GmbH Sachsen-Anhalt (Nasa) veröffentlichte auf Instagram eine Übersicht der Bus-Alternativen während der Streckensperrungen.

Thales Bürgermeister: "Situation inakzeptabel"

Die kurzfristige Streckensperrung im Harz hat in Tourismusorten wie Thale für Entsetzen gesorgt. Ein ausreichender Ersatzverkehr sei kaum zu realisieren, sagte Thales Bürgermeister Maik Zedschack MDR SACHSEN-ANHALT. "Die jetzige Situation ist für die Stadt Thale natürlich völlig inakzeptabel", so der Bürgermeister.

Es gebe drei Bahnhöfe im Stadtgebiet, die vor allem von Pendlern genutzt würden – und von Touristen. "Wir befinden uns mitten in der touristischen Hauptsaison. Die Gäste können Thale jetzt per Eisenbahn nicht mehr erreichen, was zu entsprechenden Umsatzeinbrüchen bei unseren touristischen Betrieben führen wird, die sowieso schon durch den Corona-Lockdown Probleme hatten."

Infrastruktur-Ministerin wendet sich an Deutsche Bahn

Sachsen-Anhalts Ministerin für Infrastruktur Lydia Hüskens (FDP) schrieb wegen der massiven Sperrungen an den Infrastrukturvorstand im DB-Konzern. "Ich fordere Sie nachdrücklich auf, alle erdenklichen Maßnahmen einzuleiten, um diese inakzeptable Situation schnellstmöglich zu beenden", so Lydia Hüskens. Durch die katastrophale Kommunikation über die Sperrungen sei allen Beteiligten die Möglichkeit genommen, den Fahrgästen Alternativen anzubieten. Die Bahn solle offen kommunizieren, wie lange die Beeinträchtigungen anhalten werden, forderte Hüskens.

dpa, MDR (Julia Heundorf, Luise Kotulla) | Erstmals veröffentlicht am 26.07.2022

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 27. Juli 2022 | 06:30 Uhr

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