Zu sehen ist der Eingang eines Gebäudes. 2 min
Zum Hören: Salus übernimmt Krankenhaus in Seehausen. Bildrechte: Bernd-Volker Brahms
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MDR AKTUELL Fr 12.04.2024 17:33Uhr 02:10 min

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Erfolgreiche Klinikübernahme? Land macht sich stark für Krankenhaus Seehausen

12. April 2024, 19:56 Uhr

Während Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) bundesweit mit der Schließung von weiteren kleinen Krankenhäusern rechnet, hat in Sachsen-Anhalt das Land mit der Übernahme des 114-Betten-Hauses in Seehausen jetzt ein deutliches Signal gesetzt. Noch eine Schließung im Landkreis Stendal – wie vor vier Jahren in Havelberg – möchte das Land verhindern. Wie das möglich sein soll, das erläuterten die Verantwortlichen jetzt vor Ort.

Ein Mann steht vor einem Bücherregal
Bildrechte: MDR/Hannah Singer

Der Ärztliche Direktor Daniel Kügler führt mit einer Portion Stolz die Delegation aus Gesundheitsministerium, Gesundheitskonzern Salus und Lokalpolitik durch das Krankenhaus, das am Standort Seehausen eine 130-jährige Tradition hat. Der 53-jährige internistische Intensivmediziner arbeitet seit drei Jahren an dem verhältnismäßig kleinen Krankenhaus. "Wir sind hier gut aufgestellt", sagt Kügler. Rund 4400 Patienten werden pro Jahr stationär versorgt. Dazu kommen rund 9500 ambulante Fälle, bei denen die Patienten gleich nach der Behandlung wieder nach Hause gehen können.

Ein Mann mit einem weißen Arzt-Kittel schaut in die Kamera.
Der Ärztliche Direktor des Krankenhauses, Daniel Kügler, möchte den ambulanten Bereich nach der Übernahme gerne erweitern. Bildrechte: Bernd-Volker-Brahms/MDR

"Wir möchten den ambulanten Bereich gerne noch erweitern", sagt Dr. Kügler. Bereits jetzt werden am Standort nicht nur die Krankenhauspatienten versorgt. Im Haus befindet sich unter einem Dach auch die Salus-Klinik für Erwachsenenpsychiatrie und eine Psychotherapie. Dazu kommen eine urologische und eine allgemeinmedizinische Praxis, ferner die Rettungswache der Johanniter Unfallhilfe.

Kein notleidendes Krankhaus

"Das ist ein Paradebeispiel für eine gute medizinische Versorgung auf dem Land", sagt Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD). Man übernehme über die landeseigene Salus Altmark Holding GmbH ein solides Haus und keineswegs ein "notleidendes Krankenhaus." Der Vorgängerträger, der konfessionelle Agaplesion-Konzern mit Sitz in Frankfurt/Main, hat immer wieder in das Haus investiert und in den Jahren 1995 bis 2008 umfangreiche Baumaßnahmen umgesetzt.  

"Der vorherige Träger hatte das Problem, dass er sich nicht vernetzen konnte, sowohl hinsichtlich der Fachkräftesicherung als auch einiger logistischer Aspekte. Das kann – denke ich – die Salus Altmark Holding besser mit ihren weiteren Standorten in Salzwedel und Gardelegen", sagt Ministerin Grimm-Benne. Damit sind nun drei Krankenhäuser der grundmedizinischen Versorgung in der Altmark in Trägerschaft der Salus, dazu kommen die Fachkliniken in Uchtspringe sowie weitere Einrichtungen in Stendal und Klötze. Lediglich das Krankenhaus in Stendal befindet sich in Trägerschaft der Johanniter.   

Arbeitsplätze bleiben erhalten

Die SPD-Politikerin sieht kein großes Risiko für das Land bei der Übernahme in Seehausen. "Wir mussten keine Verluste ausgleichen. Uns wird ein solides Haus überlassen", so Grimm-Benne. Die Unterschriften zur Übernahme wurden Ende März unter die Verträge gesetzt, die Übergang gilt rückwirkend seit 1. Januar. Zu den vertraglichen Regelungen gehöre, so die Ministerin, dass die Arbeitsplätze erhalten bleiben. Derzeit sind 163 Beschäftigte in Seehausen tätig. "Keiner braucht sich Sorgen zu machen", sagt Geschäftsführer Jürgen Richter von der Salus Altmark Holding gGmbH. Gleichwohl werde man weiter geeignete Ärzte suchen. Und auch Chefarzt Daniel Kügler sagt: "Wir bauen schon jetzt eigenen Nachwuchs auf."

Übernahme war sorgfältig vorbereitet

Der Stendaler Landrat Patrick Puhlmann (SPD) lobte, dass der bisherige Träger Agaplesion sich "nicht einfach so vom Acker" gemacht habe. Hier sei der wesentliche Unterschied zu der Situation in Havelberg, wo 2020 der KMG-Konzern das örtliche Krankenhaus geschlossen und den Standort als Seniorenheim fortgeführt hatte, wo nach "kapitalistischer Methode" agiert worden sei. "Es wurden dort Ressourcen abgebaut, am Ende hat man uns den Schlüssel hingehalten." In Seehausen sei "vorbildlich geräuschlos" agiert worden, sagt Puhlmann. Die Übernahme sei sorgfältig vorbereitet worden.

Der Verbandsgemeindebürgermeister Rüdiger Kloth (parteilos) bestätigte dies, gab allerdings zu, dass bei ihm und anderen – gerade aufgrund der Erfahrung von Havelberg – "die Alarmglocken geschrillt" hätten. Letztlich sei er froh gewesen, dass die landeseigene Salus eingestiegen sei. Für Kloth sei es wichtig, dass auch künftig Fachärzte in der Region geholt werden. "Uns fehlt hier aktuell ein HNO-Arzt", sagte Kloth.  

Situation in Havelberg schwierig

Ministerin Grimm-Benne nutzte den Termin in Seehausen dazu, um auf die Situation in Havelberg hinzuweisen, wo die Salus seit geraumer Zeit ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) zu etablieren versucht. "Wir wollen eine Rund-um-die-Uhr-Versorgung. Dies scheitert nicht an Investitionen, sondern an geeignetem Personal", sagte die Ministerin. Weder der Salus noch dem Verein "Pro Krankenhaus Havelberg" sei es bisher gelungen, Ärzte zu akquirieren. Dazu komme, dass die Kassenärztliche Vereinigung (KV) eine ausreichende Versorgung in der Region sehe.

Nach Ansicht von Salus-Geschäftsführer Jürgen Richter ist der Standort Seehausen auch künftig gesichert, wenngleich neue Anforderungen aus der Bundespolitik herausfordernd seien. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geht davon aus, dass weitere kleine Krankenhäuser schließen werden. Er bringt in Kürze eine Klinikfinanzreform in den Bundestag ein. Neben der Fallvergütung soll es Vorhaltepauschalen geben, die insbesondere kleinere Häuser stützen sollen.

Bundespolitische Vorgaben erreicht

Aus Sicht von Jürgen Richter könne im Sinne der geforderten Qualitätssicherung und Konzentration durch die Zusammenarbeit der drei Salus-Krankenhäuser in der Altmark den bundespolitischen Vorgaben künftig gerecht werden. "Wir werden die Chefärzte zusammenbringen und Absprachen treffen lassen und zusammenarbeiten."

Das war keine Rettungssache, wir haben kein notleidendes Krankenhaus gekauft

Staatssekretär Wolfgang Beck (SPD)

"Wir brauchen auch künftig ein Schwarze Null", sagte Staatssekretär Wolfgang Beck (SPD). Als Aufsichtsratsvorsitzender der Salus Altmark Holding gGmbH betonte er, dass die Übernahme des Krankenhauses Seehausen einstimmig erfolgt sei. "Das war keine Rettungssache, wir haben kein notleidendes Krankenhaus gekauft", so Beck. "Wir hoffen auf eine gute wirtschaftliche Entwicklung."

MDR (Bernd-Volker Brahms, Sebastian Gall)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 12. April 2024 | 19:00 Uhr

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