Rotmilan
Vor zehn Jahren gab es noch fast 25 Prozent weniger Rotmilane in Sachsen-Anhalt. Bildrechte: IMAGO / McPHOTO

Zählung Wieder mehr Rotmilane in Sachsen-Anhalt

29. November 2022, 10:33 Uhr

Vor zehn Jahren gab es in Sachsen-Anhalt deutlich weniger Rotmilane. Das Vorkommen ist seitdem um fast 25 Prozent gestiegen. Das Rotmilanzentrum in Halberstadt sagt, dass Windräder eine große Gefahr für die Tiere darstellen. Doch Studiendaten legen nahe, dass es deutlich größere Gefahren für die Tiere gibt.

In Sachsen-Anhalt gibt es wieder mehr Rotmilane. Bei einer landesweiten Zählung über zwei Jahre seien knapp 2.400 Brutpaare registriert worden. Das teilte das Rotmilanzentrum in Halberstadt MDR SACHSEN-ANHALT mit. Damit habe sich die Zahl der Greifvögel um fast 25 Prozent erhöht im Vergleich zur letzten Erfassung vor etwa zehn Jahren.

Die meisten Rotmilane leben demnach in den Elbauen und im nördlichen Harzvorland. Ob der Anstieg nachhaltig sei, bleibe abzuwarten, sagte der Leiter des Rotmilanzentrums, Martin Kolbe MDR SACHSEN-ANHALT.

Vergleichsweise viele Rotmilane in Sachsen-Anhalt

Für die Greifvögel seien Windkraftanlagen eine besondere Gefahr, so Kolbe, weil Rotmilane bevorzugt in Höhe der Rotorblätter flögen. Zusammenstöße überlebten die Tiere nicht. Deshalb sollten für neue Windkraftanlagen strengere Abstandsregeln zu den Lebensräumen gelten.

Durch eine neue Kartierung ließen sich die Schutzgebiete besser eingrenzen, so Kolbe. Sachsen-Anhalt verfügt den Angaben zufolge über eines der größten Rotmilanvorkommen bundesweit. In Deutschland leben über die Hälfte der schätzungsweise 25.000 Brutpaare weltweit.

Tote Rotmilane und Windkrafträder: Zusammenhang umstritten

Ob Windkrafträder eine maßgebliche Gefahr für Rotmilane darstellen, ist umstritten. Zwischenergebnisse einer EU-Studie zur Todesursache von Rotmilanen legten nahe, dass andere Todesursachen deutlich häufiger seien. Dazu gehörten Giftköder für Mäuse und Ratten, aber auch Stromschläge von Stromleitungen sowie Züge.

Der Biologe und Forschungsleiter Rainer Raab sagte dem ZDF-Magazin Frontal21, es käme "wirklich extrem selten" vor, dass Rotmilane an Windrädern sterben. Oft spielten zusätzliche Faktoren wie schlechte Sicht oder Erschöpfung der Tiere eine Rolle. Raab sagte dem Magazin weiter: "Die Regel ist, dass sich die Rotmilane tausend Stunden im Windpark bewegen können, ohne dagegen zu fliegen."

Die nichtstaatliche Organisation NABU (Naturschutzbund) kritisierte wiederum den ZDF-Beitrag als "unwissenschaftliche Interpretation vorläufiger Forschungsdaten". Es handele sich bei den Informationen nur um die Datengrundlage einer Studie, nicht um Ergebnisse oder Zwischenergebnisse.

Auch die Daten selbst werden kritisiert, unter anderem, weil sie nicht ausschließlich in und für Deutschland gesammelt wurden und weil, so der NABU, besonders viele Jungvögel für die Studie mit Sendern ausgestattet wurden. Der NABU schreibt weiter, dass seit längerem bekannt sei, "dass die Kollision eines Rotmilans mit einer Windenergieanlage insgesamt ein seltenes Ereignis darstelle." Die Gefahr bleibe dennoch bestehen.

MDR (Martin Krause,Julia Heundorf)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 29. November 2022 | 09:00 Uhr

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