Der ehemalige "Mister Germany" Adrian Ursache (l.) spricht am 09.10.2017 im Landgericht in Halle/Saale (Sachsen-Anhalt) vor Prozessbeginn im Gerichtssaal mit dem Grundgesetz in der Hand mit Journalisten.
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Sicherheitsbehörden in Habacht "Reichsbürger" Adrian Ursache ist wieder auf freiem Fuß

06. September 2024, 10:09 Uhr

Der frühere "Mister Germany" Adrian Ursache hat seine Haftstrafe abgesessen. Doch er wird weiter umfangreich überwacht. Offenbar trauen ihm die Behörden Racheakte zu. Ursache hatte 2016 bei einer Zwangsvollstreckung auf einen SEK-Beamten geschossen und diesen verletzt. Der "Reichsbürger", der auf seinem Grundstück im Burgenlandkreis seinen eigenen Staat ausgerufen hatte, war wegen versuchten Mordes zu sieben Jahren Haft verurteilt worden.

Der wegen versuchten Mordes verurteilte "Reichsbürger" Adrian Ursache ist aus der Haft in Burg im Jerichower Land entlassen worden. Wie NDR und WDR berichten, wird der frühere "Mister Germany" aber in besonderem Ausmaß überwacht.

Ursache muss Fußfessel tragen und wird überwacht

Die Sicherheitsbehörden halten ihn weiterhin für gefährlich und trauen ihm oder anderen Anhängern der Szene Racheakte zu. Ursache ist offiziell als Gefährder eingestuft. Das Landeskriminalamt (LKA) Sachsen-Anhalt, das Bundeskriminalamt (BKA) und der Verfassungsschutz hätten Ursache nun weiter im Blick, heißt es in dem Bericht. Unter anderem muss er seit der Haftentlassung eine elektronische Fußfessel tragen. Allein zu Wochenbeginn sollen insgesamt rund 100 Beamte für die Beobachtung Ursaches eingesetzt gewesen sein.

Eigener Staat im Burgenlandkreis ausgerufen

Während einer Zwangsräumung hatte Ursache 2016 in Reuden im Burgenlandkreis einen Polizisten bei einem Schusswechsel verletzt. Ursache selbst wurde mehrfach im Oberkörper getroffen und schwer verletzt. Dieser hatte in den Monaten zuvor den Gerichtsvollzieher sowie das Zwangsversteigerungsverfahren wegen Schulden gegen ihn und seine Frau angezweifelt. Auch die Bundesrepublik soll für ihn nicht existiert haben. Auf seinem Grundstück im Burgenlandkreis hatte er den "Staat Ur" ausgerufen.

Es folgten jahrelange Verhandlungen, die den früheren "Mister Germany" erneut bundesweit bekannt machten. Ursache beteuerte bis zum Schluss seine Unschuld. Das Landgericht Halle verurteilte ihn nach mehr als 50 Verhandlungstagen im April 2019 wegen versuchten Mordes zu sieben Jahren Haft. Vier Jahre saß er nun im Gefängnis. Zeit in Untersuchungshaft wird in der Regel auf spätere Haftstrafen angerechnet.

Was sind "Reichsbürger"? Sogenannte "Reichsbürger" erkennen die Bundesrepublik Deutschland nicht als Staat an. Sie erklären wahrheitswidrig, das historische Deutsche Reich bestehe bis heute fort. "Reichsbürger" negieren heutige demokratische und rechtsstaatliche Strukturen wie Parlament, Gesetze oder Gerichte. Steuern, Sozialabgaben oder Bußgelder wollen sie nicht zahlen. Aber sie bilden auch keine einheitliche Bewegung.

Manche von ihnen sehen sich sogar als Staatsoberhäupter ihres eigenen kleinen Reiches, mit eigenen Ausweisen und Nummernschildern. Das Bundesamt für Verfassungsschutz rechnet der gesamten Szene rund 23.000 Anhänger zu, Tendenz steigend. Etwa zehn Prozent von ihnen sieht die Behörde als gewaltorientiert an. Bei rund 1.250 handelt es sich nach Angaben der Behörde um Rechtsextremisten.

dpa, WDR, NDR, MDR (Michael Rosebrock, André Plaul) | Erstmals veröffentlicht am 04.09.2024

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 04. September 2024 | 05:00 Uhr

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