Überlegungen gegen Lehrermangel Gleichstellung für Lehrer-Seiteneinsteiger soll erleichtert werden
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24. Februar 2023, 17:51 Uhr
Seiteneinsteiger leisten oft das gleiche wie studierte Lehrerinnen und Lehrer. In Sachsen-Anhalt sind sie längst eine wichtige Säule im Bildungssystem. Damit sie so viel Geld bekommen wie vollwertige Lehrkräfte, benötigen sie jedoch ein zusätzliches Studium. Laut Überlegungen des Bildungsministeriums könnte diese Hürde für besonders bewährte Seiteneinsteiger künftig wegfallen. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft begrüßt das.
- Bildungsministerin Feußner will bewährten Seiteneinsteigern perspektivisch kein weiteres Studium "aufbürden".
- Die entsprechenden Pläne für das Modell stehen noch ganz am Anfang. Mögliche Voraussetzungen hat das Bildungsministerium aber schon benannt.
- Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft begrüßt die Überlegungen.
In Sachsen-Anhalt könnten ausgewählte Seiteneinsteiger künftig auch ohne zusätzliches, berufsbegleitendes Studium als vollwertige Lehrkräfte anerkannt werden. Damit wären sie studierten Lehrerinnen und Lehrern voraussichtlich in Status und Gehalt gleichgestellt.
Entsprechende Überlegungen hatte Bildungsministerin Eva Feußner (CDU) in der vergangenen Woche im Bildungsausschuss des Landtags angestellt. "Wenn sich Seiteneinsteiger im Unterricht toll bewähren, sollte man sie als Lehrkraft anerkennen. Solchen Leuten sollte man nicht noch ein weiteres Studium aufbürden", sagte Feußner. Es solle damit ein Anreiz für den Seiteneinstieg geschaffen werden.
Seiteneinsteiger müssen dennoch bestimmte Voraussetzungen erfüllen
Wer unter den vielen Seiteneinsteigern an den Schulen im Land am Ende von dem Modell profitieren wird, ist noch unklar. Ob beispielsweise nur diejenigen mit einem Masterabschluss infrage kommen, aus dem sich zwei Unterrichtsfächer ableiten lassen, oder auch Seiteneinsteiger mit lediglich einem Bachelorabschluss, sagte die Ministerin nicht.
Auf Nachfrage von MDR SACHSEN-ANHALT beim Bildungsministerium teilte eine Sprecherin mit, dass sich die Planungen erst am Anfang befinden. Derzeit gebe es erste Überlegungen, Seiteneinsteigern, die sich über einen noch festzulegenden Zeitraum bewährt haben, einen sogenannten Bewährungsaufstieg zu ermöglichen, so die Sprecherin weiter. Voraussetzung sei, dass "sie neben ihrer Unterrichtstätigkeit auch an Fortbildungen teilgenommen und Unterrichtsproben erfolgreich absolviert haben".
GEW begrüßt die Pläne eines "Bewährungsaufstiegs" für Seiteneinsteiger
Die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Sachsen-Anhalt (GEW), Eva Gerth, begrüßte die Pläne auf Nachfrage. "Wir fordern das auch", sagte sie MDR SACHSEN-ANHALT. Gerth verwies dabei auf Mecklenburg-Vorpommern, wo es ein ähnliches Modell bereits gibt. Dort erhalten Seiteneinsteiger je nach Hochschulabschluss nach fünf, sieben oder zehn Jahren die Lehrbefähigung für das Lehramt.
So kann man Kräfte gewinnen, die uns auch erhalten bleiben und gute Arbeit leisten.
Ähnlich kann sich Gerth das auch für Sachsen-Anhalt vorstellen. "Denn wir sind dringend angewiesen auf die Seiteneinsteiger, sie machen die gleiche Arbeit und haben bereits einen Hochschulabschluss." Daher sei es wichtig, nach Abschlüssen gestaffelte Perspektiven zu schaffen. "So kann man Kräfte gewinnen, die uns auch erhalten bleiben und gute Arbeit leisten."
Bislang berufsbegleitendes Referendariat und Staatsexamen nötig
Bislang werden Seiteneinsteiger in Sachsen-Anhalt nur über den Umweg eines zusätzlichen Studiums als gleichwertige Lehrkräfte anerkannt – und auch erst dann gleich bezahlt. Der sogenannte berufsbegleitende Vorbereitungsdienst ähnelt dabei dem Referendariat im Lehramtsstudium. Danach können die Seiteneinsteiger das zweite Staatsexamen ablegen.
Diese Möglichkeit steht allerdings vorrangig Master-Absolventen offen, die zwei Unterrichtsfächer mit ihrer Qualifikation abdecken. Alle anderen Seiteneinsteiger müssen zunächst noch zusätzliche Bildungsschritte gehen. Bachelorabsolventen mit zwei Fächern müssen laut Landesschulamt zum Beispiel Zertifikatskurse an einer Uni absolvieren, um dann auch für den berufsbegleitenden Vorbereitungsdienst zugelassen zu werden.
Der Lehrermangel hat sich in den vergangenen Jahren in Sachsen-Anhalt weiter verschärft. In einigen Teilen des Landes ist Unterrichtsversorgung dramatisch schlecht. Die Politik versucht deshalb mit verschiedenen Maßnahmen gegenzusteuern.
MDR (Daniel Salpius) | Zuerst veröffentlicht am 23.02.2023
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 24. Februar 2023 | 06:00 Uhr
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