Auswertung von Gesundheitsdaten Krankheitslast in Sachsen-Anhalt besonders hoch
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22. Dezember 2022, 08:48 Uhr
In Sachsen-Anhalt gibt es deutlich mehr Erkrankungen als in den meisten anderen Bundesländern. Arthrose ist besonders verbreitet, andere Krankheiten treten deutlich seltener auf als im Bundesschnitt. Grund für all das ist nicht nur das hohe Alter der Bevölkerung.
Die Krankheitslast in Sachsen-Anhalt ist deutschlandweit am dritthöchsten. Sie liegt 22 Prozent über dem Bundesschnitt. Das geht aus dem am Mittwoch vorgestellten Morbiditäts- und Sozialatlas der Krankenkasse Barmer hervor und bedeutet: In Sachsen-Anhalt treten Krankheiten in einer Personengruppe häufiger auf als im Durchschnitt. Nur in Sachsen und Thüringen sind Menschen dem Bericht zufolge öfter krank. Sachsen hat 29 Prozent mehr Erkrankungen als im Mittel, in Thüringen ist der Wert 31 Prozent höher.
Über die Zahlen Das Institut für Gesundheitssystemforschung der Barmer hat die Daten ihrer Versicherten für 2020 ausgewertet, aktuellere Zahlen liegen noch nicht vor. In Sachsen-Anhalt sind etwa 13 Prozent der Einwohner bei der Barmer versichert. Der sogenannte Morbiditäts-Index beschreibt, wie oft Krankheiten in einer Personengruppe im Verhältnis zum Durchschnitt auftreten.
Am höchsten ist die Krankheitslast im Landkreis Mansfeld-Südharz und im Burgenlandkreis. In beiden Kreisen ist der Krankheits-Index um 35 Prozent höher. Am wenigsten Erkrankungen gibt es in Wittenberg und im Altmarkkreis Salzwedel. Die beiden Kreise haben aber immer noch eine sieben Prozent höhere Krankheitslast als im Bundesmittel.
Die Daten erlauben auch einen Blick auf verschiedene Indikatoren wie Alter, Geschlecht, Bildung, Beruf und Einkommen. Wenig überraschend hängt die Zahl der Erkrankungen stark mit dem Alter zusammen. Mit einem durchschnittlichen Alter von 48,1 Jahren ist Sachsen-Anhalt das älteste Bundesland. Das erklärt aber nicht allein die hohe Krankheitsdichte.
Hohes Alter ist nicht einziger Grund für Krankheiten
Gleicht man statistisch das Alter und das Geschlecht aller Bundesländer einander an, schneidet Sachsen-Anhalt immer noch schlecht ab. Die Krankheitslast ist dann nur noch 12 Prozent höher, doch im Vergleich hat Sachsen-Anhalt dann sogar deutschlandweit den zweithöchsten Wert nach Thüringen.
Frauen haben im mittleren Alter mehr Krankheiten, während Männer eher im hohen Alter und als Kinder und Jugendliche erkranken. Die sogenannte Morbidität ist bei Frauen im Zeitraum von 18 bis 60 Jahren im Vergleich zu Männern größer. Besonders ab dem Rentenalter steigt dafür bei Männern die Zahl der Erkrankungen.
Geringe Einkommen und fehlende Abschlüsse sind Risikofaktoren
Beim Einkommen zeigt sich ganz klar, dass Menschen mit geringen Einkommen häufiger krank sind. Wer weniger als 25.000 Euro im Jahr beitragspflichtig verdient, hat eine statistisch höhere Wahrscheinlichkeit, zu erkranken. Bei der Einkommensgruppe zwischen 15.000 und 20.000 Euro ist der Morbiditäts-Index um mehr als 50 Prozent besonders erhöht.
Aufgeteilt nach verschiedenen Gruppen, haben Sozialhilfeempfänger eine dreimal so hohe Chance, krank zu werden. Ebenfalls erhöht ist die Wahrscheinlichkeit bei Rentnerinnen und Rentnern. Studierende und Auszubildende haben entsprechend ihres Alters eine unterdurchschnittliche Krankheitslast.
Bei der Bildung zeigt sich nur bei einer Gruppe eine höhere Morbidität: Diejenigen ohne Schulabschluss sind 34 Prozent häufiger von Krankheiten betroffen.
Besonders viele Gicht-Patienten, wenig HIV und AIDS
Was die Zahlen ebenfalls zeigen: In Sachsen-Anhalt kommen Alterskrankheiten überdurchschnittlich oft vor. Mit einem Plus von 109 Prozent haben hierzulande mehr als doppelt so viele Menschen Gelenkerkrankungen wie Arthrose als im Bundesschnitt. Weitere auffällig häufige Krankheiten sind Herzschwäche (plus 85 Prozent), Schlaganfall und Komplikationen (plus 58 Prozent) und Diabetes (plus 49 Prozent). Selbst wenn Alter und Geschlecht herausgerechnet werden, ist Sachsen-Anhalt in diesen Krankheiten deutschlandweit an der Spitze. Rund 25 von 1.000 Personen erleiden hierzulande Schlaganfälle – so häufig wie nirgendwo anders in Deutschland.
Andere Erkrankungen treten hingegen seltener auf. Die Krankheitslast durch HIV und AIDS ist 52 Prozent niedriger als im Vergleich zum Durchschnitt. Die Viruserkrankung kommt häufiger bei Bewohnern von Großstädten vor, ebenso wie chronischer Hepatitis. Diese Entzündung der Leber verteilt sich eher im städtischen Raum und tritt in Sachsen-Anhalt 40 Prozent seltener auf. Von Essstörungen sind besonders jüngere Frauen betroffen. Mit 2,57 Fällen je 1.000 Personen ist die Krankheitsrate am tiefsten in Deutschland: ein Minus von 39 Prozent zum Mittel.
MDR (Leonhard Eckwert, Tycho Schildbach) | Erstmals veröffentlicht am 21.12.2022
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 21. Dezember 2022 | 19:00 Uhr
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