Fragen und Antworten Sterben im Hospiz in Sachsen-Anhalt: Was es kostet, wer einziehen darf, wo es Hospize gibt
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Von Luise Kotulla, MDR SACHSEN-ANHALT
20. November 2023, 09:02 Uhr
Schwerkranke und sterbende Menschen können ihre verbleibende Lebenszeit im Hospiz verbringen. In Sachsen-Anhalt gibt es acht Hospize mit mehr als 100 Betten. Manche der sogenannten Gäste leben nur noch wenige Tage, bei anderen sind es viele Wochen bis zu ihrem Tod. Doch warum entscheiden sich immer mehr Menschen für ein Hospiz? Wie bekommt man dort einen Platz? Und was kostet das für die Familien? MDR SACHSEN-ANHALT beantwortet die wichtigsten Fragen.
Inhalt des Artikels:
- Wo gibt es in Sachsen-Anhalt Hospize?
- Gibt es eine Warteliste für die Aufnahme ins Hospiz in Sachsen-Anhalt?
- Was ist der Gedanke hinter einem Hospiz?
- Wer kann in ein Hospiz einziehen?
- Wer entscheidet, ob jemand ins Hospiz kommt?
- Wie bekommt man einen Platz?
- Ist die Aufnahme ins Hospiz unabhängig von einem Pflegegrad?
- Welche Alternativen gibt es zum Hospiz?
- Wann sollte ein Kranker ins Hospiz kommen?
- Wie lange sind die Gäste im Hospiz?
- Kann man das Hospiz auch wieder verlassen?
- Werden die Kosten fürs Hospiz von der Krankenkasse übernommen?
- Wie finanzieren sich Hospize und was kostet ein Platz?
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Wo gibt es in Sachsen-Anhalt Hospize?
Insgesamt sind es acht Hospize – in Dessau-Roßlau, Eisleben, Halle, Magdeburg, Quedlinburg, Stendal, Wittenberg und Zerbst.
In Bad Kösen wird gerade ein Hospiz mit 16 Zimmern gebaut. Auf Nachfrage von MDR SACHSEN-ANHALT heißt es, dass die ersten Gäste im August 2024 einziehen können. Auch in Bad Lauchstädt ist laut Hospiz- und Palliativverband Sachsen-Anhalt momentan ein Hospiz im Bau. Dort sollen 13 Zimmer entstehen, die Ende des Frühlings bezogen werden können.
Gibt es eine Warteliste für die Aufnahme ins Hospiz in Sachsen-Anhalt?
Nach Angaben des Hospiz- und Palliativverbands Sachsen-Anhalt gibt es zurzeit 110 Betten in den acht stationären Hospizen. Die Erhebung des Bedarfs erfolge mit Hilfe einer Durchschnittszahl – auf wie viele Einwohner ein Hospizbett kommen sollte. Demnach ist der Bedarf gedeckt. Allerdings teilte der Verband auf Nachfrage mit: "In allen uns bekannten stationären Hospizen gibt es eine 'Warteliste' – also Personen, die sich für eine Aufnahme ins stationäre Hospiz angemeldet haben."
Was ist der Gedanke hinter einem Hospiz?
Ein Hospiz soll schwerkranken Menschen die Möglichkeit geben, in Ruhe zu leben und umsorgt zu werden, mit dem Fokus auf ihren Bedürfnissen. Es geht nicht mehr um Heilung, sondern um umsichtige Pflege, Schmerzlinderung und persönlichen Beistand. Die Angehörigen sind immer willkommen und können mit dem kranken Menschen Zeit genießen, weil für alles gesorgt ist.
Wer kann in ein Hospiz einziehen?
Ein Hospiz steht Menschen offen, die an einer fortschreitenden Erkrankung ohne Aussicht auf Heilung leiden und deren Lebenserwartung nur noch Wochen bis Monate beträgt. Die sogenannten Gäste müssen mindestens 18 Jahre alt sein, für jüngere Menschen gibt es ein Kinderhospiz in Magdeburg sowie ambulante Dienste.
Wer entscheidet, ob jemand ins Hospiz kommt?
Die Entscheidung muss ein Arzt treffen und eine ärztliche Notwendigkeitsbescheinigung ausfüllen – wegen unheilbarer Krankheit in fortgeschrittenem Stadium. Ohne die Bescheinigung kann niemand ins Hospiz aufgenommen werden. Die Verordnung wird dann bei der zuständigen Krankenkasse geprüft und die Kostenübernahme befürwortet oder abgelehnt. Außerdem müssen der Kranke bzw. sein Vorsorgebevollmächtigter oder sein gesetzlicher Vertreter der Aufnahme ins Hospiz zustimmen.
Wie bekommt man einen Platz?
Der Patient muss im Hospiz angemeldet werden – das kann unter anderem der Arzt machen, der Pflegedienst, ein SAPV-Team (Spezialisierte ambulante Palliativversorgung) oder der Soziale Dienst im Krankenhaus. Wer zuerst ein Bett bekommt, hängt vom Zustand des Patienten und der Betreuungssituation ab. Außerdem ist entscheidend, ob momentan ein Platz frei ist. Wer einen Anruf bekommt, muss sich oft noch am selben Tag entscheiden.
Ist die Aufnahme ins Hospiz unabhängig von einem Pflegegrad?
Um im Hospiz aufgenommen zu werden, ist kein Pflegegrad nötig. Entscheidend ist die ärztliche Notwendigkeitsbescheinigung.
Welche Alternativen gibt es zum Hospiz?
Im Hospizbereich gilt "ambulant vor stationär". So lange es gut möglich ist, zu Hause zu bleiben, wird das unterstützt. Es gibt Ambulante Hospizdienste, die meist mit Ehrenamtlichen schwerkranke und sterbende Menschen zu Hause versorgen, außerdem SAPV-Teams, also die Spezialisierte ambulante Palliativversorgung durch medizinisches Personal sowie die Unterstützung durch Pflegedienste. Zudem gibt es in manchen Krankenhäusern Palliativstationen.
Die ambulanten Angebote betreuen die kranken Menschen dort, wo sie leben: zu Hause, im Seniorenheim, in Behinderteneinrichtungen oder vorübergehend auch im Krankenhaus.
Wann sollte ein Kranker ins Hospiz kommen?
Falls zum Beispiel die Betreuung zu Hause nicht mehr funktioniert oder nicht mehr gewollt ist, dann gilt: besser früher als später. Wenn ein kranker Mensch früher ins Hospiz kommt, hat er mehr von dem, was ein Hospiz ausmacht – dass die Bedürfnisse des Gastes immer im Vordergrund stehen.
Wie lange sind die Gäste im Hospiz?
Die durchschnittliche Verweildauer beträgt beispielsweise im Hospiz in Halle 22 Tage. Manche Gäste sind nur wenige Tage da, andere mehrere Monate. "Die Scheu ist groß. Hospiz bedeutet für die Menschen, dass das Ende kommt und es ist schwer, das zu akzeptieren und diesen Schritt zu wagen", so Juliane Uhl vom Heinrich Pera Hospiz Halle.
Hospiz bedeutet für die Menschen, dass das Ende kommt und es ist schwer, das zu akzeptieren und diesen Schritt zu wagen.
Kann man das Hospiz auch wieder verlassen?
Ja. In seltenen Fällen stabilisiert sich die Gesundheit so weit, dass die Kranken wieder nach Hause können.
Werden die Kosten fürs Hospiz von der Krankenkasse übernommen?
Ja. In der Regel erfolgt die Kostenübernahme laut Hospiz- und Palliativverband Sachsen-Anhalt zunächst für einen Monat. Danach beantragt das Hospiz die weitere Kostenübernahme bei der Krankenkasse, üblicherweise bis zum Versterben des Hospizgastes.
Wie finanzieren sich Hospize und was kostet ein Platz?
Die Krankenkassen (gesetzlich und privat) tragen 95 Prozent der Kosten. Die restlichen fünf Prozent muss jedes Hospiz durch Spenden selbst aufbringen. Das hallesche Hospiz muss beispielsweise jährlich rund 81.000 Euro an Spenden sammeln. Pro Tag und belegtem Bett entstehen dort Kosten von knapp 410 Euro, wovon die Krankenkassen rund 390 Euro zahlen. Also müssen 20 Euro pro Bett und Tag an Spenden aufgebracht werden. Die Kranken selbst müssen nichts zahlen.
MDR (Luise Kotulla) | Erstmals veröffentlicht am 18.11.2023
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 20. November 2023 | 06:30 Uhr
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