Ausgrabungen Archäologen entdecken 4.200 Jahre altes Grab bei Domnitz

20. Dezember 2023, 00:37 Uhr

Der Ausgrabungsleiter spricht von einer liebevollen Familiengeschichte: Bei Grabungen in Domnitz haben Archäologen ein altes Familiengrab der Glockenbecherkultur entdeckt. Der Vater und die zwei Kinder liegen eng beieinander und halten sich teilweise umschlungen.

Bei Grabungen für die Stromtrasse Südostlink ist in Domnitz im Saalekreis ein 4.200 Jahre altes Familiengrab entdeckt worden. Wie Projektleiterin und Archäologin Susanne Friederich sagte, liegen in dem Grab ein etwa 25-jähriger Mann und zwei Kinder. Die Kinder seien knapp zehn und unter fünf Jahre alt. Alle drei seien gemeinsam bestattet worden.

Das Grab stammt aus der sogenannten Glockenbecherkultur während der späten Kupfersteinzeit und frühen Bronzezeit (etwa 2.800 bis 1.800 v. Chr.). Die Kultur ist nach den charakteristischen Glockenbechern bekannt, die in ihren Gräbern gefunden wurden und war über weite Teile Europas verbreitet.

Grabungsleiter spricht von anrührendem Bild

Die Körper der Familienmitglieder halten sich teilweise umschlungen. "Das ist sehr anrührend und eine ganz liebevolle Familiengeschichte", sagte der örtliche Grabungsleiter Christian Papst.

Der Mann liegt auf der linken Seite, mit Blick nach Osten, wie es für diese Zeitstellung bei männlichen Toten üblich ist. Bei dem älteren Kind liegt eine aus durchlochter Knochenplatte und zwei Muscheln aufgereihte Kette. Die Beine des älteren Kindes liegen Papst zufolge über denjenigen des Mannes, der wiederum den Arm über das Kind legt. Das Grab sei teilweise mit Sandstein- und Porphyrplatten eingefasst worden.

Weitere Funde in der Nähe

In unmittelbarer Nähe zum Familiengrab entdeckten die Archäologen in einer runden Grube weiterhin eine Kinderbestattung. Außerdem entdeckten sie neben einer Pfeilspitze Skelettelemente von zwei Rindern sowie ein weiteres Grab eines alten Mannes, bei dem eine Feuersteinklinge lag.

Zudem entdeckten sie die Überreste eines Grabs, das bereits in der Antike beraubt worden war. "Der Körper war fast vollständig entnommen", sagte Friederich. Nur drei Keramikgefäße seien in der Grabgrube verblieben.

Die Grabungen laufen im Vorfeld des Netzausbaus der Gleichstromtrasse Südostlink. Der rund 150 Kilometer lange Teilabschnitt durch Sachsen-Anhalt wird noch bis 2025 archäologisch untersucht. Die gesamte Trasse ist rund 540 Kilometer lang und reicht von Wolmirstedt bei Magdeburg bis zum Standort Isar bei Landshut in Bayern.

dpa, MDR (sar)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 19. Dezember 2023 | 18:00 Uhr

Mehr aus Saalekreis, Raum Halle und Raum Leipzig

Mehr aus Sachsen-Anhalt