Fakt ist! MDR Wahl-Arena: Kürzere Wege in der Landwirtschaft für mehr Tierwohl gefordert
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16. Mai 2024, 15:14 Uhr
Europawahl-Kandidaten mehrerer Parteien haben sich in der MDR Wahl-Arena für kürzere Produktionswege in der Landwirtschaft ausgesprochen, um Tierleid zu reduzieren. Sie kritisieren die aktuellen EU-Regelungen und fordern angepasste Subventionen, um kleine Betriebe zu unterstützen.
In der FAKT IST! Wahl-Arena in Magdeburg haben sich mehrere Europawahl-Kandidaten für kürzere Produktionswege in der Landwirtschaft ausgesprochen.
Politiker: Kürzere Wege sind der Schlüssel
Der FDP-Abgeordnete des Europaparlaments, Andreas Glück, sagte, es brauche die Möglichkeit, dass Tiere lokal geschlachtet und nicht lange Strecken bis zum nächsten Schlachthof transportiert werden: "Tiertransport bedeutet zu einem großen Teil eben dann doch Tierleid." Auf Bundes- und EU-Ebene seien die Regularien zum Schlachten immer härter geworden, um für mehr Tierwohl zu sorgen. Durch die langen Transportwege sei aber das Gegenteil entstanden, so der FDP-Kandidat.
Marion Walsmann, CDU-Europaabgeordnete und Kandidatin aus Thüringen, befürwortet ebenfalls kurze Wege. "Unlängst war es das Problem der Weideschlachtung. Gerade kleinere Viehwirte, die eine kleine Rinderherde haben, sagen, es ist viel stressfreier für die Tiere." Eine Schlachtung mit kurzen Wegen sei möglich, bisher "führe da aber kein Weg rein".
Auch der SPD-Europaparlamentsabgeordnete Tiemo Wölken, der für das westliche Niedersachsen als Kandidat gesetzt ist, spricht sich gegen zu hohe Vorgaben für die Tierschlachtung aus. In dem Zusammenhang warnt er auch davor, die Standards insbesondere bei der Schweineproduktion auf Bundesebene zu entscheiden. Wenn zum Beispiel in Deutschland die Standards höher sind als im europäischen Ausland, dann könne es passieren, dass die Produktion ins Ausland gehe und die Transporte dann wieder zurückgebracht würden.
Niklas Nienaß, der Grünen-Europaabgeordnete, erklärte in der Sendung, dass lange Wege gerade für kleine Betriebe eine finanzielle Belastung darstellen würden. Die Anfahrtskosten für einen Tierarzt zur Fleischbeschauung würden bei großen und kleinen Betrieben die gleichen sein. Nur bei den kleinen Betrieben würde sich aufgrund der geringeren Produktionsmenge stärker bemerkbar machen, wenn die Kosten auf die Produkte umgelegt werden.
Nienaß weiter: "Und das ist eben das Problem, dass wir viele Regeln haben, die gut funktionieren, wenn sie ein sehr großer Betrieb sind, aber nicht gut funktionieren oder wesentlich teurer sind, wenn sie ein sehr kleiner Betrieb sind." Er spricht sich dafür aus, dass für kleinere Betriebe andere Regeln gelten müssten und zusätzliche Unterstützungen und Pilotprojekte, wie Fleischbeschauungen per Kamera, notwendig seien.
Änderungen bei der Subventionspolitik gefordert
Auch bei den Subventionen haben mehrere Abgeordnete gefordert, die unterschiedlichen Unternehmensgrößen anders zu berücksichtigen. Niklas Nienaß von den Grünen sprach sich gegen die reine Flächenförderung aus. Seine Begründung: "Weil die [Flächenförderung] stupide guckt: Großer Acker, viel Geld – kleiner Acker, wenig Geld." Dabei werde nicht in den Blick genommen, wo die Arbeitskraft investiert werde, wo der gesellschaftliche Auftrag herkomme.
AfD-Kandidat René Aust ist dafür, das Fördersystem auf eine nationale Ebene zu bringen: "Wir haben in ganz Europa unterschiedliche Voraussetzungen für Agrarwirtschaft: Unterschiedliche klimatische Bedingungen, unterschiedliche Bodenstrukturen." Weil die so unterschiedlich seien, sei es falsch, über ganz Europa ein einheitliches Netz an Förderungsvorschriften und Regularien zu ziehen.
Linken-Politikerin Ines Schwerdtner sieht das Problem vor allem in Kapitaleignern, die große Landwirtschaftsflächen kaufen, diese nicht bewirtschaften, aber trotzdem die Förderung bekommen würden: "Ich würde das verbieten."
Andreas Glück von der FDP befürwortet das sogenannte Performance-Modell. Landwirtinnen und Landwirte sollen aus seiner Sicht ihre Bemühungen für biologische Vielfalt und Klimaschutz vergütet bekommen: "Das funktioniert aber nicht, wenn das rein nur nach einer Flächenprämie gemacht wird."
CDU-Kandidatin Walsmann hält hingegen an der Prämie fest. Diese Direktzahlungen seien gekoppelt mit ökologischen und sozialen Standards. In den aktuellen Förderungen würden auch kleinere Betriebe berücksichtigt.
Im Zusammenhang mit der FAKT IST! Wahl-Arena in Magdeburg ist zudem eine exactly-Reportage "Erschöpft und frustriert - Bauern am Limit?" entstanden.
MDR (Anja Höhne, Marvin Kalies, Johanna Daher, André Plaul)
Dieses Thema im Programm: Fakt ist! - Wahl-Arena | 15. Mai 2024 | 20:45 Uhr
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