MDRfragt Jeder Zweite spart bei Urlaubsreisen und Ausflügen
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24. Oktober 2022, 05:00 Uhr
Die große Mehrheit der MDRfragt-Teilnehmer empfindet die Preissteigerungen als starke finanzielle Mehrbelastung. Viele ergreifen daher Sparmaßnahmen, auch für den Herbsturlaub. Das ist das Ergebnis der aktuellen Befragung von MDRfragt, an der sich mehr als 28.000 Menschen aus ganz Mitteldeutschland beteiligt haben.
- Die große Mehrheit der MDRfragt-Gemeinschaft empfindet die Preissteigerungen als starke finanzielle Belastung.
- Viele ergreifen daher Sparmaßnahmen und ändern die Reisepläne für den Herbsturlaub.
- Jedoch denken nur wenige, die Preissteigerungen durch Einsparungen tatsächlich abfedern zu können.
83 Prozent der MDRfragt-Teilnehmer, die an der Befragung teilgenommen haben, gaben an, dass die Preissteigerungen eine starke bis sehr starke finanzielle Mehrbelastung für ihren Haushalt darstellen. Für 17 Prozent ist das hingegen kaum der Fall.
Von den konkreten Auswirkungen der finanziellen Mehrbelastung für den eigenen Haushalt berichten die MDRfragt-Mitglieder in den Kommentaren:
Wir können uns immer weniger leisten. Am Monatsende bleibt kein Geld mehr übrig. Wir müssen jetzt sogar das Mittagessen der Kinder in der Schule abbestellen.
Unser Lebensniveau leidet unter den Preissteigerungen. Wir verzichten auf unnötige Ausgaben. Auf das Auto können wir nicht verzichten, da auf unserem Dorf keine Anbindung zum öffentlichen Nahverkehr besteht.
Ich bin Studentin, mein Mitbewohner ist Schüler. Wir beide haben nicht viel Geld. Die Preissteigerungen merken wir vor allem beim Lebensmitteleinkauf. Wir haben aber auch Sorge vor kommenden Nebenkostenabrechnungen.
Ich achte sehr auf Angebote. Vor allem bei Lebensmitteln. Kleidung kommt gerade sehr kurz. Es wird getragen, was da ist und auch mal geändert beziehungsweise geflickt.
Als Kleinverdiener musste ich schon immer jeden Cent dreimal umdrehen, bevor ich ihn ausgab. Jetzt muss ich ihn mindestens fünfmal umdrehen.
Jeder Zweite spart bei Urlaubsreisen und Ausflügen
Um die Preissteigerungen abzufedern, ergreifen viele MDRfragt-Mitglieder Sparmaßnahmen in unterschiedlichen Bereichen.
- So treffen 70 Prozent der Befragungsteilnehmenden Einsparungen im Haushalt.
- Zudem spart mehr als die Hälfte beim Einkauf von Dingen des täglichen Bedarfs.
- Bei Urlaubsreisen und Ausflügen ergreift knapp jeder Zweite Sparmaßnahmen.
- Jeweils mehr als ein Viertel spart bei der Mobilität sowie bei der Altersvorsorge.
Wer beim Reisen spart, verzichtet oftmals ganz auf Urlaub
Betrachtet man die Einsparungen bei den Urlaubsreisen und Ausflügen etwas näher, wird deutlich, dass fast jeder Zweite MDRfragt-Teilnehmer, die hierfür Sparmaßnahmen ergreift, generell auf Urlaub verzichtet. Zudem versucht jeweils mehr als die Hälfte weniger oder günstiger zu verreisen und verzichtet auf Reisen im Ausland.
Über die ihre Einsparungen beim Urlaub schreiben die MDRfragt-Mitglieder in den Kommentaren:
Ich muss auf sehr vieles verzichten, werde mir Urlaub nicht mehr leisten können und mich womöglich verschulden.
Wir können uns einen Urlaub nicht mehr leisten. Heizung und Strom wird die Urlaubskasse auffressen.
Es ist frustrierend. Wir arbeiten Vollzeit, schon immer und nun werden wir vielleicht unser bisschen Wohlstand verlieren. Wir sind nicht materiell ausgerichtet, wissen, es gibt Wichtigeres. Aber wir wollen nicht auf unseren Urlaub verzichten, bloß, damit wir heizen können.
Bei Lebensmitteln müssen wir sparen, bei Energie versuchen wir zu sparen. Urlaube und Reisen sind schon gestrichen, daran kann man mit der Rente nicht mehr denken. Leider ...
Einige versuchen der Situation dennoch etwas Positives abzugewinnen:
Wir zahlen das Dreifache für unsere Gas-Heizkosten und den Strom. Urlaub haben wir natürlich gestrichen, lernen dadurch aber unsere nähere Umgebung besser kennen und die Natur schätzen. Wir sind in der Familie stark vereint und halten zusammen.
Durch die Inflation geht schlicht und einfach Wohlstand und Lebensqualität verloren, wenngleich bestimmte Sparmaßnahmen (z. B. bei Energie und Lebensmitteln) im Sinne weniger Verschwendung eher positiv gesehen werden müssen.
Urlaubspläne für den Herbst werden aus finanziellen Gründen abgesagt
Viele MDRfragt-Mitglieder, die Einsparungen bei Urlaubsreisen und Ausflügen ergreifen, mussten bereits etwas an ihren Reiseplänen für den Herbsturlaub ändern. Zwar hatten knapp zwei Drittel generell keinen Urlaub im Herbst geplant. Aber:
- 17 Prozent haben die Reise aus finanziellen Gründen abgesagt.
- 7 Prozent haben zudem die Pläne geändert und unternehmen jetzt beispielsweise eine günstigere Reise.
- 12 Prozent haben hingegen nichts an ihren Reiseplänen geändert.
7 von 10 Personen sparen beim Heizen
Neben den Einsparungen bei Urlaubsreisen und Ausflügen, ergreifen einige Befragungsteilnehmende auch Sparmaßnahmen im Haushalt. Diese erstrecken sich über unterschiedliche Bereiche.
- Demnach heizen 7 von 10 MDRfragt-Mitgliedern weniger und zwei Drittel sparen zudem an der Beleuchtung.
- Mehr als die Hälfte duscht seltener, kürzer oder kälter oder nutzt elektronische Geräte weniger, um Einsparungen zu erzielen.
- Zudem nutzen 44 Prozent Spül- und Waschmaschinen sparsamer.
Auch dazu haben uns einige Kommentare erreicht:
Da wir 2 kleine Kinder haben, können wir z.B. beim Heizen nur geringfügig sparen.
Wir heizen weniger, duschen kürzer und verzichten auf warmes Essen zum Mittag auf der Arbeit.
Eigentlich weiß ich nicht, wo wir im Haushalt noch sparen sollen, da wir schon immer energiebewusst leben.
Einige wollen Erspartes für die Nebenkostennachzahlung nutzen
Auch bei der Altersvorsorge sowie bei Versicherungen und den finanziellen Rücklagen versuchen einige MDRfragt-Mitglieder Einsparungen zu erzielen. So legen knapp drei Viertel weniger Geld zur Seite und mehr als die Hälfte kündigt bestimmte Mitgliedschaften und Abonnements. Darüber hinaus plant knapp jeder Zweite sein Erspartes für die erwartete Nebenkostennachzahlung zu nutzen.
Nur ein Drittel erachtet Sparmaßnahmen als ausreichend
Insgesamt betrachtet, werden angesichts der Preissteigerungen also in vielen Bereichen Sparmaßnahmen ergriffen. Jedoch denkt nur ein Drittel der Befragungsteilnehmenden, dass die finanzielle Mehrbelastung durch diese Sparmaßnahmen abgefedert werden kann. Zwei Drittel gehen davon aus, dass ihre Einsparungen nicht ausreichen werden, um die gestiegenen Preise abzufedern.
Über diese Befragung
Die Befragung vom 07.- 10.10.2022 stand unter der Überschrift:
Rekordinflation: War's das mit unserem Lebensstandard?
Insgesamt sind bei MDRfragt 62.783 Menschen aus Mitteldeutschland angemeldet (Stand 10.10.2022, 15 Uhr).
28.357 Menschen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen haben online an dieser Befragung teilgenommen.
Verteilung nach Altersgruppen:
16 bis 29 Jahre: 339 Teilnehmende
30 bis 49 Jahre: 4.362 Teilnehmende
50 bis 64 Jahre: 12.194 Teilnehmende
65+: 11.462 Teilnehmende
Verteilung nach Bundesländern:
Sachsen: 14.594 (51 Prozent)
Sachsen-Anhalt: 6.931 (24 Prozent)
Thüringen: 6.832 (24 Prozent)
Verteilung nach Geschlecht:
Weiblich: 12.809 (45 Prozent)
Männlich: 15.476 (55 Prozent)
Divers: 72 (0,02 Prozent)
Die Ergebnisse der Befragung sind nicht repräsentativ. Wir haben sie allerdings in Zusammenarbeit mit dem wissenschaftlichen Beirat nach den statistischen Merkmalen Bildung, Geschlecht und Alter gewichtet. Das heißt, dass wir die Daten der an der Befragung beteiligten MDRfragt-Mitglieder mit den Daten der mitteldeutschen Bevölkerung abgeglichen haben.
Aufgrund von Rundungen kann es vorkommen, dass die Prozentwerte bei einzelnen Fragen zusammengerechnet nicht exakt 100 ergeben.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR um 4 | 24. Oktober 2022 | 16:00 Uhr