Menschen auf dem Weihnachtsmarkt in Quedlinburg.
Menschen auf dem Weihnachtsmarkt in Quedlinburg. Bildrechte: IMAGO / Zoonar

MDRfragt Weihnachten ist für große Mehrheit Fest der Familie und nicht des Konsums

18. Dezember 2023, 05:00 Uhr

Drei von vier MDRfragt-Mitgliedern sehen Weihnachten als eine Zeit für Familie und Freunde. Für jeden und jede zweite Befragte steht das kommende Fest für Besinnung. Dagegen verbindet nur ein Fünftel der Teilnehmer Weihnachten mit Konsum. Das zeigt die aktuelle Umfrage von MDRfragt, an der knapp 23.000 Menschen aus Mitteldeutschland teilgenommen haben.

Die Adventszeit und die Tage nach dem Weihnachtsfest sind für viele Branchen die wichtigsten Wochen des Jahres. In den Monaten November und Dezember erzielen beispielsweise einige Händler aus der Spielwarenbranche bis zu einem Viertel ihres Jahresumsatzes. Die MDRfragt-Gemeinschaft verbindet das kommende Fest vorrangig mit etwas anderem: Für drei von vier Befragten (76 Prozent) stehen Advent und Weihnachten für Zeit mit Familie und Freunden. Für eine deutliche Mehrheit (56 Prozent) sind die Wochen bis zum Fest und die Feiertage eine Gelegenheit, gut zu essen und zu trinken. Für jeden und jede Zweite (50 Prozent) ist es eine Zeit für Besinnung. Mit Konsum wie dem Kauf von Geschenken oder Lebensmitteln für das Festessen verbindet Weihnachten dagegen nur knapp ein Fünftel der Teilnehmer (18 Prozent).

Weihnachtszeit ist Zeit…
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Sylke, 51, aus dem Landkreis Meißen, freut sich auf die gemeinsame Zeit mit ihren inzwischen erwachsenen Kindern und "es sich gemütlich machen bei Kerzenschein und Räuchermännchen, auf die geschmückten Häuser und Städte. Sorgen bereitet mir eigentlich nichts, nur dass man wieder viel zu viel isst." Für Jörg, 56, aus Leipzig, zählt Weihnachten neben dem Urlaub zu den angenehmsten Zeiten des Jahres: "Mit Freunden auf dem Weihnachtsmarkt, abends mit meiner Frau gemütlich am Kamin sitzen und vom nächsten Urlaub träumen. Uns geht es gut und wir haben momentan keine großen Sorgen."

Ich freue mich auf die gemeinsame Zeit mit meinen erwachsenen Kindern, auf das Gemütlichmachen bei Kerzenschein und Räuchermännchen, auf die geschmückten Häuser und Städte.

MDRfragt-Teilnehmerin Sylke, 51, aus dem Landkreis Meißen

Ilona, 66, aus Weimar, freut sich auf Familientreffen, Ruhe und Frohsinn. Doch unbeschwert ist das Fest für sie nicht: "Das Gefühl der Freude und Besinnung ist im letzten Jahr und in diesem Jahr nochmal mehr entwichen. Ich bekomme den Kopf nicht frei, die Gedanken sind in der Ukraine und im Gazastreifen. Es ist so ein unmenschliches Dasein für all diese Menschen." Für Malik, 23, ist die Adventszeit keine ruhige Zeit: "Mittlerweile ist das Finden guter Geschenkideen für alle Verwandte für mich zum stressigsten Aspekt der Weihnachtszeit geworden."

Für Geschenke: Hälfte der Befragten gibt ähnlich viel wie im letzten Jahr aus

Mit dem Weihnachtsgeschäft in diesem Jahr ist nur ein Viertel der Händler und Händlerinnen nach einer aktuellen Umfrage kurz vor dem zweiten Advent zufrieden. Im Vergleich zum Vorjahr seien in den Innenstädten weniger Menschen für Geschenkekäufe unterwegs. Knapp die Hälfte der MDRfragt-Teilnehmer (48 Prozent) plant nach eigenen Angaben, in diesem Jahr für Geschenke ähnlich viel auszugeben wie im letzten Jahr. Etwas mehr ausgeben wollen sieben Prozent der Befragten. Im Vergleich mit der MDRfragt-Erhebung aus dem letzten Jahr wollen deutlich weniger Menschen bei Geschenken sparen.

  • 2022 gaben vier von zehn Befragten (40 Prozent) an, weniger Geld für Geschenke auszugeben. 40 Prozent der Teilnehmenden wollten ähnlich viel ausgeben wie im Vorjahr.
  • 2023 gaben zwei von zehn Befragten (19 Prozent) an, für Weihnachtsgeschenke weniger auszugeben. 48 Prozent der Teilnehmenden planen mit ähnlichen Ausgaben.  

Leicht gewachsen ist der Anteil der MDRfragt-Teilnehmer, die gar keine Geschenke kaufen. Im Vorjahr waren das sechs Prozent der Befragten, in diesem Jahr sind es zehn Prozent.

Ausgaben für Geschenke - im Vergleich zum Vorjahr
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Christine, 73, aus dem Burgenlandkreis rechnet mit höheren Ausgaben für die Geschenke für Kinder und Enkel. Das ist aus ihrer Sicht aber kein Problem: "Wozu noch sparen? Wir sind 73 und 75. Wir sind nicht reich, aber Freude schenken ist sehr wichtig für uns. Wir haben doch alles, was wir so brauchen." Yvonne, 47, Erfurt schreibt, sie habe in diesem Jahr deutlich weniger Geld für Geschenke: "Daher haben wir uns darauf geeinigt, zu Weihnachten keine Geschenke zu machen und das zur Verfügung stehende Geld lieber für gutes Essen in Gemeinsamkeit auszugeben." Georg, 28, aus Mittelsachsen, versucht eher, "Zeit" zu verschenken als materielle Geschenke: "Ein gemeinsames Essen zuhause, ein Spielabend oder einen selbstgemachten Kalender." Karin, 61, aus Nordsachsen wird dieses Weihnachten weitgehend auf Geschenke verzichten: "Ich schenke gerne, aber jeder hat heute alles und nur schenken um zu schenken mag ich nicht."

Wir haben uns darauf geeinigt, zu Weihnachten keine Geschenke zu machen und das zur Verfügung stehende Geld lieber für gutes Essen in Gemeinsamkeit auszugeben.

MDRfragt-Teilnehmerin Yvonne, 47, aus Erfurt

Kirche von Seiffen im Winter
Kirche von Seiffen im Winter Bildrechte: PantherMedia/Liane Matrisch

Bei neun von zehn Befragten gibt es ein Festessen mit Fleisch

Etwa neun Prozent der Menschen in Deutschland ernähren sich nach einer aktuellen Erhebung vegetarisch, drei Prozent essen vegan. Das passt zu den Antworten der MDRfragt-Gemeinschaft in der aktuellen Umfrage: Bei neun von zehn Teilnehmenden (87 Prozent) wird beim Festessen nicht auf Fleisch verzichtet. Jeder und jede zehnte Befragte (9 Prozent) bietet für Gäste vegetarische Alternativen an. Nur drei Prozent der MDRfragt-Teilnehmer verzichten generell auf Fleisch zum Fest und essen vegetarisch oder vegan.

Verzicht auf Fleisch beim Festessen
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Vier von fünf MDRfragt-Teilnehmern (77 Prozent) essen Heiligabend jedes Jahr ein bestimmtes Gericht oder auch eine Kombination aus verschiedenen Speisen. In den Kommentaren wird deutlich, wie breit die Palette der Gerichte ist, die am 24. Dezember mittags oder dann Heiligabend regelmäßig auf den Tisch kommen: Das im Erzgebirge traditionelle "Neunerlei", Gans und Ente mit Rotkohl und Klößen, Kartoffelsalat und Würstchen, Bratwurst und Kartoffeln, Karpfen, Raclette und Fondue werden vergleichsweise häufig als Festessen genannt. "Am Heiligabend gibt es immer Kartoffelsalat und Würstchen, halbe Eier und Antipasti," schreibt Sibylle, 59, aus dem Erzgebirgskreis. Die Gans mit Klößen und Rotkohl wird bei ihr am ersten Feiertag serviert. Bei Tabea, 25, aus Görlitz wird traditionell ein Festessen gekocht, bei dem Teile schon früher im Jahr vorbereitet werden: "Kartoffelmus mit Pilzen, die im Herbst gesammelt wurden und Zitronenbratwurst." Andreas, 61, aus dem Landkreis Meißen gehört zu den MDRfragt-Mitgliedern, die beim Festessen auf Fleisch verzichten: "Es gibt Kartoffelsalat mit Falafel statt mit Wiener Würstchen." Auch bei Juliane, 27, aus Dresden kommen weder Ente noch Gans auf den Tisch: "Kloß mit veganer Soße und Rotkohl und dazu Nussbraten oder vegane Gänsekeule". Bei Zofia, 74, aus Leipzig ist die Kombination aus Speisen zum Fest vergleichsweise vielfältig: "Klare Suppe aus roten Beete, dazu Teigtaschen entweder aus Nudelteig oder Blätterteig und gefüllt mit einer Masse aus getrockneten Pilzen, danach Karpfen mit Gemüse, Kartoffelstampf und Meerrettich-Schlagsahne. Danach ein Dessert oder Eis."

Mehr als die Hälfte der Befragten spendet zu Weihnachten nicht

Weihnachten wird auch als Fest der Nächstenliebe bezeichnet. In der Adventszeit bitten viele Hilfsorganisationen in Briefen oder Werbeanzeigen um Spenden. In Unternehmen, Schulen und Behörden wird für Kinder und Erwachsene gesammelt, die ohne die Unterstützung mit warmer Kleidung, Essen oder kleinen Geschenken ein sehr trauriges Fest hätten. "Wir sind als Familie beschenkt und wollen etwas zurückgeben", schreibt Bettina, 48, aus Dresden. Mehr als die Hälfte der Teilnehmenden der aktuellen Umfrage (53 Prozent) spenden in der Weihnachtszeit gar nicht. Sebastian, 25, aus Halle/Saale sieht nach eigener Aussage nicht ein, sein Geld zu teilen: "In vielen Bereichen ist der Staat zuständig, wo er aber kläglichst versagt. An den betreffenden Stellen sollte nachhaltig umstrukturiert werden. Zentrale Punkte sind dabei Kinder- und Altersarmut." Thomas, 63, aus dem Erzgebirgskreis befürchtet: "...dass mein Geld bei den Falschen ankommt. Ich möchte keine islamistischen Einrichtungen finanzieren." Uta, 67, aus dem Landkreis Börde gibt Hilfsorganisationen regelmäßig Geld, schreibt aber: "Übers Jahr verteilt finde ich es besser! Die vielen "Bettelbriefe" am Jahresende haben mich bewogen, die meisten von ihnen zu ignorieren."

Wir sind als Familie beschenkt und wollen etwas zurückgeben.

MDRfragt-Teilnehmerin Bettina, 48, aus Dresden

Rund ein Drittel der Befragten (31 Prozent) spendet dieses Weihnachten ähnlich viel wie in den Vorjahren. In vielen Kommentaren zur aktuellen Umfrage wird deutlich, dass die Befragten aber sehr genau wissen wollen, wo ihre guten Gaben ankommen. Sylvia, 66, aus dem Landkreis Mittelsachsen packt regelmäßig Päckchen für rumänische Kinder: "Für leuchtende Kinderaugen. Da diese Päckchen durch Bekannte überbracht werden, wissen wir, dass es hundertprozentig dort ankommt, wo es gebraucht wird und keine Organisationen bezahlt werden mit Spendengeldern." Ähnlich sieht das auch Mareen, 42, aus Leipzig: "Meine Spenden beziehen sich eher auf Sachspenden, um anderen eine Freude zu bereiten, Geld spende ich grundsätzlich nie, da ich nie wirklich vertraue, dass es dort ankommt, wo es hin soll." Jeder und jede zehnte Befragte (acht Prozent) gibt an, in diesem Jahr weniger zu spenden als in den Vorjahren.

Spendenabsicht zu Weihnachten - im Vergleich zum Vorjahr
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Zur Einordnung der Ergebnisse Die Ergebnisse von MDRfragt werden nach wissenschaftlichen Kriterien gewichtet, um die Aussagekraft zu erhöhen.

Die MDRfragt-Ergebnisse sind nicht repräsentativ.

Bei der Gewichtung wird die Verteilung von verschiedenen Merkmalen wie Alter, Abschluss oder Geschlecht unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern so ausgeglichen, dass sie der Verteilung in der mitteldeutschen Bevölkerung entsprechen.

Die Befragten geben oft nicht nur ihre grundsätzliche Position an. Sie begründen diese in den Kommentarspalten. Das erlaubt dem Team vom Meinungsbarometer MDRfragt, die Argumente der verschiedenen Meinungsspektren aufzuzeigen.

MDRfragt wird wissenschaftlich begleitet.

Zum Ausklappen: Weitere Stimmen aus der MDRfragt-Gemeinschaft zum Weihnachtsfest

  • Christine, 72, aus dem Vogtlandkreis merkt zu Weihnachtmärkten an: "Ohne entsprechende Musik ein 'No-Go'. Diese gehört genauso dazu wie Glühwein und Roster."
  • Für Johanna, 44, aus dem Landkreis Meißen hat die Weihnachtszeit immer zwei Seiten: "Vorher ist es manchmal stressig, aber die vielen geschmückten Fenster, die Lichter und der Duft von Weihnachten, der in der Luft liegt, sind einfach wunderbar.
  • Ähnlich geht es Nancy, 53, aus dem Kyffhäuserkreis: "Freude: Zusammensein mit der Familie, Weihnachtsrituale. Weniger schön: viel Arbeit in der Küche, viele private Termine. Aber da ist leider jeder selbst seines Glückes Schmied."
  • Thomas, 61, aus Erfurt ist wichtig: "…den Schwiegereltern ein frohes Fest zu bereiten und die Freude meiner Frau daran: Verantwortung übernehmen."
  • Aus Sicht von Stef, 63, sind Geschenke wichtig, aber: "…gute Geschenke müssen nichts mit Geld zu tun haben. Entscheidend ist die Liebe, mit der etwas geschenkt wird. Es kann eine Geste sein, ein Gespräch mit einem Tee, etwas selbst Gebasteltes - da bin ich nicht so gut drin -, eine Hilfeleistung im Haushalt, im Garten oder am Computer."
  • Knuth, 52, aus dem Landkreis Zwickau macht es bei Geschenken so: "Die gibt es eher im Rahmen kollegialer Weihnachtsfeiern. In der Familie wird nur geschenkt, wenn es konkrete Wünsche gibt, und dann auch nur Geschenke wie Tickets für Konzerte oder ähnliches."
  • Jan Silas, 23, hat ein festes Spenden-Budget: "Ich spende jedes Jahr unabhängig von Weihnachten 200 €. Eventuell wird es irgendwann mehr, wenn ich kein armer Student mehr bin."
  • Eileen, 26, schreibt zum Weihnacht-Festessen: "Meine Oma und Opa bestehen darauf, dass es Aal gibt. Und da kann ich so oft sagen, wie sehr der Aal gefährdet ist. Ihnen ist das Tierwohl ziemlich egal und es muss alles so sein wie immer. Das geht mittlerweile so weit, dass ich Heiligabend nicht mehr Zuhause sein möchte. So entgehe ich dem Streit."


Über diese Befragung Die Befragung vom 4. bis 8. Dezember stand unter der Überschrift:

Beseelt oder bepackt – Wie verbringen Sie die Weihnachtszeit?

Insgesamt sind bei MDRfragt 65.937 Menschen aus Mitteldeutschland angemeldet (Stand 08.12.2023, 10:00).

22.897 Menschen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen haben online an dieser Befragung teilgenommen.

Verteilung nach Altersgruppen:

16 bis 29 Jahre: 214 Teilnehmende
30 bis 49 Jahre: 2.734 Teilnehmende
50 bis 64 Jahre: 9.546 Teilnehmende
65+: 10.403 Teilnehmende

Verteilung nach Bundesländern:
Sachsen: 11.699 (51,0 Prozent)
Sachsen-Anhalt: 5.663 (24,7 Prozent)
Thüringen: 5.535 (24,2 Prozent)

Verteilung nach Geschlecht:
Weiblich: 10.543 (46,0 Prozent)
Männlich: 12.297 (53,7 Prozent)
Divers: 57 (0.2 Prozent)

Die Ergebnisse der Befragung sind nicht repräsentativ. Wir haben sie allerdings in Zusammenarbeit mit dem wissenschaftlichen Beirat nach den statistischen Merkmalen Bildung, Geschlecht und Alter gewichtet. Das heißt, dass wir die Daten der an der Befragung beteiligten MDRfragt-Mitglieder mit den Daten der mitteldeutschen Bevölkerung abgeglichen haben.

Aufgrund von Rundungen kann es vorkommen, dass die Prozentwerte bei einzelnen Fragen zusammengerechnet nicht exakt 100 ergeben.

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Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

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