Schninken und Wurst
MDRfragt-Teilnehmende greifen derzeit seltener zu Fleisch. Bildrechte: IMAGO / Panthermedia

MDRfragt Wegen hoher Lebensmittelpreise verzichten viele auf Fleisch

22. August 2022, 05:00 Uhr

Die Preissteigerungen bei Lebensmitteln belasten die MDRfragt-Mitglieder finanziell stark. Die große Mehrheit spart deshalb beim Essen. Vor allem beim Fleisch schränken sich viele ein. Das sind die Ergebnisse der Befragung mit knapp 29.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus ganz Mitteldeutschland.

Fleisch ist mit Abstand das Lebensmittel, auf das die MDRfragt-Teilnehmenden aufgrund der gestiegenen Preise derzeit am meisten verzichten. 72 Prozent derjenigen, die aktuell bestimmte Lebensmittel weniger einkaufen, haben das angegeben. Aber auch Genussmittel wie Tabak und Alkohol sowie wie Backwaren und Fisch landen bei den Befragungsteilnehmenden seltener im Einkaufskorb.

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MDR aktuell 21:45 Uhr Mo 22.08.2022 21:45Uhr 01:59 min

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Große Mehrheit spart beim Essen

Insgesamt schränken sich 85 Prozent der MDRfragt-Teilnehmenden derzeit bei Lebensmitteln ein. Am häufigsten haben sie den Verzicht auf bestimmte Lebensmittel angegeben. Jeder Zweite vermeidet zudem Lustkäufe und hält sich stattdessen strikt an den Einkaufszettel. 40 Prozent gehen zudem weniger Auswärts essen. Und ein Viertel stellt sich jetzt öfter selbst an den Herd.

Drei Viertel spüren starke finanzielle Belastung

Generell machen sich die gestiegenen Preise bei Lebensmitteln bei 74 Prozent der Befragungsteilnehmerinnen und -teilnehmer sehr stark bzw. stark im Portemonnaie bemerkbar. Ein Viertel belasten die Preissteigerungen nur wenig bzw. gar nicht.

Welche Auswirkungen die hohen Lebensmittelpreise auf sie haben, schreiben die MDRfragt-Teilnehmenden in den Kommentaren:

War gerade einkaufen: für einen halben Korb Grundnahrungsmittel und 2 x 6er-Pack Wasser 96 Euro. Ohne Worte...

S. S., 49 Jahre, Landkreis Leipzig

Ich kann mir meine Lieblingsbutter nicht mehr leisten. Kuchen wird grundsätzlich selbst gebacken. Für den unverschämten Preis für ein Stück Kuchen bekomme ich ein ganzes Blech Kuchen gebacken.

Leane K., 55 Jahre, Unstrut-Hainich-Kreis

Ich bin alleine mit einem mittleren Einkommen... mich belastet es aktuell sehr. Manche Sachen verkneife ich mir. Wein habe ich schon seit Wochen nicht gekauft. Mann kann auch ohne leben klar. Fisch ist wenn überhaupt nur noch einmal im Monat machbar.

Ines K., 58 Jahre, Erfurt

Andere Teilnehmende hoffen aber auch auf Veränderung durch die hohen Preise:

Wer die gekauften Lebensmittel auch verbraucht und nichts wegwirft, sollte auch mit den gestiegenen Preisen keine Probleme haben.

Dietmar K., 68 Jahre, Jena

Wenn mal Deutschland wieder mehr an sich und Eigenproduktion denken würde, hätten wir nicht solche großen Probleme. Der Staat sollte dies mal als Förderungen mehr in Erwägung ziehen!

Alexandra E., 37 Jahre, Leipzig

Großer Wunsch nach Mehrwertsteuersenkung

Als Reaktion auf die gestiegenen Lebensmittelpreise wünschen sich die MDRfragt-Teilnehmenden von der Politik vor allem die Senkung der Verbrauchersteuern wie etwa der Mehrwertsteuer. Im Energiebereich, konkret für Gas, hatte die Bundesregierung das vergangene Woche bereits angekündigt. Außerdem befürwortet jeder Zweite Preisdeckelungen. Höhere Sozialleistungen und Einmalzahlungen finden hingegen weniger Zuspruch.

Rund ein Drittel kauft weniger Bio-Lebensmittel

Auch auf den Kauf von Bio-Produkten wirken sich die hohen Preise aus. Etwa ein Drittel der Bio-Käuferinnen und -Käufer unter den MDRfragt-Teilnehmenden greift aktuell seltener ins Bio-Regal. Knapp zwei Drittel kaufen genauso oft wie vorher Bio-Lebensmittel ein.

Jeder Zweite wünscht sich mehr Bio-Betriebe in Mitteldeutschland

Bei der generellen Einstellung zu Bio sind die MDRfragt-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer eher gespalten. Zwar würden sich 52 Prozent wünschen, dass mehr Bauern in Mitteldeutschland auf Bio umstellen. Ein gutes Drittel ist dagegen.

Gleichzeitig findet jeder Zweite: "Bio-Ware ist das Geld nicht wert"

Ebenfalls 52 Prozent der Befragungsteilnehmenden denken jedoch auch, dass Bio-Lebensmittel ihren Preis nicht wert sind. 42 Prozent finden das hingegen schon.

In den Kommentaren drücken die MDRfragt-Teilnehmenden vor allem ihre Skepsis gegenüber Bio-Lebensmitteln aus:

Traue Bio nicht, wird meiner Meinung nach zuviel als Bio verkauft, was eigentlich nicht Bio ist. Kaufe aber gerne direkt vom Erzeuger.

Andrea F., 65 Jahre, Vogtlandkreis

Oft dient ein Bio-Siegel nur zur Verteuerung der Lebensmittel.

Uta G., 63 Jahre, Unstrut-Hainich-Kreis

Bio ist verlogen, da die Felder von der Umgebung nicht abzuschotten sind.

Günter S., 73 Jahre, Meißen

Es gibt aber auch Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die Bio-Produkte prinzipiell befürworten:

Im Grundsatz ist Bio nicht schlecht, aber es macht keinen Sinn, wenn es sich nicht alle leisten können. Wie wäre es mit Bio für alle? Wäre interessant was passiert, wenn alle Bauern auf Bio umstellen müssten, ob die Preise bei so viel Wettbewerb nach unten gehen würde....

Heiko K., 53 Jahre, Leipzig

Bio aus der Region finde ich toll. Es muss auch nicht immer Bio sein, aus der Region reicht mir auch. Ich bevorzuge zum Beispiel Tomaten und Gurken aus Deutschland. Aber wenn dann Bio aus Spanien und Niederlande kommt, nein.

Jana S., 43 Jahre, Dresden

Wenn dadurch verhindert wird, dass der Boden chemisch oder biologisch überdüngt wird, wäre es gut.

Helga K., 79 Jahre, Magdeburg

Weitere Ergebnisse der Befragung


Über diese Befragung Die Befragung vom 05.08.-08.08.2022 stand unter der Überschrift:
Steigende Lebensmittelpreise – wie gehen Sie damit um?

Insgesamt sind bei MDRfragt 62.456 Menschen aus Mitteldeutschland angemeldet (Stand 17.08., 16 Uhr).

28.702 Menschen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen haben online an dieser Befragung teilgenommen.

Verteilung nach Altersgruppen:
16 bis 29 Jahre: 384 Teilnehmende
30 bis 49 Jahre: 4.433 Teilnehmende
50 bis 64 Jahre: 12.081 Teilnehmende
65+: 11.804 Teilnehmende

Verteilung nach Bundesländern:
Sachsen: 14.771 (51 Prozent)
Sachsen-Anhalt: 7.021 (24 Prozent)
Thüringen: 6.910 (24 Prozent)

Verteilung nach Geschlecht:
Weiblich: 13.371 (47 Prozent)
Männlich: 15.276 (53 Prozent)
Divers: 55 (0,2 Prozent)

Die Ergebnisse der Befragung sind nicht repräsentativ. Wir haben sie allerdings in Zusammenarbeit mit dem wissenschaftlichen Beirat nach den statistischen Merkmalen Bildung, Geschlecht und Alter gewichtet. Das heißt, dass wir die Daten der an der Befragung beteiligten MDRfragt-Mitglieder mit den Daten der mitteldeutschen Bevölkerung abgeglichen haben.

Aufgrund von Rundungen kann es vorkommen, dass die Prozentwerte bei einzelnen Fragen zusammengerechnet nicht exakt 100 ergeben.


Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Bio-Boom im Osten | 24. August 2022 | 20:15 Uhr