Präsidentschaftsanwärterin Kamala Harris während einer Wahlveranstaltung
Ginge es nach der MDRfragt-Gemeinschaft, bekämen die USA erstmals eine Präsidentin. Bildrechte: IMAGO / Cover-Images

MDRfragt Vor allem Jüngere und Frauen wünschen sich Harris als US-Präsidentin

05. November 2024, 09:00 Uhr

Jetzt ist der Tag der Entscheidung gekommen: In den USA wird ein neuer Präsident oder erstmals eine Präsidentin gewählt. Die MDRfragt-Gemeinschaft hofft mehrheitlich auf Kamala Harris. Auch, weil sie nur ihr mehrheitlich zutraut, für mehr Sicherheit und Stabilität auf der Welt zu sorgen.

MDR-Redakteurin Franziska Höhnl
MDR-Redakteurin Franziska Höhnl Bildrechte: MDR / David Sievers

"Meine halbe Familie lebt in den USA. Sie sind ebenfalls zerstritten wegen ihrer Wahl", berichtet MDRfragt-Mitglied Gunnar (60) aus Leipzig. "Demokraten oder Republikaner wollen im Moment nicht miteinander reden und ob es nach der Wahl wieder besser wird, bezweifle ich doch."

Gunnar gehört zu den MDRfragt-Mitgliedern, die nicht klar sagen können, ob sie sich eher eine zweite Amtszeit von Donald Trump wünschen oder mit Kamala Harris lieber erstmals eine Frau an der Spitze der Vereinigten Staaten hätten. Dazu schreibt der 60-Jährige: "Trump als Präsident wird versuchen, sich über das Gesetz zu stellen und für noch mehr Unfrieden auf der Welt sorgen, Frau Harris und ihre Politik lassen sich schwer einschätzen."

Trump überzeugt ein Fünftel

In einem aktuellen MDRfragt-Stimmungsbild geht es mehr als jedem und jeder Zehnten so wie Gunnar. Auf die Frage, ob sie sich eher einen Wahlsieg von Harris oder Trump wünschen, antworteten sie: keinen von beiden (13 Prozent). Etwas mehr gaben an, dass sie Trump bevorzugen (20 Prozent).

Wenn es nach der MDRfragt-Gemeinschaft ginge, dann würde die Wahl nicht so knapp ausgehen, wie es derzeit prognostiziert wird: Unter den fast 22.000 Befragten aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen ist Kamala Harris klare Favoritin. Fast zwei Drittel (61 Prozent) wünschen sich, dass sie gewinnt.

Nächster US-Präsident - persönlicher Wunsch
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Hinweis Die Stimmungsbilder von MDRfragt sind auch dank der hohen Teilnehmendenzahl aussagekräftig. Da alle MDRfragt-Mitglieder ihre Meinung einbringen können und sollen, werden keine Zufalls-Stichproben gezogen. Die Ergebnisse sind damit nicht repräsentativ. Um mögliche Verzerrungen durch die Zusammensetzung der Befragten zu verringern, werden die Befragungsergebnisse nach bewährten wissenschaftlichen Methoden gewichtet. Zudem erlauben die Begründungen und Kommentare der Befragten, die Stimmungstendenzen einzuordnen. Mehr zur Methodik von MDRfragt am Ende des Artikels.

Doch warum wünschen sich Menschen in Mitteldeutschland, dass Trump gewinnt – oder dass Harris künftig die US-Geschicke leitet?

"Drücken wir die Daumen für die Demokratie"

Viele MDRfragt-Mitglieder, die sich einen Sieg der demokratischen Kandidatin Harris wünschen, argumentieren sehr grundsätzlich. So meint Florian (20) aus dem Landkreis Gotha in Thüringen, Harris stehe "zumindest in Teilen für progressive, feministische und soziale Politik, die den Menschen in den USA meiner Meinung nach helfen würde". Für Yasmina (21) aus dem Salzlandkreis steht fest: "Kamala Harris würde nicht nur Geschichte für die USA schreiben, sie würde dieses Land auch positiv verändern wollen."

Und Jonas (35) aus Dresden argumentiert: "Harris steht für eine offene, tolerante Gesellschaft. America-First-Trump will ein Amerika, das sich mit Zöllen und Drohgebärden nach außen abschottet und in dem Minderheiten verächtlich gemacht werden." Tina (43) aus Leipzig schreibt: "Frau Harris ist eine Demokratin, eine kluge Frau und vertritt meine Vorstellungen von menschlicher und offener Haltung." Tina ergänzt ihren Wunsch, Harris möge gewinnen mit dem Satz: "Drücken wir die Daumen für die Demokratie."

Jüngere und Frauen sind häufiger für Harris

Es ist kein Zufall, dass die MDRfragt-Mitglieder, die gerade zu Wort kamen, allesamt jünger sind. Das aktuelle Stimmungsbild zeigt klar: Je jünger die Befragten sind, desto stärker schlägt das Wunschkandidat-Pendel Richtung Harris aus. Und gleichzeitig zeigt sich: Unter den Frauen ist Harris auch deutlich häufiger die Favoritin (67 Prozent) als unter den männlichen Befragten (53 Prozent). Auch wenn es im MDRfragt-Stimmungsbild keine Gruppe gibt, in der Trump mehr Zuspruch bekäme als Harris.

Ein Beispiel:

  • Insgesamt wünschen sich 61 Prozent der Befragten, dass Harris die nächste US-Präsidentin wird.
  • Bei den Unter-30-Jährigen geben 73 Prozent an, die Demokratin sei ihre Favoritin.
  • Bei den 30- bis 49-Jährigen liegt dieser Anteil bei 61 Prozent.
  • Bei den Befragten ab 50 Jahren hoffen 57 Prozent auf einen Harris-Sieg.

Diese und weitere Details sowie alle Ergebnisse der Befragung können Sie – wie immer – direkt herunterladen und nachlesen.

Was für Trump spricht

Wer sich eine zweite Amtszeit von Trump wünscht, verbindet damit häufig die Hoffnung und den Glauben, dass Trump Kriege beenden oder neue eher verhindern kann. "Trumps Ansichten sind nicht in allem richtig, aber ich glaube, dass er dazu in der Lage sein kann, die Kriege, vor allem in der Ukraine und im Nahen Osten, zu verändern, vielleicht sogar zu beenden", formuliert es etwa Sophie (20) aus dem Landkreis Zwickau.

Und aus Sicht von Olaf (58) aus Mittelsachsen würde ein neuer Trump-Sieg direkte Folgen für Europa haben: "Wenn Trump mit seiner offenen und ehrlichen 'America First'-Strategie gewinnt, dann sind Deutschland und Europa gezwungen, sich zu emanzipieren." Olaf hofft, dass Europa dann eine eigene Sicherheitsarchitektur aufbaut und seinen Platz in einer multipolaren Welt auf Augenhöhe mit den USA, China, Indien und Russland einnimmt.

Nicht wenige nehmen Trumps Ankündigung zum russischen Überfall auf die Ukraine ernst und wünschen sich deshalb, dass er gewinnt. Stellvertretend dazu der Kommentar von Christopher (32) aus dem Landkreis Nordhausen: "Wenn Donald Trump gewinnen sollte, hoffe ich auf ein sofortiges Ende des Ukraine-Kriegs." Und er ergänzt: "Und dass Deutschland endlich lernen muss, alleine klarzukommen. Vielleicht ändert sich ja durch einen Wahlerfolg von Donald Trump auch endlich unsere Politik."

Ein Viertel sieht in Trump Chance auf mehr Sicherheit in der Welt...

Immerhin jede und jeder vierte Befragte sieht im Falle einer Trump-Wiederwahl eine Chance, dass es mehr Sicherheit und Stabilität in der Welt gibt. Dabei wird immer wieder argumentiert, Trump habe den Afghanistan-Krieg beendet und selbst keine Kriege geführt. Ein Argument, das sich auch abseits von MDRfragt oft findet. Tatsächlich hat Trump selbst keinen neuen Krieg begonnen und den Truppen-Abzug in Afghanistan beschlossen. Er hat aber durchaus auch bestehende Kriege weitergeführt – und teilweise auch ausgeweitet.

So wie viele Beobachterinnen und Beobachter meint auch eine Mehrheit der MDRfragt-Gemeinschaft: Eine zweite Trump-Amtszeit ist vor allem ein Risiko für Sicherheit und Stabilität auf der Welt (68 Prozent).

Auch hier argumentieren Befragte immer wieder mit dem Ukraine-Krieg, aber ziehen andere Schlüsse. Dazu schreibt etwa Stephanie (33) aus dem Landkreis Gotha: "Wenn Trump gewinnt, stehen Europa und auch die Ukraine alleine da." Und Sylvia (59) aus dem Landkreis Börde fürchtet: "Herr Trump wird versuchen, die USA zu stärken und Europa zu schwächen. Der Weltfrieden ist in Gefahr. Ihm wäre ein Krieg in Europa egal – Amerika ist weit weg."

...doch nur Harris traut Mehrheit mehr Sicherheit zu

Bei Kamala Harris schlägt das Meinungsbarometer genau entgegengesetzt aus: Eine Minderheit hält eine Harris-Präsidentschaft eher für ein Risiko für Sicherheit und Stabilität weltweit (26 Prozent). Die deutliche Mehrheit sieht in ihr eine Chance für mehr Sicherheit und Stabilität (63 Prozent).

Chance auf mehr Sicherheit und Stabilität auf der Welt nach Wahlsieger
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"Ich erhoffe mir eine Stabilität in der Wirtschaft und Frieden sowie weiterhin ein 'Arbeiten' gegen Putin", begründet Conny (58) aus dem Landkreis Saalfeld-Rudolstadt, warum sie in einer Harris-Präsidentschaft Chancen sieht.

Auch hier gibt es MDRfragt-Mitglieder, die in beiden Personalien Chancen und Risiken sehen: "Die Kandidaten sind auf ihre eigene Weise ein Risiko für Deutschland", findet etwa Patrick (32) aus dem Unstrut-Hainich-Kreis. "Trump, weil man nie sicher sein kann, wie seine neusten, launischen Entscheidungen aussehen. Bei Harris, weil sie uns mit Garantien einlullt, die zum einen später wieder gekippt werden können und zum anderen nicht genug Druck auf die deutsche Politik ausüben, damit wir als Nation selbstständiger werden."

Deutsch-amerikanische Partnerschaft? – eher wichtig

Der Wunsch, dass Europa mehr Verantwortung für die eigene Sicherheit übernimmt, taucht im Meinungsbild zu diesem Thema immer wieder auf. Gleichzeitig zeigt sich: Einem Großteil ist es eher wichtig, dass Deutschland und die Vereinigten Staaten als vertrauensvolle Partner zusammenarbeiten.

Insgesamt sehen das fast drei Viertel der Befragten (73 Prozent) so. Und einmal mehr zeigt sich: Je jünger die Befragten sind, desto größer ist der Anteil derjenigen, die eine enge deutsch-amerikanische Partnerschaft wichtig finden.

Gute Partnerschaft mit USA wichtig - nach Altersgruppen
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"Die USA als Verteidigungs- und Handlungspartner sind unglaublich wichtig, nicht nur für Deutschland, sondern allgemein für Europa und die Nato", schreibt etwa Moritz (20) aus dem Landkreis Görlitz. "Sollte sich zwischen dieser Beziehung eine Spannung aufbauen, leidet unsere Wirtschaft, aber auch unsere Sicherheit im Hinblick auf Russland."

Ähnlich sieht es Sandra (34), die meint: "Da Europa es verschlafen hat, militärische Stärke ohne die USA zu entwickeln, sind wir besonders seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine auf die militärische Unterstützung der USA angewiesen. Gleichzeitig sollte die wirtschaftliche Zusammenarbeit wieder verstärkt werden, um nicht auf China oder andere nicht-demokratische Länder angewiesen zu sein."

Andere Befragte argumentieren: Eine vertrauensvolle Partnerschaft zwischen den USA und Deutschland sei wichtig, aber derzeit nicht vollends gegeben. So meint Luca (24) aus Leipzig: "Eine gute Partnerschaft würde für mich bedeuten, dass die USA auf Augenhöhe mit der EU verhandelt und agiert – wozu auch gehört, dass Dinge wie die Stationierung amerikanischer Waffensysteme auf deutschem Boden nicht vor der Zustimmung des Bundestages passieren können."

Die geplante Stationierung von US-Waffensystemen in Westdeutschland wird immer wieder genannt, wenn es um die deutsch-amerikanische Zusammenarbeit geht — sowohl im Positiven wie im Negativen. Denn das Thema sorgt für sehr viele Emotionen, wie auch ein MDRfragt-Stimmungsbild zu den Plänen aus dem August zeigt.

Wer die deutsch-amerikanische Partnerschaft eher unwichtig findet, argumentiert oft damit, dass die europäischen Bündnisse wichtiger sind, allen voran die Europäische Union. "Entscheidend ist, dass die Europäischen Staaten sich einig sind und nach außen geschlossen auftreten", meint etwa Stefan (43) aus Mittelsachsen. Und einige, wie Petra (58) aus dem Landkreis Harz fürchten: "Wenn wir nicht aufpassen, werden wir für die Interessen der USA instrumentalisiert."

MDRfragt-Gemeinschaft zwischen Sorge und Spannung

Blick auf die US-Wahl - vorherrschendes Gefühl
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Die Breite an zitierten Meinungen aus der MDRfragt-Gemeinschaft zeigt schon: Die US-Wahl und ihr Ausgang beschäftigt auch viele Menschen in Mitteldeutschland. Wir wollten wissen, welches Gefühl dabei vorherrscht. Es zeigt sich: Sorge und Spannung sind die Gefühle, auf die sich die meisten MDRfragt-Mitglieder festlegen.

Ein 41-Jähriger aus Leipzig schreibt: "Meine Befürchtungen sind so groß wie meine Hoffnungen. Und es ist verdammt knapp. Deswegen entscheide ich mich für 'Spannung'." Auch Claudia (45) aus dem Landkreis Sömmerda ist gespannt – und zieht Parallelen zu den jüngsten Wahlen hier im Sendegebiet: "Letztendlich das gleiche Gefühl wie zur Landtagswahl in Thüringen: Es muss doch genügend vernünftige Menschen geben, die die richtige Wahl für ein demokratisches Miteinander treffen!"

Über diese Befragung Die Befragung: "Die US-Wahl — ändert sie alles oder nichts?" lief vom 25. bis 28. Oktober 2024 unter der Rubrik "Kurz gefragt". Insgesamt haben 21.737 Menschen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen mitgemacht.

Bei MDRfragt können sich alle anmelden und beteiligen, die mindestens 16 Jahre alt sind und in Sachsen oder Thüringen wohnen, denn: Wir wollen die Vielfalt der Argumente kennenlernen und abbilden. Die Kommentare der Befragten erlauben, die Gründe für die jeweiligen Positionen und das Meinungsspektrum sichtbar zu machen. Da sich jede und jeder beteiligen kann, der möchte, sind die Ergebnisse von MDRfragt nicht repräsentativ.

Bei dieser Befragung haben sich 23.847 Menschen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen online mit ihrer Meinung eingebracht.

Die Ergebnisse von MDRfragt werden nach wissenschaftlichen Kriterien anhand verschiedener soziodemografischer Merkmale wie Alter, Geschlecht oder Bildungsgrad gewichtet, um sie an die tatsächliche Verteilung in der mitteldeutschen Bevölkerung anzupassen. Damit wird die Aussagekraft der Ergebnisse erhöht und es ergibt sich ein valides und einordnendes Stimmungsbild aus Mitteldeutschland. MDRfragt wird zudem wissenschaftlich beraten und begleitet, beispielsweise durch regelmäßige Validitätstests.

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Di 02.07.2024 15:29Uhr 00:57 min

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Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR AKTUELL - Das Nachrichtenradio | 05. November 2024 | 09:48 Uhr