MDRfragt Retro-Liebe: Nicht der Hype, sondern die Erinnerungen zählen
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25. Januar 2022, 05:00 Uhr
Retro-Gegenstände stehen bei den MDRfragt-Mitgliedern hoch im Kurs. Mehr als zwei Drittel besitzen welche. Doch die Teile sind nicht deshalb so beliebt, weil Retro gerade im Trend liegt, sondern vielmehr weil die Befragungsteilnehmenden damit persönliche Erinnerungen verbinden. Und auch der Aspekt, dass die Gegenstände zum Teil sehr langlebig sind, scheint wichtig zu sein. So nutzen 80 Prozent noch heute ihr Werkzeug aus der DDR-Zeit. Das sind die Ergebnisse der MDRfragt-Befragung zum Thema Retro mit mehr als 20.000 Teilnehmenden.
Der Sessel der Großtante, das Kleid von Mutters Dachboden, die Vase aus dem Secondhand-Laden: Vieles, was vor Jahrzehnten schon einmal in Mode war, findet heute neue Liebhaberinnen und Liebhaber als "Retro-Stück" oder "Vintage-Teil". Und auch viele MDRfragt-Mitglieder besitzen Retro-Gegenstände.
Mehr als zwei Drittel haben Retro-Teile in der Wohnung
69 Prozent der MDRfragt-Mitglieder, die sich an der Befragung beteiligt haben, haben selbst Retro-Teile, also Möbel, Geschirr oder Deko aus dem letzten Jahrhundert, in der Wohnung stehen.
Dementsprechend sind die Wörter, die die Befragten mit dem Trend verbinden, eher positiv. Hier die zwanzig am häufigsten genannten:
Drei Viertel verbinden mit ihren Retro-Stücken persönliche Erinnerungen
Warum haben so viele Retro-Stücke in ihrer Wohnung? Die allermeisten verbinden damit Erinnerungen und persönliche Geschichten (75 Prozent). Außerdem gaben viele an, dass sie die Teile noch aus einer Zeit haben, als sie noch nicht als "retro" galten (62 Prozent). Der Aspekt, dass Retro-Gegenstände gerade wieder im Trend sind, spielt also bei den wenigsten eine Rolle. Gerade einmal 12 Prozent besitzen sie, weil sie gerade "modern" sind.
Weitere häufig genannte Gründe für Retro-Teile sind außerdem das Design (41 Prozent) oder dass die Sachen etwas Besonderes sind (40 Prozent). Für 30 Prozent spielen Umweltgründe (Nachhaltigkeit) eine Rolle, für 22 Prozent auch Kostengründe.
In den Kommentaren berichten uns die Befragungsteilnehmenden, welche Erinnerungen Retro-Gegenstände in ihnen wachrufen:
Viele Sachen wecken gute Erinnerungen, der Holzfeuer-Herd der auch gleich die Heizung in der großen Küche war. Die Wasserkochkessel und einiges mehr.
Meine Oma hatte bequeme Sessel auf denen ich schon als Kind gesessen hatte und deshalb wollte ich diese behalten!
Ich weiß immer noch, wie ich zu den Gegenständen gekommen bin. Sie erinnern mich an mein Leben und an viele meiner Lieben, die es nicht mehr gibt. Manche haben wir zusammen unter schwierigen Bedingungen erhascht. Von anderen Dingen kann man sich nicht trennen, weil sie sehr wichtig für die Vorfahren waren.
Ich habe z.B. einen Eischneeschläger meines Urgroßvaters aus dessen eigener Bäckerei. Dieser funktioniert einwandfrei und ohne Strom.
Außerdem haben uns viele Kommentare erreicht, in denen das Design, die Qualität und die Nachhaltigkeit von Retro-Teilen gelobt werden:
Die Stühle der Urgroßeltern sind hübsch, bequem und stilvoll. So etwas wird heute nicht mehr produziert.
Ich habe noch viel "altes" Geschirr. Es erinnert uns an die Kindheit und außerdem ist das praktizierter Klimaschutz.
Meinen RG 28 habe ich 1985 zur Hochzeit bekommen. Nutze ihn fast wöchentlich. Das war noch Qualität!
Bei Jüngeren spielen Design und Nachhaltigkeit eine größere Rolle
Beim Vergleich der Altersgruppen zeigt sich, dass sich die jüngste Gruppe (16 bis 29 Jahre) vor allem wegen des Designs für Retro-Teile entscheidet: Mit 64 Prozent ist das für sie der wichtigste Grund. Bei den über 65-Jährigen sind es nur 30 Prozent. Auch spielen bei den Jüngeren mit jeweils 45 Prozent Kosten- und Umweltgründe (Nachhaltigkeit) eine deutlich größere Rolle. Zum Vergleich: Bei der Generation 65 plus sind es nur 25 bzw. 18 Prozent.
DDR: 80 Prozent nutzen ihr Werkzeug aus dieser Zeit noch
Wir haben die Teilnehmenden auch ganz konkret nach Gegenständen aus der DDR-Zeit gefragt. Über drei Viertel der Teilnehmenden (77 Prozent) sind noch im Besitz von DDR-Klassikern. Dabei ist ein wichtiger Aspekt auch die Langlebigkeit: So haben 61 Prozent angegeben, dass ihre Küchen- und Elektrogeräte aus DDR-Produktion noch in Gebrauch sind. Und 80 Prozent der Teilnehmenden nutzen noch ihr DDR-Werkzeug.
Langlebigkeit und Funktionalität verbinden die meisten mit DDR-Geräten und -Werkzeugen
Bei der Frage danach, was sie mit DDR-Geräten und -Werkzeugen verbinden, geben nahezu alle der Teilnehmenden (92 Prozent) "Langlebigkeit" an. An zweiter Stelle folgt mit 71 Prozent "Funktionalität". Weiterhin wichtige Begriffe, wenn auch weniger wichtig als die zwei erstgenannten, sind "Erinnerung/Nostalgie" (33 Prozent) und der Umstand, dass etwas "schwer zu bekommen war" (26 Prozent).
Über diese Befragung
Die Befragung vom 26.10.- 01.11.2021 stand unter der Überschrift:
Retro-Trend - ist das hip oder kann das weg?
Insgesamt sind bei MDRfragt 48.977 Menschen aus Mitteldeutschland angemeldet (Stand 01.11.2021, 12 Uhr).
20.597 Menschen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen haben online an dieser Befragung teilgenommen.
Verteilung nach Altersgruppen:
16 bis 29 Jahre: 333 Teilnehmende
30 bis 49 Jahre: 3.173 Teilnehmende
50 bis 64 Jahre: 8.787 Teilnehmende
65+: 8.304 Teilnehmende
Verteilung nach Bundesländern:
Sachsen: 10.426
Sachsen-Anhalt: 5.267
Thüringen: 4.904
Verteilung nach Geschlecht:
Weiblich: 48 Prozent
Männlich: 52 Prozent
Divers: 0,2 Prozent
Die Ergebnisse der Befragung sind nicht repräsentativ. Wir haben sie allerdings in Zusammenarbeit mit dem wissenschaftlichen Beirat nach den statistischen Merkmalen Bildung, Geschlecht und Alter gewichtet. Das heißt, dass wir die Daten der an der Befragung beteiligten MDRfragt-Mitglieder mit den Daten der mitteldeutschen Bevölkerung abgeglichen haben.
Aufgrund von Rundungen kann es vorkommen, dass die Prozentwerte bei einzelnen Fragen zusammengerechnet nicht exakt 100 ergeben.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Exakt die Story: Hype ums Gestern - Warum lieben wir Retro? | 26. Januar 2022 | 20:45 Uhr