MDRfragt Machtmissbrauch im Show-Geschäft? – Minderheit in aktueller Befragung für mehr Fan-Schutz
Hauptinhalt
15. Juni 2023, 10:19 Uhr
Mehrere Frauen erheben schwere Vorwürfe gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann: Junge Fans seien bei Konzerten der Band gezielt ausgewählt worden, um mit dem 60-Jährigen Sex zu haben. Lindemann weist die Anschuldigungen zurück. Dennoch haben die Berichte Diskussionen ausgelöst, auch über besseren Schutz von Konzertbesucherinnen. Das Ergebnis der nicht-repräsentativen Befragung von MDRfragt unter fast 22.000 Menschen aus Mitteldeutschland zeigt jedoch: Nur eine Minderheit befürwortet das.
- Nur eine Minderheit der Befragten hält mehr Schutzmaßnahmen für junge Konzertbesucherinnen für nötig – Ausnahme sind die Unter-30-Jährigen
- Machtmissbrauch wird als Problem in gesamter Gesellschaft gesehen
- Werke und Künstler sollten den Befragten zufolge eher getrennt betrachtet werden
- Mehrheit findet: Rammstein soll trotz ungeklärter Vorwürfe weitertouren
Minderheit der Befragten für mehr Fan-Schutz auf Konzerten
Müssen Fans auf Konzerten besser vor sexuellen Übergriffen geschützt werden? In der aktuellen Befragung innerhalb der MDRfragt-Community gibt es nur bedingt Rückhalt für den Vorstoß, mehr Schutzmaßnahmen insbesondere für junge Konzertbesucherinnen einzuführen. So gaben 41 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an, dass Fans tendenziell besser geschützt werden sollten. 51 Prozent sprachen sich dagegen aus.
Familienministerin Lisa Paus fordert besondere Schutzbereiche für Frauen
Zuvor hatte Bundes-Familienministerin Lisa Paus unter anderem besondere Schutzbereiche für Frauen bei Konzerten sowie den Einsatz spezieller Teams vorgeschlagen, welche beim Verdacht auf sexuelle Übergriffe angesprochen werden können. Anlass für den Vorstoß der Grünen-Politikerin waren Vorwürfe gegen den Frontmann der Rockband "Rammstein". In den vergangenen Wochen hatten mehrere Frauen – teilweise anonym – Vorwürfe gegen Sänger Till Lindemann erhoben: Junge Frauen sollen gezielt ausgewählt, zu Backstage-Partys eingeladen und Lindemann zum Sex zugeführt worden sein, ohne die Frauen vorab über diesen Hintergrund zu informieren. Die Band formulierte in einem Statement, sie nehme die Vorwürfe außerordentlich ernst – und bat die Fans darum, sich nicht an öffentlichen Vorverurteilungen zu beteiligen. Sänger Lindemann ließ über seinen Anwalt mitteilen: Die Vorwürfe, Frauen seien bei Rammstein-Konzerten mithilfe von K.O.-Tropfen beziehungsweise Alkohol betäubt worden, um Till Lindemann zu ermöglichen, sexuelle Handlungen an ihnen vornehmen zu können, "sind ausnahmslos unwahr".
Bei Jüngeren mehr Zuspruch für besseren Schutz der Fans
Doch wie blicken jene auf den Vorstoß der Familienministerin, die im Fokus verstärkter Schutzmaßnahmen stehen würden? Unter den jüngeren Befragten von MDRfragt ist der Anteil derjenigen, die sich mehr Schutz für Fans auf Konzerten wünschen, tatsächlich höher als in den anderen Altersgruppen. Fast 60 Prozent der Unter-30-Jährigen halten es für angebracht, Maßnahmen zu ergreifen. Nur 17 Prozent sind klar dagegen. Auch unter den Frauen ist der Anteil derjenigen, die mehr Schutz für Fans befürworten, etwas höher (46 Prozent) als bei den Männern (37 Prozent).
Dabei sind die Argumente der MDRfragt-Gemeinschaft sehr unterschiedlich. So meint die 33 Jahre alte Katharina aus Chemnitz: "Wir müssen insgesamt in unserer Gesellschaft 'Nein heißt Nein' wirklich leben und umsetzen. Dann benötigt man keine Sonderräume." MDR-fragt Mitglied Saskia aus Nordsachsen verweist darauf, dass Frauen bekannt sei, dass sie sich selbst schützen müssen und deshalb nicht allein unterwegs sein sollten. "Galt schon immer und gilt immer noch. Wir kommen zusammen und gehen zusammen", so die 40-Jährige. Andere Befragte meinen, wer volljährig sei, sei selbst für sich verantwortlich. So formuliert etwa der 49 Jahre alte Rayk aus Ostsachsen: "Wer über 18 ist, der muss wissen, worauf er sich einlässt. Unter 18 Jahren sollte der Besuch solcher Konzerte mit teils schon in den Texten nicht jugendfreien Themen untersagt werden. Jugendschutz!"
Geh nie als Frau alleine wohin. Galt schon immer und gilt noch immer. Wir kommen zusammen und gehen zusammen!
Einige MDRfragt-Mitglieder sprechen sich sehr klar dafür aus, den Schutz zu erhöhen. Andy, 27 Jahre aus dem Landkreis Bautzen, meint, es sei nicht nur nötig, sondern auch möglich, junge Konzertbesucherinnen besser zu schützen. "Mit Angeboten, die für diese Zielgruppe da sind", argumentiert er. Das seien sowohl Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner als auch besondere Bereiche – zum Schutz vor übergriffigen Künstlern und anderen Fans. Andere Befragte, wie Philipp aus dem Kreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, halten mehr Schutz für notwendig, stellen sich jedoch die Frage, wie sich das in der Praxis wirksam umsetzen ließe. "Wie Zuschauende geschützt werden können, weiß ich leider nicht", schreibt der 31-Jährige, der angibt, selbst Rammstein-Fan zu sein. "Vielleicht durch mehr Aufklärung und Beratungsstellen." Das schütze jedoch nicht vor der Tatsache an sich, sondern kaschiere nur das dahinter liegende Problem.
Veranstalter begrüßen Vorstoß für mehr Fan-Schutz
Konzertveranstalter zeigten sich offen dafür, den Schutz für Fans zu verbessern. Der Geschäftsführer des Bundesverbands der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft (BDKV), Johannes Everke, sagte: "Für uns alle ist enorm wichtig und entscheidend, dass eben das gesamte Publikum ein sicheres und erfüllendes Konzerterlebnis hat." Es gebe bereits Veranstalter, die Projekte gegen sexuellen Missbrauch umsetzen.
Machtmissbrauch ein gesellschaftliches Problem?
Der Verbandschef der Veranstaltungswirtschaft Everke ergänzte, aus seiner Sicht handele es sich nicht um ein branchentypisches, sondern ein generelles gesellschaftliches Problem, dass Machtgefüge und Machtgefälle immer wieder ausgenutzt würden.
Das sieht auch die Mehrheit derjenigen so, die sich an der MDRfragt-Umfrage zum Thema beteiligt haben. Sieben von zehn Befragten halten Machtmissbrauch für ein häufiges Problem in der Gesamtgesellschaft. Das sind etwas mehr als der Anteil derjenigen, die das Gefühl haben, im Showbusiness oder auch im Arbeitskontext nutzten mächtige Menschen ihre Position häufig aus, um physische oder psychische Grenzen ihrer Gegenüber zu überschreiten. In dieser Einschätzung unterscheiden sich männliche und weibliche Befragte kaum.
Dabei finden viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer, dass Machtmissbrauch ein sehr altes Phänomen ist. "So alt wie die Menschheit", formuliert es etwa Rolf (71, Leipzig), und ergänzt: "Heute kommt es zum Glück zu Änderungen." Auch die 41 Jahre alte Stefanie aus Nordsachsen meint, dass es schon immer vorkam, dass mächtige und ranghohe Menschen ihre Position ausnutzen. "Was es natürlich nicht entschuldigt. Es passiert nicht häufiger, sondern es wird nur weitläufiger darüber berichtet." So sieht es auch Isabell (26) aus dem thüringischen Ilm-Kreis: "Ich glaube nicht, dass mehr Missbrauch stattfindet, sondern dass sich mehr Opfer zu Wort melden."
Machtmissbrauch und Übergriffe im Showbusiness
Nach Einschätzung mehrerer MDRfragt-Mitglieder ist die öffentliche Wahrnehmung für Machtmissbrauch und seinen Folgen sowie die Bereitschaft der Opfer, von ihren Erfahrungen mit Übergriffen zu berichten, also gestiegen. Diese öffentliche Wahrnehmung gibt es auch aufgrund der sogenannten #MeToo-Bewegung. Vor fünf Jahren begannen Frauen unter diesem Stichwort ihre persönlichen Erfahrungen mit sexuellen Übergriffen und Machtmissbrauch zu berichten. Diese Bewegung ist eng mit der Show- und Unterhaltungsbranche verknüpft. Verschiedene Fälle sorgten für kontroverse Debatten. In mehreren Fällen kam es zu Anklagen und Verurteilungen, in anderen wurden Künstler wegen laufender Ermittlungen aus Film-Produktionen gestrichen.
Weinstein, R.Kelly, Kevin Spacey - Prominente #MeToo-Fälle
Als ein prominentes Beispiel ist der heute 70 Jahre alte Film-Produzent Harvey Weinstein zu nennen. Mit dem Bekanntwerden der Vorwürfe gegen ihn begann vor fünf Jahren auch die sogenannte #MeToo-Bewegung, in der Frauen reihenweise ihr Schweigen brachen und persönliche Erfahrungen mit sexuellen Übergriffen und Machtmissbrauch berichteten. Weinstein ist inzwischen in mehreren Prozessen zu langjährigen Haftstrafen wegen Sexualverbrechen verurteilt worden.
Ein weiteres Beispiel für Künstler, die inzwischen wegen Sexualverbrechen verurteilt wurden, ist der Sänger R.Kelly (56, "I believe I can fly).
Der Comedy-Star Bill Cosby (85, "Billy-Cosby-Show") wurde wegen sexuellen Übergriffen von Gerichten schuldig gesprochen.
Film-Star Kevin Spacey wurde im Zuge der #MeToo-Bewegung mit Vorwürfen sexuellen Missbrauchs konfrontiert und muss sich deswegen vor Gericht verantworten. Bisher wurde er in keinem Fall schuldig gesprochen. Der Oscar-Preisträger ("American Beauty") verlor jedoch nach Bekanntwerden seine Hauptrolle in der Drama-Serie "House of Cards".
Wir wollten daher von der MDRfragt-Gemeinschaft allgemeiner wissen, wie sie auf die Show-Branche blicken: Sind Künstler und Kunst zu trennen, oder muss man als Konsument beziehungsweise Vertragspartner private Verfehlungen oder Straftaten zum Anlass nehmen, um die Kunst zu boykottieren beziehungsweise Verträge mit den Künstlern zu kündigen?
Eher weiter konsumieren als boykottieren
Die MDRfragt-Gemeinschaft blickt sehr differenziert auf diese Fragen. Eine Mehrheit hält es für tendenziell in Ordnung, die Kunst von Menschen weiter zu konsumieren, die mit Missbrauchsvorwürfen konfrontiert sind (64 Prozent). Gut ein Viertel bezieht eher die Gegenposition. Jeder Zehnte machte in der Frage keine Angabe. Jeder Zweite gibt an, er würde selbst noch Kunst verurteilter Sexualtäter konsumieren, ein Drittel lehnt das ab.
Am wenigsten eindeutig ist das Stimmungsbild dabei in der jüngsten Altersgruppe: Bei den Unter-30-Jährigen finden 51 Prozent, Werke von verurteilten Sexualtätern könnten weiter konsumiert werden, 44 Prozent finden das nicht in Ordnung. Zudem würde eine knappe Mehrheit der 16- bis 29-Jährigen die Werke verurteilter Sexualtäter nach eigenen Angaben nicht mehr ansehen oder anhören (52 Prozent).
Auch unter den weiblichen Befragten fällt das Meinungsbild zu "Weiterkonsumieren oder Boykottieren" bei verurteilten Sexualtätern weniger eindeutig aus als bei den Männern. Jede zweite weibliche Befragte gibt an, es sei okay, in diesen Fällen die Werke weiter zu konsumieren, jede Dritte findet das nicht. Zudem konnten sich 14 Prozent der Frauen für keine der beiden Positionen entscheiden. Bei den Männern plädieren zwei Drittel für "weiter konsumieren", während ein Drittel dagegen votiert.
Können Kunst und Künstler getrennt werden?
Die Frage, wie jede und jeder Einzelne damit umgeht, dass Künstlerinnen und Künstler im Verdacht stehen, Täter zu sein, oder gar deswegen verurteilt wurden, ist verbunden mit der langen Diskussion, ob Werke für sich allein stehen, oder an ihre Schöpferinnen und Schöpfer gebunden sind. Auch hier gibt es eine große Bandbreite an Meinungen unter den MDRfragt-Mitgliedern. Manche finden: Werk und Künstler sind untrennbar verbunden und müssen gemeinsam bewertet werden. "Ich kann Mensch und Werk nicht trennen", schreibt etwa Marcus (52 aus Halle). "Für mich belastet menschenfeindliches Handeln auch das Kunstwerk."
Philipp aus Erfurt meint, es komme auf den jeweiligen Fall an. Der 43-Jährige nimmt Bezug auf die aktuellen Diskussionen um Rammstein und meint für den Fall, dass sich die Vorwürfe bewahrheiten: "Aber wenn in der Kunst, wie bei Rammstein, sogar schon gewaltsame Vergewaltigung thematisiert wird und sich das dann auch im Real Life bewahrheiten sollte, kann man das auf gar keinen Fall weiter konsumieren."
Die Kunst muss ja nicht schlecht sein, nur weil der Künstler es ist oder war.
"Ach Mensch, das ist schwierig", meint Isabell aus dem Wartburgkreis. "Bill Cosby ist ein Teil meiner Kindheit und es war immer schön", so die 45-Jährige mit Blick auf den US-Comedian, der wegen sexueller Übergriffe von Gerichten schuldig gesprochen wurde. Sie schaue die "Bill-Cosby-Show" immer noch gern, so Isabell weiter. "Was der Schauspieler getan hat, ist nicht vertretbar." Und viele MDRfragt-Mitglieder vertreten die Auffassung, dass Kunst und Künstler klar getrennt werden sollten. So meint etwa der 60 Jahre alte Jan aus Chemnitz, dass die Kunst nicht schlecht sein müsse, nur weil der Künstler es gewesen sei.
Exzesse à la "Sex, Drugs and Rock'n'Roll" für viele in Ordnung
Dem Show- und Rock-Geschäft hängt seit Jahrzehnten auch das Image an, dass Extravaganzen, Exzesse und das Ausreizen gesellschaftlicher Konventionen dazugehören – das sprichwörtliche "Sex, Drugs & Rock'n'Roll". Für eine knappe Mehrheit der MDRfragt-Mitglieder sind diese Grenzüberschreibungen in Ordnung, wenn es im Einverständnis aller Beteiligten und im rechtlichen Rahmen geschieht.
Deutliche Mehrheit findet: Rammstein soll weitertouren
Ob bei Rammstein-Auftritten alles im rechtlichen Rahmen gelaufen ist, ist derzeit unklar. Die teilweise schwerwiegenden Vorwürfe mehrerer Frauen stehen im Raum, Rammstein-Sänger Lindemann weist die Vorwürfe zurück – dennoch läuft die Diskussion: Kann die international erfolgreiche Band ihre aktuelle Tour fortsetzen und gehen Fans mit gutem Gefühl und Gewissen zu den Shows? Das wollten wir auch bei MDRfragt wissen.
Ein Viertel der Befragten hält es angesichts der nicht-geklärten Missbrauchsvorwürfe für falsch, dass die Band ihre Tournee fortsetzt, fast drei Viertel hingegen finden es richtig, dass die Shows nicht abgesagt werden. Viele MDRfragt-Mitglieder begründen ihre Haltung ähnlich wie die 51 Jahre alte Katrin aus Dresden: "Solange nichts bewiesen ist, gilt die Unschuldsvermutung. Es gibt immer zwei Beteiligte. Der Ruf ist schnell ruiniert, wenn der andere das will und durchzieht." Doch es gibt auch die Gegenposition, wie sie beispielsweise MDRfragt-Mitglied Sylvia aus Eisenach vertritt: "Es müsste sehr schnell geklärt werden, was stimmt. Es sind schwerwiegende Beschuldigungen. Es wäre besser, wenn die Band sich erst einmal zurückzieht bis zur Klärung“, so die 68-Jährige.
Besonders unter den 30- bis 49-Jährigen ist der Anteil derjenigen groß, die für eine Fortsetzung der Rammstein-Tour im aktuellen Stadium sind (80 Prozent). 16 Prozent der Befragten in dieser Altersgruppe nehmen die Gegenposition ein. Bei den 16- bis 29-Jährigen findet es hingegen nur eine knappe Mehrheit richtig, dass die Tour trotz der nicht aufgearbeiteten Vorwürfe weitergeht. Jeder Fünfte in dieser Altersgruppe lehnt es ab, dass die Band auf Tour geht, 17 Prozent stehen dem derzeitigen Vorgehen skeptisch gegenüber.
Etwas weniger eindeutig sieht das Meinungsbild der Befragten aus, wenn es darum geht, ob sie persönlich derzeit auf ein Rammstein-Konzert gehen würden – wenn sie Fan sind oder Fan wären. Auch hier tendiert die Mehrheit zu Ja (64 Prozent), damit fällt der Zuspruch geringer aus als bei der prinzipiellen Frage, ob es richtig ist, dass die Band derzeit weiter tourt. Die Argumente sind ähnlich: "Warum sollte man eine gesamte Band in Sippenhaft nehmen, so lange überhaupt nichts rechtskräftig festgestellt wurde?", meint die 28 Jahre alte Franziska aus Mittelsachsen. "Bis zum Beweis der Vorwürfe gilt die Unschuldsvermutung", formuliert etwa die 47 Jahre alte Jana aus dem Ilm-Kreis ein häufig genanntes Argument.
Ich könnte nicht damit leben, solch einen Spaßevent besucht zu haben...
Viele Fans ringen aber nach eigener Aussage auch sehr mit der aktuellen Situation. Er sei bereits auf zwei Rammstein-Konzerten in Dresden gewesen und angesichts der jetzt erhobenen Vorwürfe schockiert und zutiefst verstört, schreibt etwa der 31 Jahre alte Philipp aus dem Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Auch Felix aus Jena schreibt, sollten sich die Vorwürfe bewahrheiten, könnte er nicht damit leben, "solch einen Spaßevent besucht zu haben". Stefanie aus Dresden berichtet, sie sei seit 20 Jahren Rammstein-Fan. "Aber ganz grundsätzlich bin ich eine Frau – und damit gilt meine volle Solidarität Opfern von Übergriffen und Gewalt", so die 33-Jährige. Mit Blick auf die derzeitige Situation schlägt das Stimmungsbild insgesamt für Band-Tour und Tour-Besuch aus. "Erst der Beweis, dann die Konsequenz. Mehr muss man nicht sagen", formuliert es etwa Steffen, 51 Jahre, aus dem Altmarkkreis Salzwedel.
Mögliche Konsequenzen für die Band
Doch angenommen, die erhobenen Vorwürfe bewahrheiten sich, welche Konsequenzen müsste die Band dann aus Sicht der Befragten ziehen?
Gut die Hälfte der Befragten ist der Ansicht, in diesem Fall müsste sich Rammstein von Frontmann Till Lindemann trennen. Immerhin ein Drittel findet, auch dann könnte der Sänger in der Band bleiben. Jeder Zehnte positioniert sich in dieser Frage weder in die eine noch in die andere Richtung. Etwa jeder Dritte tendiert dazu, dass sich Rammstein auflösen müsste, sollten die Vorwürfe sich als wahr erweisen.
Über MDRfragt
MDRfragt ist eine Plattform für Online-Befragungen, mit der die Menschen in Mitteldeutschland regelmäßig ihre Meinung zu aktuellen Themen äußern können. Ob Tempolimit, Braunkohle-Aus oder Breitbandausbau – Ihre Meinung zu gesellschaftlich relevanten Themen findet hier einen besonderen Platz. Teilnehmen kann jeder, der seinen Wohnsitz in Sachsen, Sachsen-Anhalt oder Thüringen hat und mindestens 16 Jahre alt ist.
Über die Befragung
Die Befragung vom 08.-12.06.2023 stand unter der Überschrift:
Rammstein-Vorwürfe – Kunst boykottieren oder weiter konsumieren?
Insgesamt sind bei MDRfragt 65.593 Menschen aus Mitteldeutschland angemeldet (Stand 12.06.2023, 10 Uhr).
21.804 Menschen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen haben online an dieser Befragung teilgenommen.
Nach eigenen Angaben haben die Teilnehmenden folgenden Bezug zu Rammstein und deren Musik:
Bin / war Fan: 2.693 (12 %)
Höre / hörte ihre Musik: 7.850 (36 %)
Habe in der Vergangenheit Konzerte besucht: 2.205 (10 %)
Habe Tickets für die aktuelle Tournee: 710 (3 %)
Nichts davon: 12.857 (59 %)
Verteilung nach Altersgruppen:
16 bis 29 Jahre: 420 Teilnehmende
30 bis 49 Jahre: 3.569 Teilnehmende
50 bis 64 Jahre: 9.382 Teilnehmende
65+: 8.433 Teilnehmende
Verteilung nach Bundesländern:
Sachsen: 11.248 (52 Prozent)
Sachsen-Anhalt: 5.318 (24 Prozent)
Thüringen: 5.238 (24 Prozent)
Verteilung nach Geschlecht:
Weiblich: 9.711 (45 Prozent)
Männlich: 12.017 (55 Prozent)
Divers: 76 (0,3 Prozent)
Die Ergebnisse der Befragung sind nicht repräsentativ. Wir haben sie allerdings in Zusammenarbeit mit dem wissenschaftlichen Beirat nach den statistischen Merkmalen Bildung, Geschlecht und Alter gewichtet. Das heißt, dass wir die Daten der an der Befragung beteiligten MDRfragt-Mitglieder mit den Daten der mitteldeutschen Bevölkerung abgeglichen haben.
Aufgrund von Rundungen kann es vorkommen, dass die Prozentwerte bei einzelnen Fragen zusammengerechnet nicht exakt 100 ergeben.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR um 4 | 14. Juni 2023 | 16:00 Uhr