MEDIEN360G im Gespräch mit... Dr. Kai Gniffke
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11. April 2019, 16:14 Uhr
In seiner Journalisten-Laufbahn und als langjähriger Chefredakteur von ARD-aktuell sind Kai Gniffke unzählige Nachrufe untergekommen. Trotzdem sei der Tod kein Thema, mit dem Redaktionen "ständig hausieren" gehen. Dabei gehört die Würdigung postum zum Reportoire einer jeden Nachrichtenredaktion. Welche Person bereits vorab einen Nachruf erhält, erklärt uns Kai Gniffke.
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MEDIEN360G: Warum bereiten viele Redaktionen Nachrufe vor?
Kai Gniffke: Um dem Leben und dem Werk eines Verstorbenen oder einer Verstorbenen gerecht zu werden, sollte man schon mit einer gewissen Ruhe und vor allen Dingen auch mit einer bestimmten Recherchetiefe so einen Nachruf angehen. Da finde ich, ist nichts Anrüchiges dran, aber tatsächlich ist das Thema Tod und Sterben nicht so, dass man ständig damit hausieren geht.
MEDIEN360G: Wie viele Personen stehen auf der Nachrufliste?
Kai Gniffke: Auf unserer Nachrufliste mit den kürzeren Formaten haben wir etwa 600 bis 700 Menschen, die darauf vermerkt sind. Persönlichkeiten, die wir dann auch mit einem Nachruf bedenken würden, wenn sie, was der Himmel vermeiden mag, tatsächlich ums Leben kämen. Was wir schon merken ist, dass durch das Aufkommen und diese förmliche Explosion von Medien in den letzten 50 Jahren – es gibt immer mehr Prominente. Nehmen Sie das banale Beispiel Sport: 1963 wurde die Fußballbundesliga gegründet und jetzt kommen die Fußballurgesteine, die erste Generation der Bundesligaspieler, kommt halt jetzt einfach in ein Alter, wo sich das Leben dem Ende nähert. Und plötzlich haben wir immer häufiger Nachrufe über berühmte Fußballspieler in unseren Sendungen. Und das gilt für andere Lebensbereiche auch.
MEDIEN360G: Wer kommt auf diese Nachrufliste?
Kai Gniffke: Es hat nichts mit dem Alter zu tun, da sind auch sehr junge Menschen darauf. Es ist keine feste Kategorie, die nur Politikern vorbehalten ist, sondern das sind auch Künstler, Schauspieler, Fußballspieler, also berühmte Sportler, einflussreiche Wirtschaftsakteure. Das alles kann man sein, um im Nachhinein tatsächlich mit einem Nachruf gewürdigt zu werden. Wenn wir Informationen bekommen, dass es Jemanden sehr schlecht geht, dann guckt man schon einmal vorsorglich: Haben wir da auch noch einen Nachruf und ist der tatsächlich noch à jour. Aber es ist keine Liste, die davon abhängt, wie alt oder wie gebrechlich jemand ist, sondern einfach: Ist es Jemand, der jetzt einen Nachruf verdient hätte?