OPER!Awards 2024 Der Preisträger richtet aus!
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30. Januar 2024, 15:15 Uhr
In der Film- und Buchbranche sind Preisverleihungen business as usual, bei der Oper hingegen sieht es da noch etwas mau aus. Der Lichtblick hierzulande: Die seit 2019 vergebenen OPER!Awards. Am Montagabend ging der Preissegen in Amsterdam über die Bühne, denn De Nationale Opera & Ballet wurde als bestes Opernhaus 2023 geehrt und wer den Ruhm hat, der richtet aus.
Es wurde eine festliche Gala mit blutrotem Schmuckvorhang, riesigen Kronleuchtern, einem Blumenmeer am Bühnenrand, der Niederländischen Philharmonie sowie extra angereisten Preisträgern und Preisträgerinnen. Darunter die Sopranistin Ermonela Jaho, Bari-Tenor Michel Spyres, der junge Bariton Huw Montague Rendall, auch Waltraud Meier, die den Preis für ihr Lebenswerk erhielt und Markus Hinterhäuser, Intendant der Salzburger Festspiele.
Am Ende war eine bestens vorbereitete, von den deutschen Jury-Mitgliedern auf Englisch – mehr oder weniger kurzweilig – präsentierte, gut dreistündige PR-Show in Sachen Oper zu erleben, die auf der Plattform "Opera Vision" auch live gestreamt wurde.
Die Jury: Gute Vernetzung und hohe fachliche Kompetenz
Spiritus Rector der zum vierten Mal verliehenen OPER!Awards ist der Musikwissenschaftler Dr. Ulrich Ruhnke, der auch das digitale Magazin OPER! begründete. Er und die Jury, der Kritiker und Kritkerinnen wie Eleonore Büning, Uwe Friedrich, Manuel Brug oder Kai Luehrs-Kaiser angehören, sind Motor und Garant des Unternehmens. Sie alle stehen für hohe fachliche Kompetenz, sind zudem in der Szene bestens vernetzt. Das verschaffte den OPER!Awards binnen kürzester Zeit einen großen Resonanz-Raum.
Dabei ist das, was so eine Jury im Vorfeld zu leisten hat, nicht zu unterschätzen. Denn zunächst gilt es, zahlreiche Fragen zu beantworten: Wer tut was in der Szene auf welchem künstlerischen Niveau? Was gibt es Neues? Welche Wiederentdeckung lohnt? Welche Sängerin bzw. welcher Sänger hat in welcher Produktion oder mit welcher CD besonders überzeugt? Und wer war der/die beste Regisseur oder Regisseurin des Jahres 2023?
Für die Jury heißt das, möglichst viel an den Theatern zu begutachten, abzuhören, zu analysieren, einzuordnen und gelegentlich auch kontrovers zu diskutieren. Danach erst werden die zwanzig, nicht dotierten Preise festgelegt.
Austragungsort als eigener Preisträger
Dass die Amsterdamer zum besten Opernhaus 2023 gekürt wurden, begründete die Jury unter anderem damit, dass De Nationale Opera Amsterdam unter ihrer Intendantin Sophie de Lint in vorbildlicher Weise zeige, wie ein Opernhaus in einer diversen, modernen Stadtgesellschaft Relevanz und Akzeptanz erzeugen kann. "Anspruchsvolle Angebote", so die Jury weiter, "und die passende Ansprache bringen Menschen unterschiedlicher Herkunft, Prägung und Interessen unter das gemeinsame Dach des Hauses am Waterlooplein."
De facto verbindet sich die Oper offensiv mit Partnern in und außerhalb der Stadt, Oper und Ballett werden konzeptionell häufig zusammen gedacht. Außerdem gibt es mit dem "Studio Boekman" eine kleine Bühne mit angeschlossenem Cafe, wo viele unterschiedliche Formate ausprobiert werden können.
Große Freude für Meiningen
Riesenfreude herrschte in Meiningen, als bekannt wurde, dass das Staatstheater für die gelungenste Wiederentdeckung einen OPER!Award erhielt. In der Tat erwies sich Georges Bizets "Ivan IV." – jenseits aller überhitzten Carmen-Träume – als ein wirklich gutes Stück, das Intendant Jens Neundorff von Enzberg im Februar 2023 als deutsche Erstaufführung herausbrachte (Regie, Bühne, Kostüme: Hinrich Horstkotte).
Und auch Künstler wie Nathalie Stutzman (geehrt für ihr Tannhäuser-Dirigat in Bayreuth), der vielseitige Michel Spyres, der sich peu a peu ins Helden-Tenorfach vorarbeitet, der stilistisch unschlagbar breit-aufgestellten Monteverdi Choir oder Bühnenbildner Paul Zoller (zeichnet u.a. für das Bühnenbild der nächsten Ballett-Premiere an der Oper Leipzig verantwortlich) – sie alle stehen für künstlerische Exzellenz, die zurecht mit den OPER!Awards gewürdigt wurde. Allein die stark westeuropäische Zentrierung sollte perspektivisch hinterfragt werden. Fakt ist aber auch, dass dieser Opern-Preis schon nach vier Jahren quasi unentbehrlich ist!
Dieses Thema im Programm: MDR KLASSIK | MDR KLASSIK am Morgen | 30. Januar 2024 | 09:10 Uhr