Fünf Fragen und Antworten zu den Wagner-Festtagen in Leipzig Ab in die (Wagner-) Oper?!
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21. Juni 2022, 00:00 Uhr
In Leipzig, der Geburtsstadt des Komponisten Richard Wagner, werden alle seine dreizehn Opern aufgeführt. "Wagner 22 – 3 Wochen Unendlichkeit" ist das Motto der Oper Leipzig. Was sollte das Publikum zuvor wissen? MDR KLASSIK hat eine Auswahl getroffen:
Was ist das Besondere am Leipziger Festival "Wagner22"?
Binnen 25 Tagen sämtliche 13 Wagner-Opern (also auch die für den Komponisten eher untypischen Frühwerke) chronologisch aufzuführen, ist organisatorisch, künstlerisch, physisch und mental für alle Beteiligten eine enorme Herausforderung und in dieser Form einmalig.
Zudem dürften nach knapp 50 Stunden reiner Musikzeit selbst eingefleischte Wagnerianer zugeben: Nicht einmal Richard kam als Genie auf die Welt (ein Narrativ, das er selbst pflegte!), denn auch er wurde zunächst durch andere Komponisten und Trends beeinflusst.
Warum ist Wagner so schwer zu singen?
Weil eine Wagner-Oper in der Regel mindestens 4 bis 5 Stunden dauert. Zudem brauchen Sängerinnen und Sänger angesichts des riesigen Orchester-Apparates Stimmbänder wie Schiffstaue bzw. Nerven aus Stahl. Wagner-Gesang ist Hochleistungssport.
Einige Wagner-Partien sind zudem als mörderisch verschrien, seit der Uraufführungs-Tenor des "Tristan", Ludwig Schnorr von Carolsfeld, wenige Wochen nach der Uraufführung 1865 mit nur 29 Jahren überraschend verstarb. Die genaue Todesursache ist allerdings nicht bekannt.
Was ist ein Leitmotiv und wozu gibt es das?
Leitmotive sind so etwas wie ein musikalisches Navigationsgerät: Melodisch prägnant, strukturieren sie Auf- und Abgänge von Figuren, verraten vorab wer kommen bzw. was demnächst passieren wird und weisen auf wichtige Requisiten wie zum Beispiel das Schwert hin.
Sie lösen zudem Stimmungen aus und geben dem Opernbesucher und der Opernbesucherin das gute Gefühl, sich in dem Stück bestens auszukennen. Wagner selbst mochte den Begriff nicht, er sprach von "Gefühlswegweisern".
Wie übersteht man eine Wagner-Oper bei Außentemperaturen ab 30 Grad?
Vor dem Besuch einer Wagner-Oper empfiehlt sich ein leichtes Mahl ebenso, wie atmungsaktive Kleidung, ein Fächer sowie Sneaker, statt High Heels. Um auch im 3. Aufzug noch aufnahmefähig zu sein, sollte man sich wahlweise mit proteinhaltigen Energie-Riegeln, Würsteln, Brezen und alkoholfreiem Hefeweizen versorgen.
Zusätzlich lässt sich der erschlaffte Kreislauf mit einem Kneippkur-Gang (zum Beispiel im Freiluftbad Bürgerreuth auf dem Grünen Hügel) wieder auf Touren bringen. Sollte die Vorstellung außerhalb Bayreuths besucht werden, tut es in der Regel auch ein Springbrunnen.
Warum polarisiert Wagner so stark?
Es gibt Wagner-Verehrer und Wagner-Verächter, dazwischen kaum etwas. Wagners Werke faszinieren oder sie werden abgelehnt – so wie Wagner selbst. Der war künstlerisch ein Visionär, temporär auch Revolutionär.
Später freundete Wagner sich mit dem "Märchenkönig" König Ludwig II. an, konnte dadurch seine künstlerisch-hochfliegende Idee eines Festspielhauses in Bayreuth finanzieren.
Und Wagner war Antisemit! In seinem Pamphlet "Das Judenthum in der Musik" sprach er den Juden jedwede Befähigung zur Kunst ab. Das ist ein Grund, warum Richard Wagners Werke nicht in Israel aufgeführt werden und er bis heute einer der umstrittensten Komponisten ist.
Obwohl sämtliche Aufführungen der Wagner-Festtage ausverkauft sind, gibt es die Chance, Restkarten an der Abendkasse zu erwerben. „Der Fliegende Holländer“ am 25. Juni sowie „Tannhäuser“ am 26.Juni werden jeweils live und kostenfrei auf den Leipziger Augustusplatz übertragen.
Dieses Thema im Programm: MDR KLASSIK | MDR KLASSIK am Morgen | 20. Juni 2022 | 07:10 Uhr